Was ändert sich für die Studierenden?

Alle sieben Jahre wird das Bildungsprogramm der Europäischen Union geändert und verbessert. Die vierte Auflage heißt Erasmus+ und beginnt mit dem Wintersemester 2014/2015. Was hat sich bei diesem Modell alles verändert und was bedeutet das konkret für die Freiburger Studierenden?

„Unterm Strich erhält das Programm deutlich mehr Geld als sein Vorgängermodell“, bilanziert Klaus-Dieter Düformantel, Leiter des Freiburger EU-Büros. 14,8 Milliarden Euro fließen in Erasmus+, ein europäisches Bildungsprogramm, das zentral von Brüssel unterstützt und gefördert wird, mit dem großen Ziel einen europäischen Hochschulraum zu schaffen.

In Deutschland sind 320 Hochschulen am Erasmus Programm beteiligt, die Uni Freiburg liegt bei den Teilnehmerzahlen sehr weit vorne. „Wir haben in diesem Jahr über 700 Outgoings“, sagt Düformantel. Bei den Incomings sieht er aber noch Handlungsbedarf, davon hat Freiburg etwa 400. Das EU-Büro bemüht sich deshalb um eine hohe Transparenz und hat für alle Interessenten, die aus den Partnerhochschulen nach Freiburg kommen wollen, Videoclips erstellt, die die verschiedenen Schritte der Eingangsphase erklären.

Transparenz bei Anerkennung und Finanzierung

Transparenz ist ein Hauptziel bei Erasmus+. Dies bezieht sich vor allem auf die Anerkennung und Finanzierung des Auslandstudiums. Bisher konnten 75 Prozent der Studienleistungen, die Studierende im Ausland erworben haben, anerkannt werden. Das ist dem Erasmus Student Network (ESN), eine der größten interdisziplinären Studierendenorganisationen in Europa und dem Europäischen Parlament zu wenig.

Erasmus+ soll den Studierenden eine eins zu eins Anerkennung garantieren. Konkret heißt das, dass die Studierenden schon vor ihrer Ankunft an der Partneruni wissen sollen, welche Kurse sie belegen werden und wie diese an ihrer Heimathochschule anerkannt werden. „Die Umsetzung dieser Forderungen ist allerdings sehr schwierig“, sagt Düformantel, „beispielsweise weil die Partneruni nicht garantieren kann, dass ein Kurs, der im Sommersemester auf dem Programm steht, auch im Wintersemester angeboten wird.“ Die Vorgabe, wonach die Studierenden während eines Auslandsemesters 30 ECTS Punkte anstreben sollten, besteht weiterhin, die Uni Freiburg ist aber relativ flexibel. Aber: „Alles, was unter 15 ECTS fällt, sollte begründet werden“, sagt Düformantel.

Gewährleistung finanzieller Sicherheit

Eine weitere Neuerung ist die Gewährleistung finanzieller Sicherheit. Die Hochschulen sind verpflichtet, ihren Studierenden im Voraus zu sagen, wie viel Geld sie monatlich für ihr Auslandsstudiums erhalten. Bisher bekamen sie nur einen ungefähren Richtwert genannt. Für das EU-Büro ergibt sich aus dieser Forderung eine Rechnung mit zwei Unbekannten, denn die Auszahlung des Geldes orientiert sich an der tatsächlichen Aufenthaltsdauer, die meist bei circa 30 Prozent der Outgoings von der zu Beginn angegeben Planungszeit abweicht.

„Ich weiß noch nicht wie viele Monate die Studierenden mir nachweisen werden, muss ihnen aber am Anfang schon sagen, wie viel Geld sie bekommen und ich weiß auch noch nicht wie viel Geld ich haben werde, weil die Hochschule während des Studienjahres nochmals Geld für das Austauschprogramm beantragen darf“, fasst Düformantel die Problematik zusammen. Um dieser Herr zu werden, legt das EU-Büro nun für das kommende Jahr die Planungszeit für einen Aufenthalt selbst fest.

Festgelegte Planungszeiten

Jeder, der ein Semester geht, bekommt vier Monate ausgezahlt, jeder, der zwei Semester geht bekommt acht Monate ausbezahlt. „Man muss dieses erste Jahr als Testphase sehen. Wenn wir dann im August 2015 alle Nachweise vorliegen haben und wissen, wie viel Geld wir erhalten, kann man vielleicht immer noch Geld an die Studierenden ausbezahlen, die einen längeren Aufenthalt nachweisen können“, hofft Düformantel.Dies gehe jedoch nur, wenn alle Outgoings umgehend nach Beendigung des Studienaufenthaltes ihre Aufenthaltsbestätigung zurücksenden und den Erfahrungsbericht ausfüllen würden.

Neu bei der Finanzierung ist auch die Aufteilung in drei Ländergruppen. Wo die Lebenserhaltungskosten niedriger sind, erhalten die Studierenden weniger, wo sie höher sind, erhalten sie mehr. Die teuerste Ländergruppe ist Ländergruppe eins, dazu zählen etwa England, Schweden und Norwegen, für diese Ländergruppe muss der Studierende mindestens 250 Euro monatlich erhalten, bei der Ländergruppe zwei, zu der auch Deutschland zählt, sind es mindestens 200 und bei der Ländergruppe drei, etwa Bulgarien oder Polen, 150 Euro.

Außerdem werden die Erfahrungsberichte der Studierenden in den nächsten sieben Jahren elektronisch erfasst und auf europäischer Ebene ausgewertet. Die Anregungen für die Veränderungen in Erasmus+ kamen unter anderem vom ESN, das es an vielen Hochschulen gibt, in Freiburg allerdings nicht. Das EU-Büro würde ein solches Netzwerk in Freiburg begrüßen und unterstützen, die Gründung müsste aber von Studierenden initiiert werden.

Wenige Hochschulen außerhalb der EU

Ursprünglich sollte Erasmus+ eigentlich „Erasmus für alle“ heißen, weil man das Programm auch für Hochschulen außerhalb Europas zugänglich machen wollte, der Anteil dieser Hochschulen betrage nun aber lediglich 5-8 Prozent, meint Klaus-Dieter Düformantel. Er ist gespannt auf das Pilotjahr mit Erasmus+ und hofft, dass weiterhin viele Studierende an dem Programm teilnehmen werden, „denn es ist noch Luft nach oben.“

Info

Wer an einem Erasmusaufenthalt interessiert ist, wendet sich am besten an den Fachkoordinator der jeweiligen Fakultät, allgemeine Informationen gibt es unter www.studium.uni-freiburg.de/studienbewerbung/austausch/erasmus

Wer mehr über das Erasmus Student Network wissen möchte, kann sich informieren unter www.esngermany.org

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Autoren:
Veröffentlicht am 6. August 2014

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