Nikolaus ein Feiertag?

Nikolaus ein Feiertag?

Vorweihnachtszeit ohne Nikolaus und Weihnachtsmärkte ohne Glühwein. Lena Jörger, die gerade ihr Auslandssemester in Granada verbringt, berichtet über Advent, Salsa und die Herausforderung des Plätzchenbackens.

Nikolaus ist in Spanien ein Feiertag? Als ich das rot markierte Datum in meinem Kalender sah, war ich ziemlich überrascht, musste aber relativ schnell feststellen, dass der 6. Dezember hier überhaupt nichts mit Nikolaus zu tun hat. In Spanien wird dieser Tag als „Tag der Verfassung“ gefeiert – den Nikolaus kennt man hier nicht.

Besonders für die zahlreichen belgischen Studierenden in Granada muss das eine herbe Enttäuschung sein, da die belgische Nikolauslegende besagt, dass er jedes Jahr aus Spanien anreist. Da kann man froh sein, wenn er wenigstens in Form eines Päckchens von zuhause doch den Weg zu einem findet.

Jedenfalls ist die Woche um den 6. und den 8. Dezember zumindest für mich in diesem Jahr sehr entspannt, da der 8. der „Tag der unbefleckten Empfängnis“ ist. Im Gegensatz zu Deutschland („Mariä Empfängnis“) ist der in Spanien noch ein offizieller Feiertag und die meisten Dozierenden machen an den Tagen zwischen den beiden Feiertagen sogenannte „puentes“, also Brückentage.

Weihnachtsstimmung bei 17 Grad?

Doch Nikolaus hin oder her, richtige Weihnachtsstimmung kommt trotz der vielen bunten Lichter, die nachts über den Straßen Granadas leuchten, und der Dekoration in den Schaufenstern nicht wirklich auf. Bei strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und milden 17 Grad tagsüber ist das aber auch etwas schwierig.

Lena unter der weihnachtlichen Beleuchtung der Calle Reyes Católicos

Ebenso wie Plätzchenbacken. Das erste Problem besteht schon mal darin, überhaupt geeignete Ausstechförmchen zu finden. Wie alles, was man günstig für den Haushalt braucht, sucht man auch die am besten in einem „Chino“. So werden in Spanien die „Ein-Euro-Läden“ genannt, die aber nur manchmal auch wirklich Chinesen gehören. Ein weiteres Problem sind die Zutaten. Vor allem bunte Zuckerstreusel muss man eine Weile suchen. Doch trotz aller Mühe, das Endergebnis kann sich schließlich sehen und zum Glück auch schmecken lassen.

Weihnachtsmärkte mit Sonnenblumenkernen

Auch die „Weihnachtsmärkte“, von denen es in Granada gleich drei kleinere gibt, sind anders als die in Deutschland: Nicht nur, dass es keinen Glühwein gibt, auch dieses ganz spezielle Weihnachtsmarktambiente fehlt und statt gebrannten Mandeln gibt es gebrannte Sonnenblumenkerne. Aber kein Wunder, schließlich sind Weihnachtsmärkte genau wie Weihnachtsplätzchen keine ursprünglich spanischen Traditionen.

Weihnachtsmarkt auf der Plaza Bibrambla

Um die „nicht-weihnachtliche“ Stimmung perfekt zu machen, habe ich außerdem noch zwei Mal wöchentlich meinen Salsakurs in einem Club. Sobald man den betritt und die Musik hört, ist die Vorfreude auf Weihnachten nämlich endgültig verflogen und man möchte am liebsten sofort in die Karibik reisen.

Doch dieser Reiselust kann man Abhilfe verschaffen. Die beiden Organisationen ESN (Erasmus Student Network) und AEGEE (Association des États Généraux des Étudiants de l’Europe), die neben Granada auch in vielen weiteren spanischen Städten vertreten sind, bieten regelmäßig Tagesausflüge oder Kurztrips in die verschiedensten Städte an.

Im Prinzip kann man so jedes Wochenende günstig verreisen und das Land erkunden. Wer nicht gerne in einer großen Gruppe reist, der kann auch auf eigene Faust durch Spanien touren. Das Busnetz ist nämlich sehr gut ausgebaut und die Preise sind ziemlich günstig.

Und falls man doch zuhause bleibt, kann man sich mit einem Blick auf die Schneebedeckte Sierra Nevada wenigstens ein bisschen in Winterstimmung versetzen.

In Spanien verreisen

mit ESN, AEGEE und ALSA (spanisches Busunternehmen)

www.esngranada.org/

wdb.ugr.es/~aegee/cms/start/es

www.alsa.es

Fotos: Lena Jörger
Autoren:
Veröffentlicht am 14. Dezember 2011

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