Schreiben in und über Muße

Schreiben in und über Muße

Aus dem Sonderforschungsbereich 1015 „Muße. Konzepte, Räume, Figuren“ der Uni Freiburg ist ein Online-Magazin hervorgegangen, das dem vielschichtigen Begriff „Muße“ näher kommen und diesen von allen Seiten beleuchten will.

Ein Artikel zum Thema Müßiggang im ersten Weltkrieg, ein Bericht über ein Café, in dem man für die gewonnene Zeit und nicht das Getränk bezahlt oder eine Rezension zum letzten Album von Deichkind – wer ein wenig durch das Online-Magazin „Muße. Ein Magazin“ stöbert, wird viele lesenswerte Texte finden, die vielleicht erst auf den zweiten Blick einen gemeinsamen Nenner haben: Die Muße.

Mit der Muße beschäftigt sich gerade ein ganzer Forschungsbereich an der Uni Freiburg. Der Sonderforschungsbereich „Muße. Konzepte, Räume, Figuren“, in dem drei Projektbereiche aus den verschiedensten Wissenschaften versuchen, dem allseits bekannten, aber wenig erforschten Phänomen näher zu kommen. Das Online-Magazin ergänzt die Forschung um einen weiteren Blickwinkel. „Wir wollen das Phänomen Muße in allen Facetten darstellen und mit dem Magazin auch über unsere konkreteren Forschungsvorhaben hinausgehen“, erklärt Anna Hirsch, Mitglied der Muße-Redaktion und Doktorandin im Sonderforschungsbereich.

Forscherinnen und Forscher widmen sich der Muße

Die Idee für das Magazin erhielten die jungen Forscherinnen und Forscher von ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Sonderforschungsbereich „Helden, Heroisierungen, Heroismen“, die ein E-Journal über ihr Thema veröffentlichen. „Für das Thema der Muße bietet sich das Format eines Onlinejournals besonders an. Wir wollten an diesem umfangreichen Konzept noch breiter arbeiten, feuilletonistischer darüber schreiben und einfach auch Werbung für unsere Forschung machen“, sagt Hirsch.

Die Redaktion besteht aus Doktorandinnen und Doktorandinnen sowie Postdoktorandinnen und Postdoktoranden, die innerhalb des Sonderforschungsbereichs arbeiten und Lust am journalistischen Schreiben haben. Nachdem die Idee und der Wille da waren, wurde nach einem Webdesigner gesucht und wer einen Blick auf das Online-Magazin wirft, wird sehen, dass sich die Suche gelohnt hat. Unter dem Logo, einem Faultier, erscheinen in breiter Schrift die Anreißer zu den jeweiligen Texten.

Aktuell ist der erste Beitrag ein Leitartikel zum Thema Muße und Müßiggang in deutschen Lazaretten während des ersten Weltkrieges von Alina Enzensberger, Promovierende in der Geschichtswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Auch findet sich ein wissenschaftlicher Beitrag zum Muße-Begriff des Freiburger Philosophen Prof. Dr. Günter Figal.

Vielschichtige Beiträge zur Muße

Das Magazin, das auch als PDF-Datei heruntergeladen werden kann, wird zwei Mal im Jahr erscheinen, die Artikel im ersten Magazin behandeln das Thema Muße im Allgemeinen und Muße-Orte im Besonderen, die nächsten Magazine werden sich auf ein engeres Thema innerhalb des Muße-Begriffs beziehen, wie etwa Müßiggang, aber auch Arbeit. Die nächste Ausgabe wird Mitte August erscheinen.

Kein Stressratgeber, sondern ein Magazin mit Auftrag

Dass sie mit den Themen rund um die Muße den Nerv der Zeit treffen, ist dem Redaktionsteam und dem Sonderforschungsbereich durchaus bewusst. „Das Thema ist modern und es gibt einige Stressratgeber, die Muße oder vielmehr Entschleunigung zum Thema haben. Wir wollen aber zeigen, dass es eben nicht sein kann, sich in Muße-Praktiken zu üben, um wiederum ein ehrgeiziges Ziel zu erreichen. Es geht bei der Muße eigentlich gerade darum, sich in Gelassenheit in alle möglichen Situationen zu fügen und sein kreatives Potential zu entfalten, ohne zu wissen, welches Ziel man damit erreicht“, sagt Hirsch.

Der Doktorandin genügen die Entschleunigungs-Erklärungen der Stressratgeber und Illustrierten nicht, „weil ich sie nicht mit meinem Leben vereinbaren kann“, und so ist das Thema Muße für sie auch ein persönliches Anliegen, über das sie und ihre Kollegen über ihre Forschung hinaus gerne recherchieren. „Wir sind ganz entschieden gegen solche Simplifizierungstendenzen wie ‚ich zieh raus auf’s Land‘ oder ‚ich werfe mein Handy in den Fluss‘“, sagt sie, „aber die Idee wäre, den Anstoß zu einer Wende zu nutzen und sie mit wirklichem Sinn zu füllen.“

Muße als elitäres Phänomen?

Für die Forschung, die häufig klassische Muße-Orte und Muße-Phänomene behandelt, bedeute dies auch eine Gratwanderung, denn sie müsse sich fragen, inwieweit Muße ein elitäres Phänomen sei. Es gelte, die eigenen Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und darin ein mußevolles Erleben zur Diskussion zu stellen. „Das ist das gemeinsame Anliegen des Sonderforschungsbereichs und des Magazins.“

Online-Magazin Muße

Im August 2015 erscheint die nächste Ausgabe, zur aktuellen geht es hier: musse-magazin.de

Mehr Info zum SFB 1015

Alle Infos zum Sonderforschungsbereich 1015 “Muße. Konzepte, Räume, Figuren” gibt es hier: www.sfb1015.uni-freiburg.de

Foto: Screenshot Magazin

Autoren:
Veröffentlicht am 10. Juli 2015

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