Die kuriosen Variationen des Sankt Nikolaus

Die kuriosen Variationen des Sankt Nikolaus

Ein und dieselbe Person? Wie sich Samichlaus, Sinterklaas oder Papai Noel so benehmen.

Schweiz

Hier gibt es regional recht unterschiedliche Traditionen. In unserer Schweizer Namensvetter-Stadt Fribourg beispielsweise findet jedes Jahr ein Festumzug mit zehntausenden Zuschauern zu Ehren des Sankt Nikolaus statt – denn der ist Schutzpatron der Stadt.

Andernorts poltert der Samichlaus, dessen Name einfach durch eine mundartliche Verschmelzung von Sankt und Nikolaus entstanden ist, ähnlich wie bei uns an die Haustüre. Außer seinem Säckli hat er immer dabei den Schmutzli, eine Art Knecht Ruprecht, der, wie sein Name schon vermuten lässt, nicht der reinlichste Zeitgenosse ist. Ein klarer Vorteil für den Nachbarn Herrn Bünzli oder den Onkel Rudi, denn dann fliegt die Tarnung wenigstens nicht sofort auf.

Zuallererst werden einige grundsätzliche ermahnende Worte gesprochen, die je nach Schandtaten auch in einem “Du überchunsch e Fitze!” enden können. Die “Fitze” ist eine Rute, die dem bösen Kind bei Ungezogenheiten bevorzugt über den Allerwertesten gezogen wird; nach neueren pädagogischen Erkenntnissen empfiehlt sich diese Anwendung jedoch nur in äußersten und schwerwiegenden Notfällen.

Anschließend wird das Kind zum Samichlausversliaufsagen verdonnert. Hier ein geeignetes Beispiel:  “Samichlaus, du Superman/ich bin halt en Schmutzlifan!” Dabei ist es als Samichlaus angebracht, sich ein bitzeli zusammenzureißen und nicht haltlos in den Rauschebart hinein zu kichern. Schließlich zählt der gute Wille, und dafür braucht man entweder starke Nerven – oder ein ebenso geartetes Bier. Und vielleicht lässt sich damit auch erklären, warum die Schweizer ausgerechnet am 6. Dezember das Samichlaus-Bier, das stärkste Bier mit immerhin 14 Prozent, brauen. Denn ganz ungeachtet der literarischen Qualität des jeweiligen Samichlausversli muss im Anschluss daran das Säckli ausgeleert werden, in dem sich üblicherweise Mandarinen, Lebkuchen, Nüsse und natürlich Schweizer Schoggi befinden.

In Basel erzählt man übrigens den Kindern, der Samichlaus komme aus dem Schwarzwald, und sollten sie nicht brav sein, müssten sie für eine bestimmte Zeit mit ihm mitgehen. Durchaus glaubwürdig, würde dies doch auch die Sprachverwandschaft erklären.

Frankreich

Bei unseren laizistischen Nachbarn existiert überhaupt nur im Elsass und Lothringen eine Nikolaus-Variante, also in denjenigen Landesteilen, die nicht durchgehend zu Frankreich gehörten. In Père Fouettard vereinigen sich sowohl die Funktion des Zuckerbrots als auch die der Peitsche (frz. fouet = Peitsche).

Niederlande

Man staune – in den Niederlanden erfreut sich Sinterklaas und sein festlicher “avond” größerer Beliebtheit als das Christkind oder Weihnachten im Allgemeinen. Das ist auch nur verständlich, schließlich gibt’s hier die meisten Geschenke – wie einst auch hierzulande. Denn die Niederländer haben sich nicht an die Reform Luthers gehalten, der die Heiligenverehrung ablehnte und statt des ursprünglich 6. den 24. Dezember zum Tag der Bescherung auserkor.

Wie es sich für eine gute Seefahrer-Version des Nikolaus gehört, segelt Sinterklaas natürlich mit dem Schiff an, das übrigens aus Spanien kommen soll – auch kein Zufall, schließlich regierte einst vor hunderten von Jahren der spanische König auch über die Niederlande.

Zu Land bewegt sich Sinterklaas dann auf einem Schimmel fort, immer im Gefolge dabei den Zwarten Piet. Zusammen verteilen sie Geschenke, die mit lustigen Reimen versehen sind. Damit das Pferd keinen Hunger leiden muss, stellen die Kinder Heu, Karotten und einen Eimer Wasser vor die Tür.

Und in Amsterdam findet jährlich eine große Prozession vom Hafen zum Königspalast statt.

Polen

In Polen hat Swiety Mikolaj noch mehr um die Ohren als andernorts. Hier kommt er gleich zweimal, um die Kinder zu beschenken: Zuerst in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember, um die Geschenke wahlweise in Socken, oder, sollten diese nicht groß genug sein, unterm Sofakissen zu verstecken; außerdem übernimmt er auch noch gleich die Tätigkeit von Christkind beziehungsweise Weihnachtsmann am 24. Dezember. Und die Krakauer erlauben sich an diesen Tagen ein Scherzchen und setzen dem Denkmal des Nikolaus Kopernikus (Mikolaj Kopernik) alljährlich eine rote Mütze auf.

Italien

Obwohl der katholische Glauben und die Heiligenverehrung in Italien doch sehr verbreitet sind, hat sich San Nicola lediglich in Triest in Form eines Kinderbescherungsfests etabliert. Dafür gibt es in Bari im Mai eine große Andachtszeremonie auf dem Meer – denn dort sollen dessen heiligen Gebeine ruhen…

Brasilien

Die Brasilianer nehmen jede Gelegenheit zum Feiern wahr. Hier steigt am 6. Dezember natürlich die weltgrößte Nikolaus-Party im, auch klar, weltgrößten Fußballstadion, dem Maracana-Stadion. Dorthin kommt Papai Noel übrigens nicht mehr mit dem Schlitten angefahren, sondern wird mit Helikopter eingeflogen und verkündet den Beginn der Weihnachtszeit. Das feiern dann gute 250 000 Fans feucht und fröhlich und mit Showeinlagen.

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Foto Adventskalender: Sabina Kist
Autoren:
Veröffentlicht am 3. Dezember 2014

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