Wie werde ich Journalist?

Wie werde ich Journalist?

Der Journalist und Mitherausgeber der FAZ, Werner D’Inka, sprach im Juli 2011 an der Uni Freiburg über „Qualitätsjournalismus“. Für Studierende war besonders interessant zu erfahren, wie sie in den Journalismus einsteigen können. Für alle Interessierten hat uniCross noch einmal genau nachgefragt: Was müssen Studierende mitbringen, um als Journalisten durchzustarten, Herr D’Inka?

Große Tageszeitungen sind heutzutage online abrufbar, stellen Fotogalerien und Videobeiträge bereit. Somit ist die Zeitung auf dem Frühstückstisch nicht mehr die alleinige Repräsentation einer Zeitung. Inwiefern verändert dies die Arbeitswelt eines Journalisten? Was gehört heute zu den Aufgaben eines Journalisten? 

Inwieweit Zeitungsjournalisten künftig auch fotografieren oder Videos produzieren, wird jede Redaktion für sich entscheiden müssen. Im Lokaljournalismus ist es ohnehin schon seit Jahren üblich, dass Schreiber auch Fotos machen.

Nach meinem Dafürhalten, sollte das jeweilige Können die Grenze markieren: Wenn ein Autor auch gut fotografieren kann und mag, warum nicht? Es können aber nicht alle alles gleich gut. Es ist nicht gesagt, dass ein glänzender Filmemacher auch glänzend schreibt, und nicht jeder gute Zeitungsreporter ist ein gleich guter Radiomoderator.

Am schlimmsten fände ich, wenn das handwerkliche Niveau insgesamt sänke, weil alle alles machen müssen. Fußball-Bundestrainer Joachim Löw stellt ja Mesut Özil auch nicht ins Tor, nur damit er auch einmal Torwart war.

Während der Diskussion nach Ihrem Vortrag wurden Sie gefragt, welche Studiengänge Sie als Einstieg in den  Journalismus empfehlen. Sie haben in Ihrer Antwort deutlich gemacht, dass viele Wege in den Journalismus führen können. Welchen Weg empfehlen Sie? 

Die Vielzahl der Wege in den Journalismus lässt Berufsanfänger oft ratlos zurück. Da Sie sich mich nach einem Weg fragen, empfehle ich ein Fachstudium mit anschließendem Volontariat in einer Redaktion.

Ein Fachstudium deshalb, weil hier das Fundament an Sachwissen gelegt wird, auf dem Journalisten aufbauen. Nur aus einem fundierten Wissen entsteht ein sicheres Urteil.

Eine tiefgreifende und umfassende Recherche ist für die journalistische Arbeit unabdingbar. Genauso wie die psychische Voraussetzung auf Zeitdruck punktuell arbeiten zu können. Welche Voraussetzungen sollten Studierende noch mitbringen, die in den Journalismus wollen?

Sie sollten neugierig sein und ihr Leben lang neugierig bleiben. Sie sollten bereit sein, jeden Tag dazuzulernen. Sie sollten unabhängig sein in ihrem Denken und fair gegenüber denen, über die sie berichten. Sie sollten Distanz halten nach allen Seiten. Und sie sollten die Fähigkeit und die Bereitschaft zum Selbstzweifel besitzen.

Journalist ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Jeder kann sich Journalist nennen. Dennoch sind handwerkliche Fähigkeiten erforderlich. Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit in begrenzter Zeichenzahl informativ und interessant für den Leser zu schreiben. Wodurch zeichnet sich ein guter Journalist aus? 

Durch Begabung, Handwerk, Wissen und Charakter.

Begabung deshalb, weil es – wie in den meisten anderen Berufen auch – ohne ein gewisses Grundtalent nicht geht.

Handwerk deswegen, weil auch im Journalismus vieles lernbar ist: das Verfassen einer schnörkellosen Nachricht, der Aufbau einer guten Reportage, Fragetechniken für Interviews, das Zurechtkommen mit dem Zeitdruck und vieles andere mehr.

Wissen, weil Journalisten ihrem Publikum die Welt da draußen erklären können müssen.

Und Charakter, weil dieser Beruf leider auch Schaumschläger und Wichtigtuer anzieht.

Ein Volontariat dient als Einstieg in den Journalismus. Sie sagten, es sei schwer einen Platz zu ergattern. Woran liegt das? 

Weil der Journalismus immer noch ein Traumberuf für junge Leute ist, allen Ungewissheiten zum Trotz, die die Zukunft mit sich bringt.

Haben Sie Tipps für Studierende auf der Suche nach einem Volontariat?

Studium ernsthaft betreiben, Fremdsprachen lernen, über den Tellerrand hinausschauen, schon während des Studiums Kontakt zu Redaktionen suchen, zum Beispiel in Form von freier Mitarbeit.

Auch die Mitarbeit bei Schüler- oder Studentenzeitungen, bei einem Campusradio oder anderen Medien kann ein Anfang sein.

Die Zeitungen klagen über Gewinneinbußen durch die freie Onlineverfügbarkeit. Auch die FAZ sucht nach einer Strategie wie sich zukünftig gewinnbringend finanzieren kann. Nach Ihrem Vortrag riefen Sie die Studierenden auf, in diese Richtung weiter zu denken. Bei wem sollen sich Studierende melden, die Vorschläge haben? 

Gerne bei mir: nka@faz.de 

Die Fragen stellte Flavia Abele
Foto: IIJ/GIZ
Autoren:
Veröffentlicht am 12. Oktober 2011

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