Onkel und Tanten “à la carte”

Im schnellen Leben des 21. Jahrhunderts kommt es nicht selten vor, dass sich der Mensch einsam fühlt. Studierende, die weit weg von zuhause leben oder die durch das Schicksal ihre Eltern verloren haben, können beim Freiburger Verein “Wahlverwandtschaften” Unterstützung finden. Das nächste Treffen findet am Sonntag, 16. Oktober, statt.

Schluss mit der Einsamkeit. Der Freiburger Verein „Wahlverwandtschaften“ will Alt und Jung zusammen bringen. Die Idee ist, ein Netzwerk zu schaffen, in dem sich Menschen finden, denen familiäre Kontakte fehlen.

Die beiden Gründungsmitglieder Edlef Lange und Hanne Oesterle hatten schon lange die Erfahrung gemacht, dass auch in Freiburg manchen Menschen der Familienanschluss fehlt. “Oft leben gerade Studierende weit weg von zu Hause und bräuchten doch manchmal eine Art Familienmitglied, das sich ab und zu um sie kümmert”, sagt Hanne Oesterle.

Ältere Menschen, deren Kinder nicht mehr zu Hause wohnen oder nicht mehr leben, würden diese Rolle gerne einnehmen. Um beide Seiten zueinander zu bringen, gründeten die Familientherapeutin und der Jurist die Plattform „Wahlverwandtschaften e.V.“.

Anmelden auf dem  Internetportal

Finden können sich die Wahlverwandten bei den vom Verein angebotenen Treffen oder im Internet. „Problematisch ist, dass die jungen Menschen sich eher auf dem Internetportal orientieren oder anmelden, wohingegen die älteren zu den Treffen kommen“, sagt Lange.

Aber: “Wir stehen im Kontakt mit Studentenwohnheimen und Studierendengemeinden und arbeiten auch schon mit der Uni und dem Studentenwerk Freiburg zusammen.“ Auf diese Weise wollen sie auf ihre Arbeit aufmerksam machen und die Studierenden und junge Menschen ermutigen, sich anzumelden oder bei den Treffen vorbeizuschauen.

Ob Interessierte zu einem Treffen gehen oder sich im Internet anmelden: Bei „Wahlverwandten e.V.“ können sie einen Menschen kennenlernen, der den gleichen Wunsch hat oder mit seiner Erfahrung weiter hilft.

Ob das die “Wahl-Schwester” ist, die gegen Liebeskummer ein Mittel weiß oder der “Wahl-Onkel”, mit dem man ein hilfreiches Fachgespräch führen kann. Oder einfach die Möglichkeit hat, in einer familienähnlichen Weise irgendwo vertrauensvoll “anzudocken”.

“Wichtig ist uns, dass wir Menschen zusammen bringen, die Freundschaften schließen möchten”, sagt Hanne Oesterle.

Suchende sollen eine langfristige Beziehung zueinander aufbauen können. Ob daraus eine enge familiäre Beziehung oder eher eine distanziertere Freundschaft unter Erwachsenen wird, entscheiden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst.

Plattform ist überregional

Beim Suchen nach einem passenden Namen und Stöbern im Internet stießen Oesterle und Lange auf eine Gruppe aus Mönchengladbach, die sich mit dem gleichen Namen den gleichen Zielen widmet. “Das hat gut gepasst und jetzt arbeiten wir gemeinsam und überregional zusammen”, erklärt Lange. So gehört Freiburg zu einem der bundesweit inzwischen  vier ehrenamtlichen regionalen Arbeitsgruppen.


Von fachlicher Unterstützung bis zum selbstgemachten Kuchen

Erfahrungen als Wahlverwandte haben Oesterle und Lange bereits selbst gesammelt: Ob juristische oder psychologische Fragestellungen diskutieren oder einen Kuchen backen, Lange und Oesterle kennen die Aufgaben und auch die Freuden des Wahlverwandten-Daseins. Lange begleitet bis heute zwei junge Juristen, die sich –  weit weg von Zuhause – gerne zu einem vertrauten Gespräch einfinden.

Und auch Hanne Oesterle traf bei ihrer Arbeit als Trauerbegleiterin und Therapeutin immer wieder auf Menschen, die sie heute auch noch nach Jahren anrufen, wenn sie ein Problem haben, oder einfach nur einen Kaffee trinken wollen. Zu ihren “Wahl-Eltern” aus ihrer Studienzeit im Ausland hatte Oesterle lebenslangen Kontakt.

Bislang habe ihre Initiative ein durchweg positives Echo bekommen. Schon beim ersten Treffen im Mai und ebenso bei einem weiteren im Juli – immer in Räumen der Volkshochschule – seien fast 50 Menschen gekommen und es habe sich auch schon die eine oder andere Freundschaft entwickelt.

„Es ist nicht so, dass wir “Bedürftige” aneinander vermitteln“, sagt Lange. „Wir möchten nur den Menschen eine Chance geben, die Zuwendung und Erfahrung, die sie zu geben haben, auch an solche  Menschen geben zu können, die dieses brauchen oder sich wünschen.“

Nächstes Treffen


Wann
: Sonntag, 16.10.2011, 11 – 13 Uhr

Wo: Volkshochschule im Schwarzen Kloster, Rotteckring 12, Barocksaal

Für den 4.12.2011 ist das darauf folgende Treffen geplant.

Wichtige Info / Aktualisierung

Am 27. Februar 2012 teilte der Verein Wahlverwandtschaften e.V. die Trennung von der Lokalorganisation Freiburg mit. “Der Verein Wahlverwandtschaften e.V. ist ab sofort mit Veranstaltungen nicht mehr in Freiburg tätig. Etwaige weitere Aktivitäten unter diesem Namen stehen nicht in Zusammenhang mit dem Verein Wahlverwandtschaften e.V.”

Kontakt zur Freiburger Organisation: wahlverwandtschaften-freiburg@web.de

Veröffentlicht am 13. Oktober 2011

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