Trendige Geschenke

Trendige Geschenke

Die Facebook-Gruppe „Verschenk’s Freiburg“ bietet ein buntes Durcheinander an Gegenständen. Wer gerne nach Schätzen sucht oder sein WG-Zimmer ausmisten will, der ist hier genau richtig. Wie das Verschenken genau funktioniert hat Simone von der Gründerin Sara Möllenkamp erfahren.

Selfie ist das englische Wort des Jahres. Planking-Bilder zeigen eine Person, die steif wie ein Brett an einem ungewöhnlichen Ort liegt. Und wer deiner Freunde einen halben Liter Bier exen kann, weißt du spätestens seit dem Facebook-Bier-Spiel.

Facebook setzt Trends. Das ist nichts Neues. Was Selfies, Planking und die Biernominierungen gemeinsam haben ist die Frage nach einem tieferen Sinn. Dass es in der Welt des Internets auch praktische Trends gibt, das zeigt die Facebook-Gruppe „Verschenk’s Freiburg“.

Fast 2.000 Mitglieder in Freiburg

1.730 Mitglieder bieten online ihr Hab und Gut an. Bücher, Möbel, Geschirr oder auch mal ein funktionstüchtiger Kühlschrank wechseln den Besitzer. Es wird einfach ein Foto des Gegenstandes hochgeladen und schon trudeln die ersten Anfragen ein. Das Besondere daran: Alles wird verschenkt! Die einzige Regel der Gruppe lautet: „Du verschenkst deine Sachen und erwartest dafür keinerlei Gegenleistung.“

Gründerin der Gruppe in Freiburg ist die 27-jährige Sara-Lena Möllenkamp. Die Idee zog mit ihr von Konstanz nach Freiburg. Als sie aus ihrer Konstanzer Studentenwohnung auszog, verschenkte sie viele der Sachen, die sie nicht mitnehmen konnte über die Facebook-Gruppe „Verschenk’s Konstanz“. Angekommen im neuen, Freiburger Heim fehlte nun einiges und so fiel der Startschuss für die „Verschenk’s Freiburg“-Gruppe.

Verschenken ist im Trend

Und damit liegen die Freiburger voll im Trend. Sie könnten auch die 9.000 Mitglieder der Gruppe „Freiburg und Südbaden verschenkt’s“ um ein Geschenk reicher machen. Die Konstanzer Gruppe ist noch erfolgreicher als der jüngere Ableger in Freiburg und zählt über 19.000 Mitglieder.

Die erste „Verschenk’s“-Gruppe wurde von Studierenden in München gegründet. Sie hat inzwischen unglaubliche 24.880 Mitglieder. Stuttgart, Dresden, Münster – in zahlreichen weiteren Städten wird fleißig verschenkt. Mit ersten Gruppen in der Schweiz und Österreich wird die Idee des Verschenkens jetzt sogar international.

Vielfältiges Angebot

Der Grundgedanke sei ganz praktisch, sagt Sara-Lena Möllenkamp. Jeder besitze Kram, den er eigentlich nicht brauche. Sogar in einem kleinen WG-Zimmer sammelt er sich unweigerlich an. Stattdessen bräuchte man eigentlich andere Dinge und „dass man Sachen tauscht oder verschenkt, dass liegt eigentlich nahe.“ Und so findet sich auf der Seite ein spannendes Sammelsurium von Objekten aus fremden Haushalten.

Schon das Durchstöbern der Angebote kann an einem verregneten Sonntag ein Geschenk sein. Und wer weiß was man dabei findet? Für den ein oder anderen sind schräge Deko-Osterhasen, meterhohe Zimmerpalmen oder einzelne Ohrringe schon der Schatz, den sie lange gesucht haben.

Andere Angebote haben nicht nur einen ideell hohen Wert. Elektronische Geräte wie Drucker oder eben Kühlschränke haben schon den Besitzer gewechselt. „Gestimmt, aber einen Halbton zu tief“ ist das Klavier, das aktuell zu haben ist.

Es geht auch um Nachhaltigkeit

Nur Werbung ist auf der Seite nicht erwünscht. Ein Tipp für einen tollen Flohmarkt, könne aber auch mal ein Geschenk darstellen, meint Sara-Lena Möllenkamp. Sie sorgt mit zwei Helfern dafür, dass die Nutzer von professioneller Reklame verschont bleiben. Der administrative Aufwand halte sich dennoch in Grenzen. Oftmals reguliere sich die Gruppe durch Diskussionen unter den Nutzern selbst.

Zeitaufwändig sei vor allem die Überprüfung neuer Mitglieder. Es soll sichergestellt werden, dass nur Privatpersonen Zugang zur Gruppe bekommen, um Spamming zu verhindern. Konsum soll nämlich durch die Gruppe nicht gefördert werden.

Eine Prise Idealismus

Der praktische Aspekt des Verschenkens steht zunächst zwar im Vordergrund, „aber dann kommt natürlich ein bisschen Idealismus dazu“, sagt die Gründerin der Facebook-Gruppe. Es gehe auch darum, dass Dinge, die man nicht mehr braucht, nicht einfach weggeworfen werden. Vielleicht kann jemand anderes genau das, was ansonsten auf dem Müll gelandet wäre, brauchen.

„Verschenk’s Freiburg“ ist auch eine spannende Spielwiese für Bastler, denn sie können Dinge reparieren, die nicht mehr funktionieren und so für den Besitzer wertlos geworden sind. Gerade Nutzgegenstände wie Kleidung oder günstige Möbel landen heutzutage oft auf dem Müll, wenn sie modischen Ansprüchen nicht mehr genügen. Die Verschenk’s-Gruppen wirken diesem Phänomen der Wegwerfgesellschaft entgegen. Sie sind ein sinnvoller Facebook-Trend, hin zu mehr Nachhaltigkeit.

Info

Sara-Lena Möllenkamp arbeitet für das Theater Freiburg. Sie studierte Literatur–Kunst–Medien in Konstanz und verschenkte online unter anderem schon Hasenstreu. Aktuell wünscht sie sich ein neues Titelbild für ihre Facebook-Gruppe.

Hier geht es zur „Verschenk’s Freiburg“ Gruppe: www.facebook.com/groups/178735922261656/

Foto: Simone Rehm
Autoren:
Veröffentlicht am 7. August 2014

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