Ein anderes Ergebnis als erwartet

Ein anderes Ergebnis als erwartet

Noch kurz die Mails checken, ein Foto vom Frühstück vor sich posten, mit dem Kumpel eine Runde Quizduell spielen und über WhatsApp den Abend planen. Dann kann man sich dem Gesprächspartner widmen. Bis das Handy wieder leuchtet – oder? Wie sehr reflektieren wir die Nutzung unserer Smartphones? Fünf Studierende der Uni Freiburg haben dies in einer Studie herausgefunden.

Konfuzius besaß kein Smartphone. Die Studie aber, die fünf Studierende der Uni Freiburg gemeinsam mit Juniorprofessor Friedemann Vogel durchführten, hätte dem chinesischen Philosophen wohl gefallen. Denn bereits Konfuzius schrieb: „Was du mir sagst, das vergesse ich, was du mir zeigst, daran erinnere ich mich, was du mich tun lässt, das verstehe ich“, sagt Vogel. Eine Beschreibung des forschungsnahen Lernens.

Felix, Ole, Lisa, Sarah und Max probierten letztes Semester das forschungsnahe Lernen in der Praxis aus. Für eine Studie, die  Gegenstand des Kurses “Leben in der Digitalität” des Moduls “Faszination Wissenschaft” war, entwarfen die fünf Studierenden einen Fragebogen. Diesen legten sie 76 Studierenden und 62 Realschülern der 7. bis 9. Klasse aus Freiburg vor – ein Altersunterschied von etwa zehn Jahren. „Unsere Hypothese war, dass Schüler ihr Handy weitaus unreflektierter nutzen als Studierende“, sagt Lisa, die Informatik studiert.

Wie unterschiedlich nutzen die beiden Gruppen also ihr Smartphone? „Erst einmal besitzen Schüler ein Smartphone vor allem, um mit Freunden zu kommunizieren und zu einer Gruppe dazuzugehören. Studierenden hingegen geht es mehr ums Technische wie die Nutzung von Apps“, sagt Max, Student der Biologie. Zudem hätte eine etwas höhere Prozentzahl von Schülern angegeben, dass Soziale Medien wie Facebook eine hohe Stellung in ihrem Alltag haben.

 

Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung

 

Eine wichtige Bilanz der Studie ist der extreme Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. „Dies ist vor allem bei den Schülern der Fall“, sagt Ole, der FrankoMedia studiert. Die falsche Nutzung des Smartphones sehe man selten bei sich selbst. So haben viele Schüler angegeben, dass es Orte geben sollte, an denen Smartphones verboten sind. „Das Erstaunliche ist jedoch, dass die meisten das Problem nicht bei sich, sondern bei anderen sehen – ganz ähnlich wie bei anderen Süchten auch.“

Es sei beiden Gruppen sehr bewusst gewesen, dass es Situationen gibt, in denen Smartphones als störend empfunden werden, zum Beispiel im Kino, beim Arzt oder in der Kirche. „Mit der Zeit werden sich soziale Regeln einspielen, die irgendwann auch eine soziale Akzeptanz finden werden“, vermutet Ole. Dementsprechend halten die fünf Studierenden Verbote nicht für sinnvoll. Vielmehr solle man das Thema direkt in der Schule ansprechen und mit den Schülern darüber reden, wie sie ihr Smartphone sinnvoll nutzen können, so der Vorschlag der Studierenden.

 

Kaum Regeln im Freundeskreis

Bisher scheinen sowohl Schüler als auch Studierende nur wenig über den Gebrauch des Smartphones zu sprechen. Nur fünf Prozent aller Befragten gaben an, beim Treffen im Freundeskreis Regeln zur Nutzung des Handys zu haben. Ein Abkommen wurde jedoch gleich zwei Mal genannt: Beim Treffen in der Kneipe werden alle Handys auf den Tisch gelegt. Wer zuerst nach seinem Handy greift, muss eine Runde zahlen.

Als störend empfänden es jedoch beide Gruppen, wenn der Gesprächspartner während der Unterhaltung seine Mails checke oder Fotos an andere Freunde verschicke. „Wir dachten, dass die Schüler das lockerer sehen“, sagt Lisa. Auf der anderen Seite seien die Studierenden weniger reflektiert als die fünf erwartet hatten.

Die Sensibilität ist da

Insgesamt gebe es auf jeden Fall eine gewisse Sensibilität gegenüber Smartphones und ein Gespür dafür, dass ein Smartphone die sozialen Beziehungen untereinander verändern, eventuell stören, eventuell auch verbessern kann. „Denn das Smartphone hat immer zwei Seiten: Es erleichtert auch einfach erheblich die Kommunikation und teilweise auch unser Leben“, sagt Felix, Student der Politikwissenschaft.

Die Schüler reflektieren die Nutzung ihres Smartphones also weitaus mehr als die fünf Studierenden vor der Studie angenommen hatten. Lisa bringt die Auswertung auf den Punkt: „Man muss sich weniger Sorgen machen als wir gedacht hatten. Das ist schön.“

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Foto: Julia Arbogast
Veröffentlicht am 1. September 2014

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