Pixel oder Papier?

Bücher – ohne sie ist ein Studium nicht denkbar. Fachliteratur, Romane oder Enzyklopädien, ohne sie können weder Mediziner noch Geschichtsstudierende oder Informatiker ihr Studium abschließen. Doch es gibt einen neuen Trend, der auch in der Universitätsbibliothek angekommen ist: E-Books. Ein Kommentar von Julia Nikschick.

Elektronische Bücher, oder kurz E-Books, erobern den Büchermarkt. Sei es als Reader, wie der Kindle von Amazon, oder als multifunktionaler Tabloid-PC, wie von Apple oder Sony. Zu fast immer  niedrigeren Preisen als das entsprechende Taschenbuch sind die elektronischen Bücher käuflich. Liebhaber dieser neuen Leseart argumentieren, sie sei Platz sparender als Bücher zu kaufen. Platz der in ohnehin beengten Studentenzimmern manchmal nur schwerlich zu finden sei.

Die Reader seien mit einer Investition von rund 100 Euro auch noch kostengünstig, Tabloid-PCs sogar auch als Arbeitsmittel einsetzbar. Zudem müsse man auf die Lieferung der Bücher nicht warten: online gehen, Buch aussuchen und einen Klick später ist es auch schon gekauft und bereit zum Lesen.

Mehr als 1 Million E-Books in der UB

Auch die Universität Freiburg bietet  seit Jahren E-Books an – schon mehr als eine Million Titel sind als E-Book-Ausgabe erhältlich. Mitarbeiter der UB Freiburg führten im Juli 2011 unter den Angehörigen der Uni eine Umfrage zu E-Books durch. Von den rund 20. 000 Studierenden und 9. 000 Beschäftigten antworteten 1.111 Nutzer. Die Online-Umfrage sei zwar nicht repräsentativ, dennoch lasse sich ein Trend erkennen, schreibt Dr. Frank Reimers in der  Auswertung der Studie.

Ob sie wissenschaftliche Bücher lieber elektronsich als gedruckt verwenden, gaben 48 Prozent der Antwortenden „Trifft zu“ oder „Trifft eher zu“ an. Überraschend dabei ist die Antwort auf die folgende Frage, ob die Nutzer auch weiterhin Bücher in gedruckter Form, vor allem im Lesesaal, zu finden wünschen, auch wenn diese in digitaler Form erreichbar sind. Hier antworteten 74 Prozent der Teilnehmenden, dass ihnen dies auch weiterhin wichtig sei.

Stöbern im Geist des Wissens

Eine Erleichterung für die Buchliebhaber. Ist nicht gerade das Schöne am Besuch einer Bibliothek oder Buchhandlung: das Stöbern? Das Entlangwandern an den Regalreihen, das Zögern bei einem interessanten Buchtitel oder Umschlag. Ein kurzer Blick auf die Rückseite des Buches, das Überfliegen des Klappentextes. Zurück ins Regal oder doch kaufen, auch wenn damit das Monatsbudget überzogen wird? Oder ausleihen, weil es vielleicht interessant ist, etwas aus dem Bereich Soziologie für die Geschichtsarbeit zu lesen. Oder über Psychologie für die Judaistik.

Die Möglichkeiten sind unbegrenzt zwischen tausenden von Büchern stehend, ganz im Gegensatz zu Online-Einkäufen, bei denen höchstens aufblinkt: Kunden, die diese Bücher kauften, interessierten sich auch dafür. Langweilig, denn ein Blick über den Tellerrand der Lesegewohnheiten ist so wohl nicht möglich.

Und liegt nicht gerade der Reiz in ausgeliehenen Büchern auch darin, die unzähligen Kommentare an den Seiten zu studieren, Gedanken unzähliger Generationen von Studierenden noch einmal zu durch denken. Den Geruch von kaltem Zigarettenrauch einzuatmen, die Ränder des morgendlichen Kaffees zu sehen, der die Seiten zusammen kleben lässt.

Manchen Menschen mag es altmodisch vorkommen, doch Bücher, ob frisch aus dem Druck oder alt aus der Bibliothek, verströmen immer noch den Geist des Wissens.

Der Verhaltensforscher Bernhard Grzimek sagte einst: Mit einem Buch konnte man im vorigen Jahrhundert noch Völker aufrütteln. Doch wer stellt sich vor ein Volk und wackelt in der Hand mit einem Tabloid?

 Info

E-Book-Umfrage der UB Freiburg (S. 10)

Veröffentlicht am 25. September 2012

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