Bachelor, Bücher und ein Baby?

Bachelor, Bücher und ein Baby?

Akademiker beginnen immer später mit der Familiengründung. Der Karriereplanung steht ein Kinderwunsch oft im Weg. Das Studierendenwerk unterstützt Eltern während des Studiums dabei, den Spagat zwischen Kindererziehung und Karriereplanung zu meistern. Mit Video und Audio.

Während des Studiums ein Kind groß zu ziehen, erscheint den meisten Studierenden als unmöglich. Die Ergebnisse der letzten HISBUS- Datenerhebung, ein Projekt des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, zeigen, dass nur zwei Prozent der Studierenden das Studium für den idealen Zeitpunkt halten, um ein Kind zu bekommen. Deutschlandweit liegt der Anteil der Studierenden, die Eltern sind, nun schon seit Jahren bei ungefähr sieben Prozent, so die Studie.

Das Studierendenwerk hilft bei Studienplanung und Studienorganisation

Karl-Heinz Hermle, Sozialarbeiter beim Studierendenwerk Freiburg, kümmert sich bereits seit 25 Jahren um die Bedürfnisse von studierenden Eltern. Die größte Hürde für Studierende sieht er im fehlenden Mut zum Kind. „Die meisten haben einfach Angst davor, während des Studiums ein Kind zu bekommen“, sagt Hermle. Grund dafür seien vor allem finanzielle Aspekte. Was viele nicht wissen: Die Studierenden können neben Bafög und Kindergeld noch weitere Unterstützungen wie Wohngeld oder Erziehungsgeld beantragen.

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In der Sozialberatung des SWFR informiert Karl-Heinz Hermle studierende Eltern darüber, welche finanziellen Hilfen sie in Anspruch nehmen können.

Auch bei der Kinderbetreuung hilft das Studierendenwerk weiter. In Freiburg gibt es neben eigens dafür eingerichteten Kita-Plätzen auch Wohnungen in der Studentensiedlung am Seepark für Familien und alleinerziehende Mütter.

Außerdem gibt es eine Babysitter-Börse, Wickelmöglichkeiten und Kinderecken in den Mensen sowie kostenfreies Essen für die Kleinen. „Aber viele kennen die Hilfen gar nicht, die sie in Anspruch nehmen können“, sagt Hermle.

Deshalb kommen viele Studierende bereits kurz nachdem sie erfahren haben, dass sie ein Kind erwarten, zu ihm in die Beratung. „Wenn die werdenden Eltern zu mir kommen, versuche ich, ihnen immer etwas Mut mitzugeben, vor allem, wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht so glücklich über ihre Situation sind“, sagt der Sozialarbeiter. Es habe sich nämlich viel getan in den vergangenen Jahren.

Freiburg habe bei dieser Entwicklung sogar eine Art Vorreiterrolle eingenommen. „In Freiburg gab es eine der ersten Krabbelstuben für Kinder unter drei Jahren“, erzählt Hermle. Nicht zuletzt auch durch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt konnte das Studierendenwerk erreichen, dass auch die Wartelisten für Betreuungsplätze viel kürzer geworden seien.

Studentin und Mama: Beide Rollen auszufüllen ist nicht einfach

Dass das Studium mit Kind zu meistern ist, beweisen Mütter wie Kathrin Rodi. Sie studiert Informationsmanagement und Unternehmenskommunikation und ist Mutter einer 2-jährigen Tochter. Sie weiß, dass gute Organisation und eine Portion Multitasking-Talent nötig sind, um parallel zum Studium ein Kind zu erziehen.

„Ich muss alles sehr akribisch organisieren und habe einen sehr strukturierten Zeitplan, sonst funktioniert das nicht“, sagt sie. Immer wieder gibt es für studierende Eltern auch kritische Phasen, zum Beispiel wenn das Kind krank wird oder feste Abgabetermine für Seminararbeiten anstehen.

Insbesondere die Prüfungsphasen sind sehr anstrengend für Kathrin, da sie meist erst lernen kann, nachdem sie ihre Tochter ins Bett gebracht hat. Andere Studierende würden ihr aber oft sehr entgegenkommen, sagt Katrin, wenn es beispielsweise um Termine für Gruppenarbeiten geht.

Ein Leben ohne Unterstützung durch Familie und Freunde kann sie sich, wie die meisten jungen Eltern, kaum vorstellen.

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Kathrin hat sich für ein Studium entschieden, als sie bereits Mutter war. Für ihre Tochter Lilly versucht sie, sich trotz Klausuren so viel Zeit wie möglich zu nehmen.

Kathrin hat sich ganz bewusst für ein Studium mit Kind entschieden, ihre Tochter war bereits geboren, als sie mit dem Studium begann. Insbesondere durch die Unterstützung des Studierendenwerks schafft sie es, das Studium mit Kind zu meistern: „Dass die Hochschule mit der Kita kooperiert und uns dort Plätze reserviert hält, finde ich unglaublich hilfreich.“

Obwohl sich die meisten Studierenden ein Studium mit Kind nicht zutrauen, ist Karl-Heinz Hermle von den Vorteilen überzeugt: „Es ist meiner Meinung nach vielleicht sogar einfacher, während des Studiums ein Kind zu erziehen, weil man doch ein bisschen freier ist, als wenn man sich schon auf der Karriereleiter befindet.“

Diesen Eindruck bestätigt auch die HISBUS-Datenerhebung. Sie hat ergeben, dass sich 85 Prozent der studierenden Eltern wieder für ein Studium mit Kind entscheiden würden. Karl Heinz Hermle und Studentenmama Kathrin sind sich einig: „Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, als das Studium, um Kinder zu bekommen.“

Video

Radio

Hilfreiche Webseiten rund ums Studieren mit Kind

Studierende berichten von eigenen Erfahrungen und geben wertvolle Tipps: www.studieren-mit-kind.org/

Das Studierendenwerk berät in Sachen Finanzierung und Betreuung: www.swfr.de/beratung-soziales/studieren-mit-kind/

Der FamilienService der Uni Freiburg hat eine Broschüre zusammengestellt, die das Thema Studieren mit Kind zusammenfasst: www.familienservice.uni-freiburg.de

Ein guter Überblick über die Möglichkeiten, die es für Studierende mit Kind gibt: studieren.de/studieren-mit-kind

Gemeinschaftsproduktion von Julia Bumann, Joana Kürsten (Foto Karl-Heinz Hermle), Valeska Martin (Foto: Teaser) und Tim Weber im Seminar „Einführung in den crossmedialen Journalismus“  für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Ragna Plaehn, Horst Hildbrand

Foto: Kathrin Rodi: privat

Veröffentlicht am 8. Mai 2015

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