Im Zeichen des Regenbogens

Im Zeichen des Regenbogens

Auf Themen wie Homo- und Transsexualität aufmerksam machen: Das ist das Ziel des Regenbogen-Referats, früher das SchwuLesBi-Referats. Es bietet Studierenden Schutz und dient als Aufklärungsinstanz. Jeden Montag treffen sich alle Mitglieder in der Rosa Hilfe und planen öffentliche Aktionen. Interessierte sind herzlich willkommen. Text & Video.

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„Ich heiße Annika, und man kann mich mit ‚sie‘ ansprechen“. Ein gutes Dutzend Studierende ist zum Treffen im Raum der Rosa Hilfe auf dem Grethergelände gekommen. Die Referatssitzung des Regenbogen-Referat für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt kann beginnen. Hier wird jeden Montag beraten, organisiert, abgestimmt – heute über das Hissen der Regenbogenflagge am Rektorat im Rahmen der Aktionstage „Gesellschaft Macht Geschlecht“ im Oktober 2013.

Das Referat als Schutzraum

Dass die Uni hiermit ein öffentliches Zeichen der Toleranz setzt, ist ein großer Schritt für das Referat, das letztes Jahr seinen 15. Geburtstag feierte. Denn damals war die Gründung umstritten und wurde heftig diskutiert. „Daran sieht man, wie wichtig es war, Nicht-Heterosexuellen im AStA eine Stimme zu geben und ihre Interessen zu vertreten“, erklärt Annika. Seit dem Wintersemester 2013/14 leitet sie zusammen mit Fabian, der seit dem Sommersemester 2013 dabei ist, das Referat. „Wir verstehen uns als eine Art Schutzraum“, betont sie, „Man kann hierher kommen und muss sich nicht selbst erklären.“ Vorgestellt wird daher jeder mit Pronomen. Denn es wird nicht davon ausgegangen, dass das äußerliche Geschlecht zwangsläufig dem Inneren entspricht.

Regelmäßige Veranstaltungen sollen aufklären

Darüber hinaus betrachtet sich das Referat als Aufklärungsinstanz. „Wir wollen die breite Öffentlichkeit an unsere Themen heranführen“, sagt Annika. Zu diesem Zweck gebe es regelmäßige Veranstaltungen, wie etwa eine Podiumsdiskussion über Homosexualität und Kirche im letzten Semester. „Der Hörsaal war voll“, freut sie sich. In diesem Semester wird es eine Veranstaltung zum Thema Homosexualität und Islam geben. „Wir haben sehr unschöne E-Mails über den Verteiler des Orientalischen Seminars bekommen“, bedauert Fabian. Darin habe sich ein Studierender in höchst beleidigender Weise über Homo- und Transsexualität geäußert. Aber das sei ein Einzelfall. „Das Seminar hat sich inhaltlich davon distanziert.“

Derzeit wird über die Umsetzung eines Forderungspapieres beraten, das das Referat bei der Gender Diversity Stabstelle einreichte. „Für Transsexuelle ist es schwierig, dass das Geschlecht auf der Unicard erfasst wird“, sagt Annika. „Wir setzen uns dafür ein, dass der bürokratische Aufwand bei einer Änderung möglichst niedrig bleibt.“ Außerdem fordert das Referat All-Gender Bathrooms, die von allen Studierenden jeden Geschlechts und jeder Geschlechtsidentität genutzt werden können. „Ich wüsste nicht, wieso die Studierenden sich entweder auf Mann oder Frau festlegen sollten“, kritisiert Fabian.

Zusammenarbeit mit der Aidshilfe und Rosa Hilfe

Für Beratungsgespräche oder Lebenshilfe ist das Team des Referats allerdings nicht geschult. „Wir verweisen die Leute, die etwa bei ihrem Coming Out Hilfe brauchen, zur Beratung der Aidshilfe“, erklärt Fabian. In der Rosa Hilfe gebe es außerdem dienstagabends ein Notfalltelefon. Studierenden wird hier geholfen, mit Benachteiligungen oder Diskriminierungen umzugehen und soziale sowie persönliche Probleme zu lösen. Seit etwa einem Jahr ist das Referat auch landesweit vernetzt. Dadurch ist es möglich, für Studierende und Jugendliche in ganz Baden-Württemberg zu sprechen und großflächig weitere Veränderungen anzustoßen.

