Gehört gehört!?

Gehört gehört!?

Keine WG ohne Küchenradio. Und kaum eine Freiburger Studierenden-WG ohne echoFM. Laut einer Erhebung von 2011 hört jeder zehnte Studierende die 88,4. Für die Generation Bachelor gehört das Uni-Radio zum Alltag. Das könnte sich nun ändern: Der Fortbestand von echoFM steht zur Debatte.

Viele Studierende fragen sich aktuell, warum eine Institution des Freiburger Studierendenalltags plötzlich auf der Kippe steht. Grund ist, dass in der jüngsten Mittelvergabe das Gremium zur Vergabe der Qualitätssicherungsmittel die Gelder für die Stelle des Redaktionsleiters nicht weiter bewilligt hat. Auch ist unklar, ob die Frequenz weiter geführt werde. Studentische Mitarbeiter des Uni-Radios reagierten und initiierten eine Online-Petition zur Rettung von echoFM.

Die Albert-Ludwigs-Universität teilt bis Ende 2014 gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg die Lizenz für die Radiofrequenz 88,4. Ob sie diese Lizenz erneut beantrage, hänge laut einer Stellungnahme des Rektorats davon ab, ob sie ein dauerhaftes Betriebskonzept für das Uni-Radio aufstellen und ob sie eine weitere, dauerhafte Finanzierung der Kosten für die Technik bei der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg einwerben könne.

„Für uns ist es wichtig, dass wir nicht auf Internetradio umgestellt werden“, sagt Kira Urschinger, die seit drei Jahren bei echoFM aktiv ist und die Petition für das Radio ins Leben gerufen hat. Erstens werde Radio auf UKW-Welle einfach mehr gehört als Onlineradio. Zweitens sei es vor allem gerade heute, wo jeder im Alleingang Onlineradio machen kann, ein großer Pluspunkt im Lebenslauf, wenn man als Studierender schon bei einem richtigen Radio gearbeitet habe.

Keine Finanzierung mehr für das Radio

Neben der Sicherung der Frequenz sind vor allem die Verhandlungen um die Finanzierung der Sendestelle entscheidend. Wieso aber wurden die Gelder vom Gremium zur Vergabe von Qualitätssicherungsmittel, das aus vier Mitgliedern aus Lehre und Verwaltung sowie vier studentischen Mitgliedern besteht, nicht mehr bewilligt?

Laura Maylein hat als studentische Vertreterin die Weiterförderung des Radios abgelehnt. Sie schildert einen schwierigen Entscheidungsprozess. Die Kommission vergibt Gelder, die früher aus Studiengebühren bestanden und nun als Ersatz für diese als sogenannte Qualitätssicherungsmittel vom Land kommen.

Die Funktion dieser Mittel verdeutlicht Laura nachdrücklich: „Die Mär von der Verbesserung der Lehre durch Studiengebühren stimmt einfach nicht, es geht um die Aufrechterhaltung der Lehre.“ Die Mittel würden vielfach zur Gewährleistung der Lehre eingesetzt. Wie zum Beispiel die EPG-Kurse für Lehramtsstudierende. Das sind Kurse zur Vermittlung ethischer Grundlagen, welche obligatorisch zusätzlich zum Studium belegt werden müssen. Die verfügbaren Gelder hätten keinen ergänzenden Charakter, sondern seien in vielen Fällen schlicht notwendig.

Dilemma für das Gremium zur Vergabe der Qualitätssicherungsmittel

Aus dieser Ausgangsposition versuche das Gremium zahlreichen Anträgen gerecht zu werden. Aber nicht nur die Studierenden hätten sich gegen das Uni-Radio ausgesprochen, die Entscheidung gegen echoFM sei bis auf eine Ausnahme einstimmig ausgefallen. „Wenn man in der Abschätzung für das Lehramtsstudium obligatorische Tutorate hat und Bücher sowie täglich 24 Stunden Personal für die Unibibliothek stellt, Beratungsstellen oder die Miete des Breisacher Tors finanzieren muss, dann können wir das nicht für das Uni- Radio streichen“, fasst Laura zusammen.

Des Weiteren sei die Entscheidung unter anderem auch deshalb notwendig geworden, weil das Gremium in einer früheren Vergabe universitäre Stellen verdauert hatte, um prekäre Arbeitsverhältnisse von Angestellten der Universität zu verbessern. „Es war für uns arbeitsrechtlich nicht tragbar, dass die Leute teilweise zwei Wochen vor Monatsende nicht wussten, ob sie ihre Stelle noch haben“, sagt Laura.

3.600 Unterzeichnende

Jetzt heißt es hoffen: Auch wenn die Förderung auf bisherigen Weg nicht mehr zustande kommt, haben die studentischen Redaktionsmitglieder von echoFM einen wichtigen Schritt getan, um auf sich aufmerksam zu machen. Mit 3.600 Studierenden, die die Onlinepetition und die Unterschriftenliste unterzeichnet haben, zeigten sie, dass echoFM vielen Leuten wichtig ist.

Bei einem kürzlich stattgefunden Gespräch mit der Universitätsleitung konnten die Studierenden ihren Standpunkt darlegen und Vizerektor Professor Dr. Heiner Schanz betonte, dass das Rektorat zuversichtlich sei, dass es eine Lösung für den Weiterbetrieb des Uni-Radios finde.

Der Vizerektor weist allerdings darauf hin, dass zur Erarbeitung eines Finanzierungskonzepts alle Betroffenen – nicht nur das Rektorat – mitwirken müssten. Denkbar sei zum Beispiel, einen Trägerverein zu gründen. Jeder, dem das Uni-Radio am Herzen liegt, könne durch eine Mitgliedschaft aktiv zu dessen Erhalt beitragen.

„Die letzten sechs Jahre mit der Uni waren eine tolle Zusammenarbeit“, sagt Kira. „Wir sind fest davon überzeugt, dass es das Uni-Radio echoFM wert ist, sich um Finanzierungsmodelle zu kümmern.“

Suche nach Perspektiven

Nun sind alle im Dialog, bemüht eine Lösung zu finden. Auch Nicolas Scherger, stellvertretender Pressesprecher der Uni Freiburg, ist zuversichtlich. „Wir versuchen, zum Beispiel über die Verknüpfung mit Studiengängen, für die Medienpraxis wichtig ist, eine neue Art der Finanzierung zu finden. Dann müssten sich die Fakultäten finanziell beteiligen.“ Ein wenig Zeit bleibt noch: Die Stelle ist noch bis November diesen Jahres gesichert, die Frequenz bis Ende 2014.

Leider ist nicht nur das Uni-Radio von der Streichung der Qualitätssicherungsmittel betroffen, auch beim uni.tv ist die Zukunft ungewiss. Denn auch hier ist die Finanzierung der Redakteursstelle im Moment nicht gewährleistet.

Klar ist: Auf echoFM – und auch auf uni.tv – möchte niemand verzichten. Nicht das Rektorat und schon gar nicht die Redaktionen. Und vor allem für die Studierenden wäre es ein herber Verlust.

Infos

Mehr Infos zu echoFM 88,4 gibt es beim Uni-Radio

Mehr zum studentischen Fernsehen unter direkt bei uni.tv

Infos zum Gremium zur Vergabe von Qualitätssicherungsmittel gibt es beim u-asta

Foto: Frederik Skorzinski
Veröffentlicht am 2. Juli 2013

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