Happy Birthday Erasmus!

Happy Birthday Erasmus!

Am Anfang waren es vier Studierende, die mit dem Erasmus-Programm ins Ausland gingen. Heute sind es jährlich über 650. Was sich in den Jahren verändert hat und was sich beim neuen Programm „Erasmus für alle“ ab 2014 ändern wird.

 

Birte Förster hat mit dem Leiter des EU-Büros der Uni Freiburg, Klaus-Dieter Düformantel, über 25 Jahre Erasmus gesprochen.

Herr Düformantel, 2012 feiert das Erasmus-Programm seinen 25. Geburtstag. Was hat sich in den Jahren verändert?

Im Studienjahr 1987/1988 haben wir gerade mal vier Studierende zum Austausch an drei verschiedene europäische Hochschulen geschickt. Mittlerweile gehen jedes Jahr ungefähr 650 Studierende der Uni Freiburg mit Erasmus ins Ausland und studieren an einer der etwa 300 Partnerhochschulen in Europa.

Weniger bekannt ist, dass Erasmus nicht nur ein Austauschprogramm für Studierende ist, sondern auch Doktoranden, Dozierende und Verwaltungspersonal am Austausch teilnehmen können. Ebenso können Studierende mit Erasmus ein Praktikum im Ausland finanziert bekommen.

Diese zusätzlichen Möglichkeiten sind erst im Laufe der letzten 25 Jahre dazu gekommen. Die Idee hinter Erasmus ist, nicht nur Kenntnisse anderer europäischer Studiensysteme, sondern auch Kenntnisse der ausländischen Berufspraxis zu erwerben.

Ist es durch das Bachelor- und Mastersystem leichter geworden, eine Zeit lang im Ausland zu studieren, ohne dass sich das Studium dadurch verlängert?

 Das Ziel ist es natürlich, keine Zeit zu verlieren, aber das ist bisher noch nicht unbedingt immer der Fall. Die Bologna-Reform auf der einen Seite und das Erasmus-Programm auf der anderen müssen auseinander gehalten werden. Zwar sind die Abschlüsse jetzt auf europäischer Ebene die gleichen, aber durch die starke Verschulung durch das neue System und die vollen Stundenpläne ist es jetzt schwieriger geworden in den sechs Bachelorsemestern eine Lücke zu finden, um ins Ausland zu gehen.

Mittlerweile wird ein Auslandsaufenthalt in einigen Fächern aber vorgeschrieben. Leider werden zudem trotz Bachelor und Master noch immer nicht alle im Ausland erbrachten Studienleistungen anerkannt. In einigen Fächern gibt es da Schwierigkeiten, wenn sich der Studiengang zu sehr von vergleichbaren Studiengängen in Europa unterscheidet. Da muss sich noch einiges tun.

Gehen seit der Umstellung auf Bachelor und Master also weniger Studierende ins Ausland?

 Es hat einen Einbruch in den Ausgangszahlen gegeben, als die Masse der Fächer auf Bachelor und Master umgestellt hat. Zu der Zeit sank die Zahl um 150 Studierende auf etwa 500 ab. Dieses Phänomen war in Deutschland damals aber generell festzustellen. Mittlerweile erhöhen sich die Zahlen der Outgoings, also der Studierenden, die ins Ausland gehen, wieder.

Das Interesse steigt und es muss sich noch einspielen, wann es trotz vollen Stundenplans den geeigneten Zeitpunkt für einen Auslandsaufenthalt gibt. In jedem Fall sind die Auslandsaufenthalte kürzer geworden. Studierende gehen seltener als früher für zwei Semester ins Ausland. Ich empfehle aber immer noch für zwei Semester in das jeweilige Land zu gehen, da ein Semester oft zu kurz ist, um die andere Sprache richtig zu lernen. Auch, wenn sich das Studium zum Teil dadurch verlängert, kann man von einem Auslandsaufenthalt nur profitieren.

 

Wohin gehen die meisten Erasmus-Studierenden?

Für Freiburger Studierende sind die beliebtesten Länder Spanien und Frankreich. Aber das hängt auch oft von den Fächern ab. In Kunstgeschichte zum Beispiel bietet sich eher Italien an und Archäologen gehen oft in die Türkei. Geologen zieht es oft nach Island oder an andere nordische Hochschulen, da diese Länder besonders für Vulkanologen interessant sind.

Aufgrund der geographischen Nähe haben wir auch sehr viele französische Partnerhochschulen zu denen auch viele Freiburger Studierende hingehen.

