Rent an American

Caren Garcia kommt aus den USA und studiert zurzeit an der Uni Freiburg. Nebenbei nimmt sie an dem Programm „Rent an American“ teil, bei dem amerikanische Studierende an Schulen in Baden-Württemberg ihr Land vorstellen und die Fragen der Schüler beantworten, auf Englisch natürlich. Was sie dabei erlebt, erzählt sie im Interview. 

Caren, du studierst in Freiburg zur Zeit Politikwissenschaften und Germanistik. Was gefällt dir am Studium in Freiburg?

Die Uni Freiburg ist für mich eine tolle Uni, da sie viel kleiner ist als meine Uni in Austin, Texas. Dort sind ungefähr 50.000 Studierende, während es in Freiburg ja nur so 22.000 sind. Mir gefällt aber auch das Leben in Freiburg insgesamt, da ich hier bisher sehr netten Leuten begegnet bin und die Stadt und der Schwarzwald sehr schön sind.

Du nimmst an dem Programm „Rent an American“ teil, bei dem amerikanische Studierende an deutschen Schulen ihr Land vorstellen. Wie kam es dazu?

Von dem Programm habe ich über das Carl-Schurz-Haus erfahren, das das Projekt auch organisiert. Das Projekt ist ein Freiwilligendienst. Da ich vorher schon an einer Schule in den USA Deutsch unterrichtet habe, was mir sehr gut gefallen hat, hat es mich gereizt an dem Programm „Rent an American“ teilzunehmen. Ich kann mir vorstellen, später als Lehrerin zu arbeiten.

Seit wann bist du dabei?

Im November letzten Jahres, also kurz nach meinem Studienbeginn in Freiburg, hatte ich die ersten Unterrichtsbesuche. Seitdem verbringe ich ungefähr ein bis zweimal pro Monat eine Schulstunde in einer Klasse, um dort mein Land vorzustellen. Jeden Monat gehe ich an eine andere Schule in Baden-Württemberg und besuche auch immer verschiedene Klassenstufen. Es macht mir sehr viel Spaß.

Wie läuft eine Unterrichtsstunde ab?

Natürlich spreche ich während des Unterrichts die ganze Zeit Englisch und erzähle den Schülern vom Leben in Amerika. Oft werden aber von den Lehrern, die während der Unterrichtsstunde anwesend sind, Themen vorgegeben. Ein Thema war zum Beispiel Immigration. Darüber konnte ich viel erzählen, da ich in El Paso, Texas, direkt an der Grenze zu Mexiko, aufgewachsen bin.

Da sich die Lehrer meist die Themen für die Stunde überlegen, muss ich mich nicht auf den Unterricht vorbereiten, sondern beantworte einfach die Fragen der Schüler. Oft wird vorher aber auch gar nichts geplant und die Fragen der Schüler geben komplett vor, in welche Richtung der Unterricht geht.

 

Wie begegnen dir die Schüler?

Oft sind die Schüler überrascht, wenn sie mich Englisch sprechen hören. Da an den Schulen eher britisches Englisch unterrichtet wird, sind sie es nicht so gewohnt amerikanisches Englisch zu hören. Viele Schüler sind dann aber begeistert, wenn sie erfahren, dass ich aus den USA komme und Englisch meine Muttersprache ist.

Gegen Ende des Unterrichts sorge ich dann oft nochmal für eine Überraschung indem ich mich von den Schülern auf Deutsch verabschiede. Vorher sollen sie nicht wissen, dass ich Deutsch spreche, da sie während des Unterrichts ja ihr Englisch trainieren sollen.

 

Sind die Schüler motivierter in deiner Gegenwart Englisch zu sprechen oder haben sie stärkere Hemmungen, weil du Muttersprachlerin bist?

 Sobald die Schüler merken, dass ich Muttersprachlerin bin, sind sie sehr motiviert Englisch zu sprechen und wollen viel sagen. Manchmal ist es für sie noch schwierig, das auszudrücken, was sie gerne sagen würden. Es ist für mich aber immer schön zu sehen, wie motiviert die Schüler sind, wenn ich da bin.

Welchen Eindruck hast du von den deutschen Schülern verglichen mit Schülern aus den USA?

Ich bin immer überrascht wie gut die meisten Schüler hier schon Englisch können. In den USA sind die Schüler viel schlechter in Fremdsprachen, was aber auch daran liegt, dass wir viel weniger Fremdsprachenunterricht haben. An meiner Heimatschule in Texas haben die Schüler nur zwei Jahre Französisch oder Spanisch.

Das ist viel zu wenig, um eine neue Sprache wirklich zu lernen. In Deutschland lernen die Schüler ja schon ab der fünften Klasse Englisch oder sogar früher.

Hat dich manchmal überrascht, welches Bild die deutschen Schüler von den USA haben?

 In einer Klasse hat sich während der Diskussion zum Thema ‘Immigration in die USA’ herausgestellt, dass einige Schüler dachten, dass alle Mexikaner illegal in den USA seien. Das hat mich schon irritiert. Umso wichtiger war es mir, ihnen zu erklären, dass das nicht immer zutrifft, da viele Mexikaner ja in den USA geboren wurden oder auch sonst ganz legal dort leben. Schließlich bin ich selbst Tochter mexikanischer Einwanderer.

Lustig war für mich ansonsten, dass viele Schüler davon ausgingen, dass man überall in den USA irgendwelchen Stars über den Weg läuft. Außer in Los Angeles oder New York, trifft das natürlich nicht zu.

Weitere Infos:

Mehr zum Projekt
“Rent an American- Die USA zu Gast in deutschen Klassenzimmern”
gibt’s unter

www.carl-schurz-haus.de

und unter 

www.rentanamerican.de

Foto: Birte Förster
Veröffentlicht am 21. März 2012

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