Einfach machen!

Einfach machen!

In der neuen Serie „Einfach machen! Soziales Engagement an der Uni“ stellt uniCross Studierende vor, die in ihrer Freizeit anderen helfen und sich engagieren. Viola ist (Mit-)Organisatorin der Anamnesegruppen der Fachschaft Medizin und findet, dass die menschliche Komponente in ihrem Studium zu kurz kommt.

Viola studiert seit gut zwei Jahren Humanmedizin an der Uni Freiburg. Seit dem Wintersemester 2013 studiert sie zusätzlich Psychologie.

Viola, du engagierst dich neben dem Studium an der Uni. Was genau machst du?

Ich bin im Organisations-Team der Anamnesegruppe der Fachschaft Medizin. In dieser Gruppe üben wir mit Studierenden der Medizin und der Psychologie, in Kleingruppen Patientengespräche zu führen.

Wichtig ist es für uns zu kommunizieren, dass wir eine Gruppe von Studierenden für Studierende sind. Es geht nicht darum, dass die Tutoren den Teilnehmenden etwas beibringen sollen, sondern dass man gemeinsam und voneinander lernt.

Die Tutoren bieten lediglich den Rahmen für die Gespräche und sind Ansprechpartner. Im Organisationsteam halten wir den Kontakt zur Klinik. Wir organisieren Räume, sprechen mit Ärzten und Pflegepersonal und sorgen für einen – meist – reibungslosen Ablauf. Außerdem bekommen wir Tutoren zweimal im Semester die Möglichkeit zur Supervision in der Psychosomatik des Universitätsklinikums.

Wir machen eine Evaluation und Planungstreffen, sodass wir uns immer weiterentwickeln und den Teilnehmern möglichst viel bieten können. Zum Beispiel arbeiten wir teilweise mit Schauspielpatienten, um auch Psychiatriegespräche üben zu können. Manchmal stellen wir in der Gruppe auch ein Patientengespräch nach, damit man im Gespräch unterbrechen und bestimmte Abläufe wiederholen kann.

Warum engagierst du dich, obwohl du zwei zeitaufwändige Fächer studierst?

Meiner Meinung nach kommt die menschliche Komponente im Medizinstudium bei der Menge an Stoff, die wir zu bewältigen haben, viel zu kurz. Viele sind überfordert, wenn sie mit einem Patienten sprechen sollen. In den Anamnesegruppen haben die Studenten die Möglichkeit, sich auszuprobieren, andere beim Gespräch zu beobachten und ihren eigenen Gesprächsstil zu finden.

Außerdem finde ich, dass für den späteren Berufsalltag als Arzt oder Psychologe die Kommunikation mit dem Patienten so ein wichtiges Thema ist, dass es mich wütend macht, wie stiefmütterlich das im Medizinstudium behandelt wird.

Gute Anamnesegespräche bringen nicht nur viel für das Wohlbefinden des Patienten und auch des Behandelnden, sondern sind auch praktisch und erleichtern die Diagnose. Mir macht das Engagement in der Anamnesegruppe sehr viel Spaß, ich lerne bei jeder Sitzung dazu und sammle Erfahrung. Außerdem bin ich stolz, wenn ich sehe, dass die Teilnehmer etwas gelernt und mitgenommen haben. Mein Engagement bringt mich sowohl menschlich als auch in meinem Studium jedes Mal weiter.

Seit wann bis du dabei?

Ich war zwei Semester nur Teilnehmerin an den Anamnesegruppen. Ein Semester ist bei uns Voraussetzung, um Tutor zu werden. Als Tutorin habe ich dann zum dritten Semester angefangen und seit dem vierten Semester bin ich im Organisations-Team. Das besteht bei uns aus drei Leuten. Tutoren haben wir derzeit etwa acht, was bei zwei Tutoren pro Gruppe nur vier Gruppen insgesamt bedeutet – wir würden gerne mehr anbieten und suchen deshalb dringend neue Tutoren!

Kennengelernt habe ich die Anamnesegruppen in einer Ersti-Veranstaltung, wo sie sich vorgestellt haben. Beim Infoabend habe ich dann alles weitere erfahren und in den zwei Semestern, die ich nur Teilnehmerin war, habe ich gesehen, dass immer Tutoren gebraucht werden, weshalb ich mich engagiert habe.

Info zur Anamnesgruppe

Die Anamnesegruppe ist eine studentische Gruppe der Fachschaft Medizin. In Kleingruppen mit jeweils zwei Tutoren üben Studierende, Patientengespräche zu führen. Die Gruppen geben Info-Abende zu Beginn jedes Semesters. Tutor kann man werden, nachdem man ein Semester als Teilnehmender in der Anamnesegruppe war.

Jede Gruppe trifft sich einmal pro Woche in der Uniklinik. Dort führt jeweils ein Teilnehmer mit einem Patienten der Uniklinik ein Anamnesegespräch. Im Anschluss evaluiert die Gruppe das Gespräch. Teilweise werden Gespräche mit Schauspielpatienten oder Studierenden nachgestellt.

Alle Studierenden der Medizin, Psychologie oder Pflegewissenschaft sind eingeladen mitzumachen! Es gibt keine Semester-Beschränkung.

Mehr dazu unter www.ofamed.de/projekte/anamnesegruppen.htm

Foto: privat
Veröffentlicht am 3. April 2014

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