Incomings aus Schweden bei der Erasmus-Abschiedsveranstalung 2012.

Aus welchen Ländern kommen die meisten Erasmus-Studierenden, die in Freiburg sind?

 Vor allem Spanier, Franzosen und Italiener kommen mit Erasmus nach Freiburg. Insgesamt kommen aber immer ungefähr ein Drittel weniger Studierende nach Freiburg als Freiburger Studierende ins Ausland gehen.

In großen Städten wie Berlin und München ist es genau das Gegenteil, da die Städte einfach bekannter sind und mehr Studierende anziehen. Dennoch ist Freiburg recht beliebt. Unter den deutschen Unis, die an dem Erasmus-Programm teilnehmen, zählte Freiburg immer zu den ersten zehn beliebtesten Unis, manchmal sogar zu den ersten fünf.

Inwiefern sind die Freiburger Studierenden von der Erneuerung des Erasmus-Programms betroffen, das ab 2014 „Erasmus für alle“ heißen soll?

Grundsätzlich betrifft das alle, die an dem Erasmus-Programm teilnehmen. Bisher ist leider noch nicht genau bekannt wie sich das inhaltlich gestalten wird. Die europäische Kommission, das europäische Parlament sowie die Bildungsminister der europäischen Länder wirken daran mit.

Die grundsätzliche Idee ist, das Programm auch für außereuropäische Länder zu öffnen. Bisher sieht es allerdings so aus, dass insgesamt nur etwa fünf bis zehn Prozent der Studierenden aus außereuropäischen Ländern an dem Programm teilnehmen können. Der Hauptschwerpunkt im Austausch wird nach wie vor innerhalb Europas liegen. Auch der Austausch innerhalb Europas soll noch weiter ausgebaut werden.

Bis 2020 sollen 50 Prozent aller europäischen Studierenden am Erasmus-Austausch teilnehmen. Das ist ein sehr hochgestecktes Ziel. Außerdem legt die EU mit dem Programm zunehmend Wert auf die Anerkennung von Studienleistungen, die im Ausland erbracht werden. Ziel ist also nicht nur eine quantitative Verbesserung des Erasmus-Programms, sondern auch eine qualitative Verbesserung.

Klaus Düformantel ist Leiter des EU-Büros und kennt das Erasmus-Programm schon lange.

Sie feiern im November das 25-jährige Bestehen an der Uni Freiburg. Was ist geplant?

 Am 22. November wird es eine kleine Feier zum Erasmus-Jubliäum geben, die sich an unsere Incomings, also die Erasmus-Studierenden, die zurzeit in Freiburg sind, richtet. Zu diesem Anlass versuchen wir auch Erasmus-Studierende der ersten Stunde ausfindig zu machen. Genauso werden Fachkoordinatoren, die die Anfänge des Programms miterlebt haben, da sein.

Im Rahmen der Feierlichkeiten stellen wir zudem unsere Erasmus-Jubliläums-Broschüre vor, die von Studierenden mitgestaltet wurde. Die Leitung hat eine ehemalige Erasmus-Studentin aus Italien übernommen, die im Anschluss in Freiburg geblieben ist, um nun hier zu promovieren. Enthalten wird die Broschüre Statistiken, Berichte und Kuriositäten rund um das Thema Erasmus.

Info

Erasmus ist ein 1987 von der EU gegründetes Programm, das für den Austausch zwischen europäischen Universitäten sorgt. Nicht nur Studierende, sondern auch Doktoranden, Dozierende und Hochschulmitarbeiter haben die Möglichkeit mit einem Stipendium eine Zeit lang an einer ausländischen Uni zu verbringen. Genauso können mit Erasmus auch Praktika im Ausland gemacht werden.

Mehr Infos

Erasmus für Freiburger Studierende (Outgoings): www.studium.uni-freiburg.de/studienbewerbung/austausch/erasmus

Erasmus für Europäische Studierende (Incomings): www.studium.uni-freiburg.de/studienbewerbung/austausch/erasmus_international

Das Programm Erasmus bei der Europäischen Kommission: ec.europa.eu/education/lifelong-learning-programme/erasmus_de.htm

Uni-Radio

Erasmus – Das europaweite Austauschprogramm für Studierende wird 25

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archiv.unicross.uni-freiburg.de

Fotos: EU-Büro
Klaus Düformantel: Karolin Schmidt
Veröffentlicht am 31. Oktober 2012

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