Der Geist im Kopf

Der Geist im Kopf

Sie sehen ihre verstorbene Oma, wissen wann der Vater stirbt oder bewegen Gegenstände mit Geisteskraft: Menschen denen solche Dinge widerfahren, haben es oft nicht leicht, ernstgenommen zu werden. Die Parapsychologische Beratungstelle in Freiburg kann weiter helfen. Text & Video.

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Eine typische Straße in dem Freiburger Stadtteil Wiehre. Alte Fassaden, ein paar Bäume und viele Fahrradfahrer. Lediglich das laminierte Papierschild an einer Hauswand lässt auf die Existenz der parapsychologischen Beratungsstelle schließen. Die in Deutschland einzigartige und staatlich subventionierte Institution hat sich gut versteckt.

Einmal klingeln für den Leiter der Einrichtung, Dr. Walter von Lucadou, zweimal fürs Büro. Wer es bis hierhin geschafft hat, tritt mit dem Summen der Tür in einen dunklen Hausflur. Dieser mündet am Ende einer schmalen Treppe in eine Altbauwohnung. Ein Blick in die verschiedenen Büros offenbart ein Sammelsurium an schweren Büchern, alten Gerätschaften und allerlei antiquierter Möbelstücke. Auf bequemen Sofas kann man sich bei einer Tasse Tee niederlassen und sich mit von Lucadou oder einer seiner vier Mitarbeiterinnen über das Paranormale austauschen.

3.000 Hilfesuchende im Jahr

Die allgemeine Erwartung, es seien nur Exzentriker und Esoteriker, die mit paranormalen Begebenheiten in Kontakt kommen, ist falsch. „Es handelt es sich bei den Ratsuchenden um Menschen aus allen Altersklassen, Bildungsgraden und Gesellschaftsschichten“, sagt Walter von Lucadou. Wie wichtig die Beratungsstelle tatsächlich ist, bezeugen die jährlich etwa 3.000 Hilfesuchenden, die von dem kostenlosen Beratungsangebot Gebrauch machen, sei es persönlich, per Telefon oder über den Postweg.

Dr. Walter von Lucadou aus Freiburg nimmt die Probleme der Leute ernst

Dr. Walter von Lucadou aus Freiburg nimmt die Probleme der Ratsuchenden ernst.

Unter paranormal wird im Allgemeinen all das verstanden, was sich nicht mit gängigen Theorien der etablierten Wissenschaften erklären lässt. Deshalb werden in der Gesellschaft paranormale Ereignisse oft als Spinnerei abgetan und erhalten nur wenig ernsthaftes Interesse. Allein die Erwähnung von Stichworten wie Telepathie, Telekinese oder Ektoplasma sorgen allgemein für gerunzelte Augenbrauen, genauso wie fliegende Steine, Stimmen aus dem Nichts, Besuch von Verstorbenen oder Geräte mit Eigenleben. Dies alles sind Dinge, die unter die Kategorie ‚Spuk‘ fallen. Genau an diesem Punkt beginnt die Arbeit der Parapsychologischen Beratungsstelle. Von Lucadou und sein Team bieten ein offenes Ohr und unvoreingenommenes Verständnis für die Erlebnisse der Menschen.

„Das erste was ich tue, ist zuhören und mir viel Zeit nehmen. Nämlich das Interessante ist, dass die meisten Menschen es gewohnt sind, dass sie mit solchen Sachen nicht landen können, vor allem nicht beim Arzt oder Apotheker“, sagt Dr. Walter von Lucadou

Fliegende Messer im Gastlokal

Seit ihrer Gründung im Jahre 1989 steht die Beratungsstelle Freiburg Menschen zur Seite. Walter von Lucadou hat zwei Doktortitel, jeweils einen in Physik und Psychologie. Er ist von Anfang an Leiter der Einrichtung und hat in den bald 25 Jahren so einiges erlebt. Oftmals erfordern die Fälle eine Untersuchung vor Ort. Bei seinen Besuchen erlebt der Spukforscher paranormale Phänomene zum Teil selbst mit.

Einer seiner spektakulärsten Fälle spielte sich in einem Gasthaus ab. Die Eigentümer wurden von allerhand unerklärlichen Ereignissen heimgesucht. Fliegende Messer, knarzende Decken und geisterhafte Erscheinungen führten dazu, dass das Ehepaar sich nicht mehr in ihr eigenes Restaurant traute. Von Lucadou untersuchte die Umstände vor Ort und kam zu dem Schluss, der Spuk sei ein Hinweis auf die Frustration des Ehemannes. Aus einen Gespräch mit der Gattin ergab sich, dass dieser tatsächlich in einigen Lebensbereichen nicht zufrieden war. Diese Einsicht genügte und die ungewöhnlichen Ereignisse ließen schlagartig nach. Das Ehepaar konnte nun die Gaststätte wieder ungestört betreiben. Ein Jahr später erkundigte sich der Wissenschaftler bei der Ehefrau über die Entwicklung der Lage. Sie erzählte ihm, dass sie sich mit dem Spuk versöhnt hätten. In ihrem Haus beginne es ab jetzt nur zu spuken, wenn schwierige Entscheidungen anstünden.

Erscheinung

Manchmal offenbart sich der Spuk erst im richtigen Licht.

An solchen Fällen zeigt sich eine der wichtigsten Thesen von Walter von Lucadou: „Wir können auch mit Dingen umgehen die wir nicht verstehen und wir können damit erfolgreich sein und das macht die Menschheit seit sie existiert.“ Bei diesem Umgang sei es allerdings von großer Bedeutung, dass unzureichende Informationen nicht zu falschen Ängsten oder Hoffnungen führten.

Hier setzt ein weiteres Aufgabengebiet der Beratungsstelle an. Sie versucht mit jährlich mehr als 100 Informationsveranstaltungen das Bewusstsein der Menschen, vor allem das von Ärzten und Psychologen, für Dinge wie Geistererscheinungen, alternative Heilpraktiken oder Hellseherei zu schärfen, und über mögliche Gefahren aufzuklären. Damit soll auch Scharlatanen vorgebeugt werden, die es verstehen, den Leichtglauben einiger Menschen geschickt auszunutzen.

Alles Kopfsache

Viele für uns gewöhnliche Dinge sind letztendlich genauso unbegreiflich wie solche Phänomene, die wir als paranormal bezeichnen. Doch trotzdem gehen wir jeden Tag erfolgreich damit um. Können wir erklären, wie Naturgesetze wie die Schwerkraft und der Magnetismus funktionieren oder warum Katzen stets auf allen Vieren landen?

Das Paranormale ist paradoxerweise normaler als man denkt und umgibt uns im Alltag. Wer also je in die in die Situation kommen sollte, selbst von Spukphänomenen oder ähnlichem heimgesucht zu werden, kann sich den Mitarbeitern der parapsychologischen Beratungsstelle Freiburg anvertrauen. Das bequeme Sofa und der freundliche aber ernsthafte Umgang laden jederzeit dazu ein.

Info

Wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie e.V.
Parapsychologische Beratungstelle

Hildastr. 64
79102 Freiburg
Telefon: 07 61 / 77 202
www.parapsychologische-beratungsstelle.de

Termine müssen telefonisch vereinbart werden. Es fallen keine Kosten für ein Beratungsgespräch an.

Video

Text – Fotos – Video:

Gemeinschaftsproduktion von Sara Jantzen, Luca Kriener, Benedikt Merkle (Fotos), im Seminar Journalismus crossmedial für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung: Silvia Cavallucci, Horst Hildbrand

Veröffentlicht am 25. Februar 2014

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