… und was machst du so?

… und was machst du so?

Immer dieselbe Frage! Oft folgt ein auswendig gelernter Standardsatz als Antwort auf die Frage nach dem Studium. Wir wollen mehr wissen: Was verbirgt sich hinter den Studienfächern? Was ist gut und was nicht so? Und was macht man damit eigentlich?

Heute mit Miguel, 6. Semester Philosophie.

Was studierst du?

Ich studiere Philosophie im 6. Semester – mit der Bachelor-Arbeit habe ich aber noch nicht begonnen, weil ich finde, dass man sich mit seinem Studium genug Zeit nehmen sollte, um herauzufinden, was einen wirklich interessiert.

Im Philosophie-Studium geht es um das Sein, um die Struktur der Existenz. Wir beschäftigen uns nicht mit einem bestimmten fachlichen Gegenstand, sondern üben die Selbstreflexion. Wer dieses Fach studiert, lernt sich selbst besser kennen. Vorausgesetzt, er betrachtet die Philosophie nicht als ein „totes“ Studium mit langweiliger Theorie, sondern versucht, Erlerntes immer auf sein eigenes Leben zu beziehen.

Dafür können wir unseren Schwerpunkt auf philosophische Strömungen wie den Deutschen Idealismus legen, dem in Freiburg neben der Phänomenologie ein besonders hoher Stellenwert zukommt.

Oft stellt man uns Philosophie-Studenten die Frage, wovon diese Forschungsgebiete handeln, was sich in einem Satz aber nur schwer erklären lässt: Der Deutsche Idealismus war der Versuch, die Welt als System durch die Sprache zu erklären. Und die – übrigens in Freiburg entstandene – Phänomenologie befasst sich mit der Beschreibung des Lebens und dessen unmittelbarer Ereignisse.

Aber bevor man im Studium so richtig in die Tiefe gehen und Pro- und Hauptseminare frei wählen kann, sollten beziehungsweise müssen erst grundlegende Kurse absolviert werden. Dazu zählen sowohl Vorlesungen zur theoretischen und praktischen Philosophie, als auch ein Logik – und ein Interpretationskurs.

Insgesamt bin mit dem Philosophie-Studium durchaus zufrieden, besonders Martin Heidegger, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Søren Kierkegaard haben mich sehr inspiriert. Natürlich gibt es auch Dinge, die ich als störend empfinde, zum Beispiel die Lehrmethoden mancher Professoren, aber das fällt für mich nicht so stark ins Gewicht.

Ich glaube, manche Leute wollen Philosophie studieren, weil sie es sich einfacher als Mathematik oder Biologie vorstellen. Auf jeden Fall richtig ist, dass die Präsenzzeit an der Uni relativ niedrig angesetzt ist. Wer aber den Inhalt richtig verstehen will, der muss sehr viel Zeit investieren, um die philosophischen Texte zu verstehen – mehrere Stunden für eine Seite sind keine Seltenheit. Deshalb sind eine intensive Vor-und Nachbereitung der Kurse, sowie zusätzliche Lektüre zu Hause Pflicht.

Belohnt wird man dafür mit einer schnelleren Auffassungsgabe und einem verbesserten Ausdrucksvermögen. Beides Kernkompetenzen, die einem im Berufsleben von großem Nutzen sein können.

Und was willst du damit machen?

Nach dem Master in Philosophie soll meine berufliche Zukunft eher an mein jetziges Nebenfach Musikwissenschaft anknüpfen, weil ich nicht nur Gitarrist in einer Band bin, sondern auch eigene Lieder komponiere. Dafür in Köln oder Berlin Komposition zu studieren, wäre ein großer Wunsch. Sollte das nicht klappen, könnte ich mir auch eine Rückkehr in meine Heimat Ecuador vorstellen, weil man dort als Philosophie-Absolvent schnell eine Arbeit findet.

Egal, was passiert: Der Philosophie werde ich nie den Rücken kehren, da sie mein Leben sehr bereichert.

Weitere Infos zum Philosophie-Studium:

www.philosophie.uni-freiburg.de

Aus der Serie sind bisher erschienen:

Jonas, Jura, 4. Semester

Judith, Germanistik und Geschichte auf Lehramt, 8. Semester

Benno, Bachelorstudiengang „Waldwirtschaft und Umwelt“, 3. Semester

Corinna, Master Neuere deutsche Literatur, Kultur, Medien, 1. Semester

Charlotte, 2. Semester, Masterstudiengang Mittelalter- und Renaissancestudien

Martin, 3. Semester Politikwissenschaft

Jonas, 2. Semester Angewandte Politikwissenschaft

Fenja, 4. Semester Frankomedia

Julia, 5. Semester Judaistik

Jana, 3. Semester Vorderasiatischer Altertumskunde

Sarah, 4. Semester IberoCultura

Christine, 4. Semester Umwelt-Naturwissenschaften

Foto: Valerie Dettmann
Veröffentlicht am 21. Mai 2013

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