Familiäre Atmosphäre

„Gott sei Dank arbeiten wir aber nicht nur“, lacht Annika und erzählt vom Pink Café, das einmal im Monat stattfindet. Bei Knabbereien und Sekt kann man dabei gemütlich zusammensitzen und sich kennenlernen. „Ich habe hier tolle Leute getroffen”, erzählt sie. „Das ist eigentlich die Hauptsache des Referats.“ Das ein oder andere Pärchen habe sich auch schon gefunden, verrät sie. Viel Wert wird auf eine familiäre Atmosphäre gelegt. „Wir schauen auch mal einfach intern einen Film und veranstalten Weihnachtsfeiern und Sommerfeste.“ Auch für Erstsemester fanden eine Stadtführung und Spieleabende statt. Alle, die abweichende Lebensorientierungen tolerieren, sind herzlich willkommen. Dies gilt auch für die Pink Partys, die zweimal im Semester stattfinden.

 Bunte Vielfalt auch im Namen

Im Rahmen der Verfassten Studierendenschaft wird das Referat seinen Namen ändern. Zurzeit sei nur der Themen-Titel vorgegeben – doch der Name „autonomes Referat für sexuelle Orientierung der verfassten Studierendenschaft der Universität Freiburg“ sei schwierig zu merken. „Das Problem bei dem Titel ‚SchwuLesBi‘ ist, dass die Identitäten von Trans- und Intersexuellen und Queer wegfallen“, bedauert Annika. Gerade diese Menschen sollten sich jedoch nicht gleich durch den Titel ausgeschlossen fühlen. „Deshalb fand ich den Namen ‚Regenbogen-Referat‘ besonders schön – denn der betont unsere Vielfarbigkeit.“

Kontakt

Die Referatssitzung findet jeden Montag um 20 Uhr in den Räumen der Rosa Hilfe in der Adlerstraße 12 statt
E-Mail des Referats: schwulesbi@u-asta.de,
Info: www.stura.uni-freiburg.de/gremien/referate/regenbogen

Notfalltelefon der Rosa Hilfe: Jeden Dienstag von 17 bis 19 Uhr (am 2. und 4. Dienstag des Monats bis 21 Uhr) nimmt ein Berater Anrufe entgegen: Tel. 0761-25161

Zusätzlich gibt es auch eine E-Mail-Beratung: telefon@rosahilfefreiburg.de

Die AIDS-Hilfe Freiburg befindet sich in der Büggenreuterstraße 12 und ist jeweils am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 13 Uhr, Montag, Dienstag und Donnerstag von 15 bis 17 Uhr geöffnet

Telefonische Beratung: Tel. 0761-19 411
E-Mail: kontakt@aids-hilfe-freiburg.de

Was ist was?

Asexualität: Wenig bis kein Verlangen nach sexueller Aktivität

Bisexualität: Sexuelle Orientierung hin zu beiden Geschlechtern

Cissexualität: Körperliches Geschlecht stimmt mit der eigenen Geschlechtsidentität überein (Gegenteil von Transsexuell)

Drag Queen/King: Darstellung des anderen Geschlechts durch Praktizieren von Travestie

Homophobie: Gegen Homosexuelle gerichtete Feindseligkeit und Gewalt

Homosexualität: Gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung

Intersexualität: Menschen, deren Geschlecht (auf Ebene der Genitalien, der Chromosomen, der Hormone, der Keimdrüsen und der inneren Geschlechtsorgane) nicht der medizinischen Norm von ‘eindeutig’ männlichen oder weiblichen Körpern zugeordnet werden kann, sondern sich in einem Spektrum dazwischen bewegen

Pansexualität: Keine sexuelle Vorauswahl nach Geschlecht oder Geschlechtsidentität

Queer: Von der Norm abweichend; Sammelbegriff für Nicht-Cissexuelle und Nicht-Heterosexuelle

Transgender:  Abweichung von der zugeordneten Geschlechterrolle und /oder Nicht-Übereinstimmung von körperlichem und Identitätsgeschlecht

Transsexualität: Geschlechtsidentität stimmt nicht mit körperlichem Geschlecht überein

Transvestitismus: Tragen der Bekleidung des anderen Geschlechts zu künstlerischen  Zwecken

Zwitter: Abwertende oder beleidigende Bezeichnung für Intersexuelle

Video

Text – Foto – Video

Gemeinschaftsproduktion von Juliane Gremmler, Patricia König, Carmen Ruf und Luana Vaduva (Foto), im Seminar Journalismus crossmedial für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Horst Hildbrand

Veröffentlicht am 23. Januar 2014

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