Die Ausreden des mangelnden Bocks

Die Ausreden des mangelnden Bocks

Der Jahreswechsel ist schon wieder einige Tage vorbei und damit ist die Zeit gekommen, in der die ersten guten Vorsätze mit fadenscheinigen Ausreden über Bord geworfen werden. Samantha hat darüber nachgedacht, warum wir Ausreden suchen und warum etwas nicht zu können, keine gute Ausrede ist.

Die tägliche Joggingrunde kann wegen des stürmischen Wetters nicht angetreten werden und selbst auf dem Weg ins Fitnessstudio begegnet man dem ein oder anderen Baum, der, wenn man mal genau darüber nachdenkt, bereits im Sommer einen etwas kränklich-morschen Eindruck gemacht hat und damit quasi prädestiniert für Holzbruch an stürmischen Tagen zu sein scheint – also besser nichts riskieren.

Die letzten übrigen Weihnachtsnaschereien einfach wegwerfen? Das kann man ja wohl nicht! Schließlich hat es die Folgen unserer elenden Wegwerfgesellschaft mit dem neuen Jahr zumindest im Südwesten Deutschlands nur so herein geschwemmt und angefangene Süßigkeiten an andere zu verschenken, gehört sich schließlich auch nicht.

Vorsätze fürs neue Jahr

Doch nicht nur in Bezug auf die häufig viel zu hoch gegriffenen Vorsätze zur Jahreswende sind der Kreativität in Sachen geht-nicht-Mentalität keine Grenzen gesetzt. Neben so kleinen Schummel-Ausreden, warum wir jetzt eben doch ein Stück Schokolade essen müssen, obwohl man doch dem Süßkram abgedankt hatte, oder warum man jetzt eben doch mit einem Glas Sekt auf den Geburtstag der Freundin oder des Freundes anstößt, obwohl man sich fest vorgenommen hatte erstmal eine Weile auf Alkohol zu verzichten, stolpern wir Tag ein Tag aus durch einen Alltag voller Ausreden.

Von der morgendlichen Verspätung bei der Arbeit, weil man einfach das Gefühl hatte, dem Ruf des Weckers um diese Uhrzeit noch nicht folgen zu können, über die manchmal mehr oder weniger fadenscheinigen Gründe, weswegen man eine ungeliebte Aufgabe nicht bewältigen, die Sportrunde nicht antreten, die Hausarbeit nicht früher anfangen kann bis hin zur abendlichen Verabredung mit Freunden zu der man nicht gehen kann, weil man schließlich dank der unliebsamen und nicht loszuwerdenden Aufgabe bei der Arbeit sich nichts mehr wünscht, als in der allseits-beliebten Toter-Mann/Frau-Stellung auf dem Sofa zu vegetieren.

Kein Bock

Lediglich das gesellschaftliche Konzept von Höflichkeit, das Kontrollorgan Umfeld und natürlich das eigene Gewissen hindern einen an einem herzhaften und schlicht ehrlichen „Ich hab da heute einfach kein Bock drauf“ – da man es in vielen Fällen hinterher als Auslöser für die drohende Apokalypse heranziehen könnte. Stattdessen winden wir uns, bringen uns mit windigen Ausreden um Kopf und Kragen und erfinden Gründe, weswegen wir – als Bestandteil einer scheinbar grenzenlosen Gesellschaft – etwas nicht können.

Doch wie es sich tatsächlich anfühlt, wenn man plötzlich wirklich etwas nicht kann, wenn man nicht mehr imstande ist oder die Möglichkeit dazu hat, etwas zu tun, wenn man dadurch bereits an alltäglichen Aufgaben, wie dem Weg zum Fitnessstudio oder dem Verzicht auf Alkohol, scheitert, dann wird einem schlagartig bewusst, dass „etwas nicht zu können“, keine gute Ausrede ist. Warum also nicht doch einfach zugeben, dass man keine Lust auf Sport hat und das Stück Schokolade jetzt einfach essen möchte. Oder eben einfach mal die Zähne zusammenbeißen und stur das tun, was man sich vorgenommen hatte.

Samantha Happ findet wunderliche Dinge bemerkenswert und tut dies in ihrer Kolumne “Mein Senf” kund.

Samantha Happ findet wunderliche Dinge bemerkenswert und schreibt in ihrer Kolumne “Mein Senf” darüber.

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Bild: Samantha Happ
Autoren:
Veröffentlicht am 9. Januar 2018

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