Gemeinsam lernen für Patienten

Gemeinsam lernen für Patienten

Medizin, Pflegewissenschaft oder Physiotherapie: Beim Longitudinalen Strang Interprofessionalität lernen verschiedene Fachrichtungen aus dem Gesundheitswesen gemeinsam. Das soll die spätere berufliche Arbeit erleichtern und Konflikte verringern.

Longitudinaler Strang Interprofessionalität (LongStI), das klingt erst einmal sehr kompliziert. Es ist aber eigentlich ganz einfach: Im Gesundheitswesen arbeiten unterschiedliche Professionen wie z.B. Medizin, Pflege und Physiotherapie zusammen.

Im Studium oder der Ausbildung haben diese Berufsgruppen aber meist nur wenig miteinander zu tun. Das will der LongStI ändern. Die Medizinische Fakultät bietet hierzu gemeinsam mit anderen Einrichtungen wie z.B. der Evangelischen Hochschule oder der Akademie für medizinische Berufe innovative Lehrveranstaltungen an, in denen Studierende und Auszubildende aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens teilnehmen können.

Insgesamt mehr als zehn verschiedene Berufsgruppen sind an den Lehrveranstaltungen beteiligt. Ebenso wie die Studierenden kommen auch die Dozierenden der Lehrveranstaltungen aus verschiedenen Fachrichtungen und unterrichten gemeinsam.

Steger

Anne-Kathrin Steger begleitet das Projekt

„Mit dem Projekt versuchen wir interprofessionelle Kompetenzen zu vermitteln, um auf die Zusammenarbeit im späteren Berufsleben vorzubereiten“, sagt Anne-Kathrin Steger vom Studiendekanat der Medizinischen Fakultät, die das Projekt organisatorisch begleitet.

Teamarbeit als Lernprozess

„Medizinstudierende brauchen zum Beispiel nicht nur Fachwissen, sondern müssen auch lernen, bestimmte professionelle Rollen zu übernehmen“, erklärt Steger. Das Verständnis für die eigene professionelle Rolle in einem aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammengesetzten Team soll beim LongStI vermittelt werden.

Eines der Seminare heißt zum Beispiel “TIPAS – Teamorientierte Interprofessionelle Ausbildung und Studium in Medizin – Pflege – Physiotherapie“. Dabei sollen die unterschiedlichen Fachbereiche gemeinsam erarbeiten, wie interprofessionelle Zusammenarbeit funktioniert und welche Hürden es gibt.

„Gemeinsam haben wir anhand eines Fallbeispiels versucht, eine Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten für einen Patienten zu finden“, sagt Imke, die im ersten Semester Pflegewissenschaften studiert.

Stereotype blockieren die Zusammenarbeit

IMG_5098_small

Imke studiert Pflegewissenschaften

Erfahrung im stressigen Krankenhausbetrieb hat Imke durch ein FSJ schon gemacht. Auch die Erfahrung, dass die verschiedenen Berufsgruppen wenig miteinander reden: „Wir haben im Seminar über die Hürden der Zusammenarbeit gesprochen: Zeitmangel, Stereotype oder überhaupt mangelndes Wissen über den anderen“, erklärt sie.

13 interprofessionelle Seminare haben bisher stattgefunden, mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Lernenden aus einer Reihe von Studien- und Ausbildungsgängen.

„Die Befähigung zur Interprofessionalität ist eine der aktuellen Forderungen des Wissenschaftsrates für das Medizinstudium“, erklärt Steger. So unterstützt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg das Projekt mit 270.000 Euro für das Jahr 2014.

Momentan ist die Teilnahme an den Veranstaltungen des LongStI für Medizinstudierende noch freiwillig. Ob sie einen festen Platz im Medizinstudium einnehmen sollen, wird diskutiert.

Info

Weitere Erfahrungsberichte über interprofessionelle Veranstaltungen gibt es auf dem Blog der Impulswerkstatt Lehrqualität:

Interprofessionelle Begleitung in der Diagnosemitteilung

Neurologie interprofessionell

Bewegung als Medizin – Eine interprofessionelle Aufgabe

Foto Imke: Felix Klingel
Foto Anne-Kathrin Steger: Privat
Foto Titelbild: Sebastian Bender

Autoren:
Veröffentlicht am 2. Januar 2015

Empfohlene Artikel