Goodbye Exzellenz!

Goodbye Exzellenz!

An zahlreichen Lehrstühlen der Uni Freiburg herrschte Hektik am 15. Juni 2012. An diesem Tag wurde bekannt gegeben, welchen Förderungsanträgen in Rahmen der Exzellenzinitiative stattgegeben wurde. Am Nachmittag dann das – aus Freiburger Sicht – ernüchternde Ergebnis: Die Albert-Ludwig-Universität wird den Titel Elite-Uni nicht mehr tragen. Doch was ist die Exzellenzinitiative eigentlich? 4 Antworten.

Was ist die Exzellenzinitiative?

Die Exzellenzinitiative wurde im Jahre 2005 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Forschung an deutschen Hochschulen zu stärken. Der Wettbewerb ist aufgeteilt in drei sogenannte Förderlinien:

In den Graduiertenschulen soll eine optimale Ausbildung von Doktoranden in bestimmten Forschungsbereichen gewährleistet werden.

Die sogenannten Exzellenzcluster sind Forschungsgruppen, die interdisplinär arbeiten. Die Förderung hier soll innovative Projekte unterstützen und so den Wissenschaftsstandort Deutschland stärken.

In dem Bereich Zukunftskonzepte können sich lediglich solche Universitäten bewerben, die über mindestens einen geförderten Exzellenzcluster sowie eine geförderte Graduiertenschule verfügen. Ein Zukunftskonzept beschreibt die langfristige Strategie einer Universität, wie sie ihre Spitzenforschung und Nachwuchsförderung ausbauen und verbessern will.

Die Deutsche Forschungs Gemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat der Bundesregierung entscheiden auf Basis der Empfehlungen der zumeist internationalen Gutachter, welche Universitäten in welchen Bereichen gefördert werden. Den Status als Exzellenzuniversität dürfen nur solche Universitäten tragen, die in allen drei Bereichen gefördert werden.

Die Studierenden betrifft der Wettbewerb nur indirekt, denn der Bereich Lehre ist weder ein Auswahlkriterium, noch wird er gefördert.

Weshalb ist die Uni Freiburg keine Elite-Uni mehr?

Seit 2007 erhielt die Uni Freiburg in allen drei Förderlinien Gelder und durfte sich somit Exzellenz-Uni nennen. Der Grund dafür, dass die Uni diesen Titel nun verloren hat, ist der abgelehnte Antrag auf weitere Förderung des Freiburger Zukunftkonzeptes “Windows for Research”.

Das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) war hierzu im Zuge der Exzellenzinitiative gegründet worden und vereint die vier Forschungsbereiche Geschichte, Sprachen und Literatur, Lebenswissenschaften, sowie Soft Matter Research, womit sich insbesondere Chemiker, Physiker und Microsystemtechniker beschäftigen.

Am FRIAS können Forscher frei und interdisziplinär arbeiten. Die Uni Freiburg will – laut einer Pressemeldung der Uni vom 15.6.2012 – jedoch „das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) fortführen, auch wenn die Mittel nun nicht so reichhaltig fließen werden.“

Ein weiterer Pfeiler des Zukunftskonzepts des Neuantrags ist das University College Freiburg (UCF).

Welche Bereiche erhalten Fördergelder?

Weiterhin gefördert werden – wie bereits seit 2007 – die Spemann Graduierten Schule für Biologie und Medizin (SGBM), sowie das Exzellenzcluster Zentrum für biologische Signalstudien (BIOSS). Das Exzellenzcluster BrainLinks – BrainTools wird – dank des erfolgreichen Neuantrags – zukünftig ebenfalls Gelder erhalten. Die Förderung der drei Bereiche ist für die nächsten 5 Jahre zugesichert und hat insgesamt einen Umfang von bis zu 92,5 Millionen Euro.

Die Spemann Graduierten Schule soll eine exzellente Ausbildung von Doktoranden im Bereich der Lebenswissenschaften – also insbesondere Biologie, molekulare Medizin oder Biotechnologie – gewährleisten. Am BIOSS wird zu biologischen Signalprozessen – den Lebensgrundlagen aller Zellen eines Organismus – geforscht.

Der Neuling unter den Exzellenzclustern BrainLinks – BrainTools beschäftigt sich mit der Funktion des menschlichen Gehirns. Ziel soll es sein, Schnittstellen zu entwickeln, mit denen Patienten technische Geräte über das Nervensystem steuern können.

Was bedeutet der Verlust des Exzellenz-Titels für die Studierenden?

Die „Bestandsaufnahme zur dritten Runde der Exzellenzinitiative anhand von Studierendenurteilen des CHE Hochschulrankings“ kommt zu folgendem Schluss: „Es kann weder von einer generellen Verschlechterung in der Lehre, bzw. bei den Studienbedingungen, noch von einer positiven Beeinflussung durch die Exzellenzinitiative aus Sicht der Studierenden gesprochen werden.“

Große Folgen dürfte die Entscheidung der DFG für die meisten Studierenden also wohl nicht haben. Oder anders gesagt: Auch mit dem Erreichen des Titels Elite-Uni im Jahre 2007 änderte sich nicht viel für die Freiburger Studierenden.

Der Grund ist einfach: Die Exzellenzinitiative fördert ausgewählte Forschungsprojekte und ausdrücklich nicht die Lehre einer Universität. Für die große Mehrheit der Studierenden dürfte der Verlust des Elitestatus also keine direkten Konsequenzen haben, die über den Imageschaden, nicht mehr an einer Exzellenz Uni zu studieren, hinausgehen.

Weiterinformieren

Die Pressemitteilung der Uni-Freiburg mit Hintergrundinformationen vom 15.6.2012

Die Internetseite der Exzellenzinitiative sowie das dort verfügbare Einführungsvideo

Die Internetseite der Deutschen Forschungs Gemeinschaft (DFG) mit der Broschüre zur Exzellenzinitiative

Bestandsaufnahme des CHE Hochschulrankings

Umfrage zur Ex-Exzellenz

uniCross hat bei Studierenden nachgefragt:
Ex-Exzellenz: Was bedeutet das für dich?

Infos zum UCF

Mehr erfahren im uniCross-Beitrag: Frei studieren

Foto: Peter Mesenholl
Autoren:
Veröffentlicht am 31. Juli 2012

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