Bühne frei?

Bühne frei?

Seit sicher mehr als 30 Jahren wird im Theatersaal der Alten Uni studentisches Theater gespielt. Nach dem kommenden Sommersemester wird sich einiges ändern: Das Literaturhaus wird in die Räumlichkeiten der Alten Uni einziehen. Die Suche nach geeigneten Alternativräumen ist schwieriger als gedacht.

Wenn die maniACTs, die Theatergruppe des Englischen Seminars, im Theatersaal der Alten Uni Theater spielen, dann ist dieser in der Regel brechend voll. Knapp 150 Plätze bietet der Saal, samt professioneller Technik, flexibler Bühne und Räumen für die Maske. An der Uni Freiburg gibt es acht studentische Theatergruppen.

Nicht alle gibt es schon so lange wie die maniACTs, doch alle nutzen den Theatersaal: Zum Proben, zum Diskutieren, zum Lagern von Materialien und Requisiten und zum Aufführen. Über 6.000 Zuschauer jährlich zeigen, dass das studentische Theater einen festen Platz in der Freiburger Kulturszene hat.

„Wir benötigen den Saal täglich, unter der Woche zum Proben, dazu kommen dann die Probe- und Aufführungswochenenden“, sagt Charlotte Großmann. Sie vertritt zusammen mit Christopher Seiberlich den Interessenverbund der Studentischen Theatergruppen. Die beiden haben derzeit viel zu tun.

Suche nach neuen Räumen ist schwierig

Ab Januar 2016 wird das Freiburger Literaturbüro, das unter anderem Lesungen und Schreibworkshops organisiert, in die Räumlichkeiten der Alten Universität einziehen, die zu einem Literaturhaus wird. Das Literaturhaus wird auch den Theatersaal mieten und als eigenen Raum für mehr als 100 Veranstaltungen jährlich nutzen. „Der Saal wird so umgebaut, dass er für Literaturveranstaltungen optimal nutzbar ist. Aber er wird den Theaterbetrieb nicht verunmöglichen“, sagt Martin Bruch, der seit Januar 2014 der Leiter des Literaturbüros ist.

Genaue Pläne und ein detailliertes Nutzungskonzept sind bislang noch nicht beschlossen. Sicher ist jedoch, dass das Literaturhaus den Raum unter der Woche nutzen möchte. Für die Theatergruppen wird er am Wochenende zur Verfügung stehen. Die restlichen Proben und Aufführungen werden in alternativen Räumen stattfinden müssen, im Moment sind unter anderem der Peterhofkeller und der Kinosaal im Rektorat im Gespräch.

Das bedeutet: Kein Lagern mehr von Bühnenrequisiten während der Probenphasen, und nur noch Platz für drei der bestehenden acht Gruppen. Die beiden Backstage-Räume bleiben eigens für die Theatergruppen erhalten.

Doch der Umbau des Saales, der erst bei einer Renovierung 2008 technisch optimal an die Bedürfnisse der Theatergruppen angepasst wurde, wird für die Studierenden nicht nur Vorteile mit sich bringen: „Die Bühne wird verkleinert werden, die Zuschauerplätze werden reduziert, und dadurch, dass wir ein deutlich kleineres Zeitkontingent zur Verfügung haben, können wir den Saal nicht mehr so bespielen wie bisher. Das wird hier alles sehr viel schicker, aber auch schlechter nutzbar“, sagt Mark Kessler von den maniACTs. Der einzige Vorteil sei die neue Lüftung.

Geteilte Meinungen

Der Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer sieht das anders: „Der Umbau des Saales wird für die Theatergruppen große Vorteile bringen. Er wird qualitativ eine sehr viel bessere Spielstätte werden“, sagt er. Die Universität erhofft sich vom Einzug des Literaturhauses in die neuen Räumlichkeiten einiges.

„Ich bin überzeugt, dass zwischen der Arbeit der Theatergruppen und des Literaturhauses viele positive Synergien entstehen werden.“ So könnten zum Beispiel die Theatergruppen einmal ein Stück eines zeitgenössischen Autors spielen und das Literaturhaus könnte dazu dann eine Lesung organisieren.

Die Theatergruppen werden dadurch, dass sie den Theatersaal nicht mehr uneingeschränkt nutzen können, erst einmal Abstriche machen müssen. Die Gruppen werden genau aushandeln müssen, wer in welchen Räumlichkeiten proben und spielen kann – denn der Peterhofkeller wird noch für eine große Zahl anderer universitärer Veranstaltungen genutzt.

Dennoch betonen alle Parteien, eine Lösung finden zu wollen. „Ich spreche mich sehr dafür aus, die bunte und vielfältige Theaterszene, die die Studierenden bieten, zu erhalten“, sagt Bruch. Und auch die Studierenden haben nichts gegen die Arbeit des Literaturhauses. Dennoch sind sie mit der Vermietung des Theatersaals nicht glücklich. „Wir machen schon sehr viele Jahre studentisches Theater in diesem Saal. Er ist unsere Heimat. Es wird nicht einfach sein, einen Raum zu finden, der uns die gleichen Bedingungen bietet“, sagt Mark.

„Wir werden eine Lösung finden, die für alle Beteiligten nicht nur machbar, sondern sogar besser ist“, sagt Schiewer. Momentan seien alle auf der Suche nach geeigneten Alternativräumen. Im Sommersemester 2015 werden die Gruppen den Theatersaal noch nutzen wie bisher. Ab August dieses Jahres soll dann der Umbau beginnen. In den nächsten Monaten wird sich also noch einiges tun.

Foto: Screenshot uni.tv-Beitrag
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Veröffentlicht am 17. April 2015

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