Wie organisiere ich eine studentische Tagung?

Wie organisiere ich eine studentische Tagung?

Acht Masterstudierende organisierten im Mai die studentische Tagung „Raum & Zeit: Wege und Bewegung in der Geschichte“. Jetzt suchen die Studierenden Nachwuchs! Julia Harpers und Benjamin Brendel erklären im Interview, wie sie die Tagung organisiert haben und warum es sich lohnt, es nicht bei dieser ersten zu belassen.

Julia und Benjamin, ihr studiert beide im 4. Semester den Master ‘Vergleichende Geschichte der Neuzeit’ an der Uni Freiburg. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, in Freiburg eine studentische Tagung zu veranstalten?

Benjamin: In Bremen fand vor einiger Zeit etwas Ähnliches statt, das hat ein Kommilitone von uns miterlebt und davon erzählt. Wir fanden das super und haben spontan beschlossen, das hier in Freiburg auch zu versuchen. Insgesamt waren wir eine Gruppe von acht Studenten. Große Unterstützung haben wir von einem unserer Dozenten bekommen, er hat sich Mühe gegeben und Zeit für uns genommen.

Wie seid ihr die Organisation angegangen?

Julia: Zuerst haben wir uns auf die Thematik geeinigt, das ging relativ schnell. Dann haben wir verschiedene Organisationsteams gebildet, die sich um die Finanzierung, die Werbung, und die allgemeine Kommunikation gekümmert haben. Außerdem hatten wir jemanden, der sich nur um die E-Mails gekümmert hat und haben eine Wiki-Plattform erstellt, über die wir auch kommuniziert haben. Von der Idee bis zur tatsächlichen Tagung sind neun Monate vergangen.

Auch eine eigene Webseite erstellten die Organisatoren für die Tagung.

Was waren eure konkreten Rollen bei der Organisation?

Benjamin: Ich war im Finanz-Team.

Julia: Ich zuerst auch. Als die Finanzierung dann stand, haben wir die Gruppen nach den anfallenden konkreten Aufgaben neu verteilt, ich habe mich später ums Catering gekümmert.

Wie habt ihr die Finanzierung der Tagung geregelt?

Benjamin: Wir wurden vor allem von den Freunden und Alumni der Universität Freiburg und dem FRIAS unterstützt, das einen Großteil der Kosten getragen hat. Doch wir hatten auch Angebote von einigen studentischen Gruppen und vom Historischen Seminar, deren finanzielle Hilfe wir letztendlich aber nicht benötigten. Für eine nächste Tagung wären also durchaus noch Kanäle zur Finanzierung offen. Außerdem schlug unser Professor vor, uns mit der Initiative für den Landeslehrpreis zu bewerben*.

Julia: Was uns viel Geld gekostet hat, war der Gastvortrag am Freitagabend. So etwas könnte man natürlich auch einsparen, was schade, aber eine Möglichkeit wäre.

Der Dozent des Gastvortrages lehrt in Konstanz. Wie seid ihr auf ihn gekommen?

Julia: Der Großteil unserer Gruppe hatte einmal ein Seminar bei ihm. Wir haben ihn angeschrieben und er hat spontan zugesagt.

Die anderen Vorträge wurden von Studierenden aus ganz Deutschland gehalten. Wie habt ihr die Tagung so bekannt gemacht?

Julia: Wir haben Flyer und Plakate gedruckt, um Werbung zu machen. Außerdem haben wir die Sekretariate vieler ausgewählter Universitäten in ganz Deutschland, aber auch in Österreich, Luxemburg, im Elsass und der Schweiz angeschrieben, ihnen unsere Werbematerialien geschickt und gebeten, die Information und den Aufruf für die Redner an die Studenten weiterzugeben. Zudem haben wir die Fachschaften dieser Unis kontaktiert und informiert. Das hat sehr gut funktioniert.

Benjamin: Wir hatten sehr viele Angebote und Interessenten und konnten am Ende nur eine Auswahl annehmen. So hatten wir Vorträge aus ganz Deutschland und sogar aus Wien.

Was ist denn besonders gut gelaufen und was eher nicht?

Benjamin: Sehr gut war unser Gruppenklima trotz einiger Meinungsverschiedenheiten. Jede Ansicht wurde beachtet und diskutiert, wir waren wirklich auf einem hohen demokratischen Niveau.

Julia: Das war ab und zu natürlich auch ermüdend, weil manches doppelt besprochen wurde. Daher ist unser Tipp für die nächste Gruppe auf jeden Fall, mehr Protokolle zu schreiben und Ergebnisse schriftlich festzuhalten, um längere Diskussionen zu vermeiden.

Sehr gut war, dass wir uns Zwischenziele und Fristen gesetzt haben. Das motiviert, da man immer wieder kleine Erfolgserlebnisse hat.

Benjamin: Der Ablauf der Tagung selbst hat dann fantastisch geklappt. Wir haben die ganze Zeit auf die große Katastrophe gewartet, doch sie kam einfach nicht. Spannend wurde es, als eine Studentin, die einen Vortrag halten sollte, eine halbe Woche vor der Tagung plötzlich abgesprungen ist.

Doch glücklicherweise ist ein Kommilitone von uns aus Freiburg spontan eingesprungen. Insgesamt haben wir sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, in Bremen und Mainz entstehen gerade ähnliche Initiativen. Die Tagung wurde von vielen Gästen besucht, wir hatten Teilnehmer aus ganz Deutschland und die Mühe hat sich gelohnt – wir haben viel zurückbekommen. Die Tagung war wirklich ein Erfolg.

Julia: Und damit das Wissen nicht verloren geht, möchten wir unsere Erfahrungen jetzt gerne an eine nächste Generation weitergeben und für eine neue Gruppe werben.

Welche Voraussetzungen müssen Studierende mitbringen, die die nächste Tagung organisieren?

Julia: Wichtig ist uns, dass die Studenten Spaß daran haben, etwas zu organisieren und Lust haben, Praxis zu schnuppern. Sinnvoll ist ein fortgeschrittenes Bachelorstudium, sonst ist vor allem Motivation wichtig. Jeder ist willkommen, unabhängig vom Studienfach und Fachsemester!

Mitmachen!

Das Informationstreffen zur Organisation einer studentischen Tagung findet am Dienstag, den 31. Juli 2012 um 12 Uhr im Europacafé statt!

Fragen?

Bei Fragen zur Tagung könnt ihr euch hier melden: durchraumundzeit2012@googlemail.com

Die Tagung

Zur Tagungs-Webseite:  www.studentische-tagung.geschichte.uni-freiburg.de

*Hinweis vom 26.7.2012: Die Initiative wurde nicht wie dargestellt, bereits für den Landeslehrpreis vorgeschlagen.

Foto: Sophie Aschenbrenner
Screenshot: Webseite
Veröffentlicht am 24. Juli 2012

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