Zwischen Waffelverkauf und dem Assad-Regime

Zwischen Waffelverkauf und dem Assad-Regime

Seminare bestehen häufig nur aus Referaten, Gruppenarbeiten, Texten und Hausarbeiten? Nicht immer. Es gibt Ausnahmen, die es den Studierenden erlauben, nicht nur geistig, sondern auch physisch über den Tellerrand zu schauen. Das NMUN-Seminar der Uni Freiburg ist eine solche Ausnahme. Es führt seine Teilnehmer sogar bis nach New York…

NMUN steht für „National Model United Nations“, die größte und wichtigste internationale Simulation der Vereinten Nationen. Über 5.000 Studierende aus aller Welt werden vom 24. bis zum 28. März 2013 während eines 5-tägigen Planspiels aktuelle Themen der Weltpolitik erörtern, diplomatische Verhandlungen führen und Lösungen für globale Probleme entwickeln.

Jeweils eine Gruppe vertritt hierbei ein Land der Vereinten Nationen. Seit vor 13 Jahren eine Gruppe Freiburger Studierender die Teilnahme an NMUN initiiert hat, bricht jedes Jahr eine Delegation der Uni Freiburg nach New York auf. Das vertretene Land wird demokratisch gewählt, dieses Jahr haben sich die Studierenden dazu entschieden, Syrien zu vertreten.

Sechs Wochenstunden für Syrien

Sechs Wochenstunden nimmt NMUN ein Semester lang in Anspruch. Die Leitung teilen sich Astrid Carrapatoso, akademische Rätin, und Jan-Simon Dörflinger, Doktorand und Dozent am Seminar für Internationale Politik. Sie unterstützen die Delegation bei der inhaltlichen wie auch der organisatorischen Vorbereitung. Denn die Studierenden müssen sich nicht nur auf die Präsentation ihres Landes vorbereiten sondern auch viele Formalien lernen.

Wie spricht man richtig in einem Gremium? Wie schreibe ich eine Resolution? Inhaltlich gibt es im Seminar zwei große Blöcke, die Vorbereitung auf die Arbeit der Vereinten Nationen und das zu vertretende Land. Nach Weihnachten begann die Vorbereitung auf Syrien, hier greift die Delegation auf wissenschaftliche Publikationen und journalistische Texte zurück.

„Es ist schon schwierig, ein Land wie Syrien zu vertreten. Man muss sich in eine Regierung hineinversetzen, die gegen die Menschenrechte verstößt – was aus einer deutsch-europäischen Perspektive nicht zu rechtfertigen ist“, sagt John Gärtig, der Philosophie und Englisch auf Lehramt studiert. Gleichzeitig sei es aber spannend, sich so intensiv mit der aktuellen politischen Lage im Nahen Osten auseinanderzusetzen.

Sollte es vor dem Aufbruch nach New York einen Regierungswechsel in Syrien geben, wird die Delegation versuchen, sich noch so gut wie möglich darauf einzustellen.

Waffelverkauf und Fundraising

Der vielleicht größte Reiz des Seminars ist gleichzeitig auch sein größtes Problem – eine Exkursion nach New York ist teuer. Für alle Delegierten zusammen wird das Seminar insgesamt knapp 30.000 Euro kosten. Zusätzlich zu den Geldern, die bei der Uni Freiburg beantragt werden können, sind private Sponsoren nötig. Das Fundraising-Team kontaktiert Firmen und Privatleute, die potentiell spenden könnten.

Unter anderem finanzieren sich Studierende der NMUN-Delegation die Reise nach NYC mit dem Verkauf von Waffeln.

Dazu bringen Waffel- und Kaffeeverkäufe an der Uni ebenfalls Geld ein. Die Studierenden hoffen, dass sie am Ende nur circa 50 Prozent der Kosten aus eigener Tasche bezahlen müssen.

Teilnahme für alle Studierenden möglich

Prinzipiell ist das Seminar für alle Studierenden offen. Vor Beginn des Wintersemesters läuft eine Ausschreibung, jeder kann sich bewerben. Die Gruppe ist dieses Semester bunt gemischt – Erstsemester nehmen genauso teil wie ein Doktorand und Bachelor- und Masterstudierende aus den Fachbereichen Jura, Mathematik, Chemie und natürlich Politikwissenschaft.

„Das macht die Sache interessanter, ich finde es gut, dass wir so unterschiedlich sind. Es macht Spaß, so zusammenzuarbeiten“, sagt John. Er sieht das Seminar als große Chance, über den Tellerrand hinauszublicken und die Arbeit der Vereinten Nationen besser zu verstehen.

 Infos

www.nmun.uni-freiburg.de oder auf Facebook: www.facebook.com/NmunUniFreiburg

Bewerben kann man sich zu jedem Wintersemester. Der Kurs findet sich im Vorlesungsverzeichnis, ausgeschrieben bei Jura und Politikwissenschaft sowie im Bereich des Zentrums für Schlüsselqualifikationen. Man kann sich NMUN also auch als BOK-Kurs anrechnen lassen.

Fotos: NMUN / Mirko Moser-Abt

Veröffentlicht am 12. Februar 2013

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