Bewegte Bücher

Bewegte Bücher

Voraussichtlich Ende des Wintersemesters 2014/15 öffnet die neue Universitätsbibliothek ihre Türen. Zuvor ziehen ihre Bücher von dem momentanen Standort, der ehemaligen Freiburger Stadthalle, zurück in die Innenstadt. Doch dies ist nicht der erste Umzug eines großen Teils der heute rund viel Millionen Bibliotheksbücher.

Hinweis: Die Eröffnung der neuen UB findet nicht, wie zunächst im Teaser angekündigt, Ende 2014 statt, sondern ist nun zum Ende des Wintersemesters 2014/15 vorgesehen. 

Einige der Freiburger Studierenden können sich noch an die alte Bibliothek am Platz der Universität erinnern, wie beispielsweise die Medizinstudentin Lisa Riedel: ,,Ab dem ersten Semester war ich regelmäßig dort. Deswegen ist mir das Gebäude noch relativ gut im Gedächtnis.” Sie gehört damit zu einer Gruppe von Studierenden, die nun bereits zum zweiten Mal während ihrer Studienzeit den Umzug der Bibliothek und ihrer Bücher miterleben werden.

Die Anfänge der Freiburger Universitäts-Bibliothek liegen über 500 Jahre zurück. Seit die Universität Freiburg 1457 gegründet wurde, lassen sich zugehörige Bücherbestände nachweisen. Zunächst waren die wenigen Exemplare in ihren einzelnen Fakultäten und deren privaten Stiftungshäusern untergebracht, bis sie erstmals 1759 in einem Bibliothekssaal in einem Kollegiengebäude am Franziskanerplatz – dem heutigen Rathausplatz – zusammengeführt wurden.

Bücher im ehemaligen Jesuitenkolleg

Zwischen 1683 und 1729 wurde für den zur Universität Freiburg gehörenden Jesuitenorden ein neues Gebäude an der Bertoldstraße errichtet und mit seinen Bücherbeständen dort untergebracht. Als der Orden im Jahre 1773 aufgehoben wurde, machte die Uni Freiburg das ehemalige Jesuitenkolleg zu ihrem Hauptsitz. Auch die Bibliothek zog vom Franziskanerplatz in die Bertoldstraße, in einen großen Saal im ersten Stockwerk. Dies war der Anfang eines ersten zweckgebundenen, längerfristigen Bibliotheksgebäudes.

„Einen immensen Zuwachs an Büchern bekam die Bibliothek dann in den Jahren 1803/06, als die Klöster säkularisiert wurden und deren Bestand einen neuen Standort finden mussten“, sagt Dr. Antje Kellersohn, Direktorin der Freiburger Universitätsbibliothek. Auch seien damals viele Werke aus Sammlungen von Privatleuten hinzugekommen. Aus diesem Grund reichten die Räumlichkeiten der Bibliothek an der Bertoldstraße nicht mehr aus und sie wurde bis 1902 im ehemaligen Jesuiten-Gymnasium untergebracht. Aber auch hier wurde es zu eng.

Der Schäferbau als erste eigenständige UB

Nahezu ein Jahrhundert später begann man deshalb mit einem neuen, für umgerechnet drei Millionen Euro teuren, mehrstöckigen Bau in der Rempartstraße. Als dieser im Winter 1902 fertig war, fanden die Bücher ihre vorläufige Heimat im neuen Bibliotheksgebäude, dem sogenannten Schäferbau – benannt nach dem Architekten Carl Schäfer – dem heutigen KG IV.

Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil des Gebäudes zwar zerstört, aber einige Jahre später mit mehr Nutzfläche wieder aufgebaut: Den Innenhof gestaltete man zu einem Lesesaal um und die Bibliotheksverwaltung verlegte man in einen neuen Anbau. Doch auch dieses erste eigenständige Bibliotheksgebäude genügte den hohen Anforderungen einer expandierenden Universität nicht mehr, weshalb man einen Platz für einen neuen Bau der Bibliothek suchte. Den fand man dann auch gegenüber des „Schäferbaus“ zwischen Belfort- und Sedanstraße.

Dort stand die Rotteck-Oberrealschule, die im zweiten Weltkrieg fast vollkommen zerstört worden war. Für die UB wurde das Gebäude abgerissen. Im Jahre 1978 begaben sich die Bücher auf ihre dritte Reise – in die neu gebaute UB. Hier befanden sich nun über 3 Millionen Bücher und knapp 1.200 Arbeitsplätze standen auf drei Keller- und sechs Obergeschossen den Studierenden zur Verfügung. „Der Bau zählte zum damaligen Zeitpunkt zu einem der modernsten deutschen Universitätsbibliotheks-Gebäude“, sagt die UB Direktorin.

Sanierung seit 2008

Bereits nach knapp 30 Jahren standen jedoch große Sanierungsarbeiten an dem Gebäude an. Die UB sollte umgebaut und auf den neusten Stand der Technik gebracht werden. Die Sanierung verlangte im Herbst 2008 einen erneuten Umzug der Bücher und der Arbeitsplätze für die Nutzerinnen und Nutzer: Ein Teil wurde in die ehemalige Stadthalle Freiburg verlegt, ein weiterer in das Gebäude des ehemaligen Schluchseewerks in der Rempartstraße. Der Großteil der Bücher verblieb aber in den beiden Tiefmagazinen unter der Baustelle.

Die geplante Fertigstellung der neuen UB im Herbst 2013 verschob sich aufgrund eines Bauverzugs. So konnte der Rohbau erst im Sommer 2013 vollendet werden, wodurch die Montage der Fassade voraussichtlich noch bis Mitte 2014 andauern wird.

Die neue UB bietet den Studierenden auf fünf Obergeschossen 1.700 Arbeitsplätze, Seminarräume, ein Eltern-Kind-Raum und ein Parlatorium – einen Raum in dem auch gesprochen werden darf und soll.

Der 24-Stunden Servicebetrieb wird, wie bereits am momentanen Standort der Bibliothek, weiterhin beibehalten und der Anteil an frei zugänglichen Medien wird erhöht. Des Weiteren wird auch ein neues Medienzentrum und ein Digitalisierungszentrum im dritten beziehungsweisen vierten Obergeschoss eingerichtet.

Sobald der neue Bau bezugsfertig ist, gehen die Bücher erneut auf Wanderschaft. Diese soll aber nicht allzu lange dauern. „Wir rechnen mit einer Bibliotheks-Ausfallzeit von etwa zwei Wochen“, sagt Dr. Antje Kellersohn. Diese zwei Wochen werden in der vorlesungsfreien Zeit stattfinden, um die Lernzeit der Studierenden möglichst wenig zu beeinträchtigen.

Damit findet die große Wanderschaft der Freiburger Bücher ihr vorläufiges Ende.

Info

Wer sich noch näher mit der Geschichte der UB befassen möchte kann dies hier tun:

www.ub.uni-freiburg.de/index.php?id=906

www.ub.uni-freiburg.de/index.php?id=890

Beim Unibauamt: www.uba-freiburg.de

Video

Gemeinschaftsproduktion von Anja Amend (Teaser-Foto) und Joachim Lutz im Seminar Journalismus crossmedial für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Horst Hildbrand.


Veröffentlicht am 27. März 2014

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