Bist du Bildung?

Bist du Bildung?

„Schmalspur-Studium“ und „Bulimie-Lernen“ sind Schlagworte, die zum Bachelor über den Campus geistern. Wo, fragte sich Adrian, bleibt dabei das altehrwürdige Humboldt’sche Bildungsideal? Vor der UB 1 wollte er deshalb von Studierenden wissen: Was bedeutet Bildung für euch in Zeiten des Bachelor?

christine

Christine

Aus meiner Sicht ist Bildung eng mit dem Selbst und mit der eigenen Lebensführung verbunden. Man sollte sich Wissen im Selbststudium erarbeiten können und trotzdem noch Zeit haben, andere Sachen zu machen, was beim Bachelor wahrscheinlich schwierig ist.

Bildung ist auf jeden Fall weit gefasst und bedeutet auch, dass man aus einem breiten Angebot möglichst selbst bestimmen darf, womit man sich befasst.

Viel Freiraum kann am Anfang auch eine Überforderung sein, aber ich finde gut, wenn man im Lauf des Studiums seine Schwerpunkte entdecken und eine eigene Richtung finden kann.

claus

Claus

Bildung meint zum einen die Ausbildung für den späteren Beruf, zum anderen das zu finden, was für einen persönlich wichtig ist, was mich als Menschen voranbringt und meiner charakterlichen Entwicklung hilft.

Das Studium ist für letzteres nicht unbedingt förderlich, weil sich die Inhalte am späteren Beruf orientieren. Ein breites Wissen als Basis ist aber nicht schlecht, um sich Zusammenhänge zu erschließen.

Zusätzlich muss man dieses Wissen und sich selbst, die eigenen Stärken und Schwächen reflektieren können. Deshalb gehört zur Bildung meiner Meinung nach vor allem Humor.

Gregor

Gregor

Bildung ist für mich vor allem eine Voraussetzung um im Leben gut voranzukommen. Breite Allgemeinbildung ist dafür das wichtigste, Detailwissen bringt einem wenig.

Bildung kann auch den Charakter verändern, muss sie allerdings nicht. Ein Intellektueller will ich jedenfalls nicht sein.

Maria

Maria

Ich studiere Jura und verstehe unter Bildung nur noch tausend Prüfungen, Hausarbeiten und Stress rund ums Jahr.

Ob das der eigenen Persönlichkeit etwas bringt, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht ist ein anderes Studium dafür besser geeignet. Bücher, besonders Romane zu lesen, ist für die eigene Bildung wahrscheinlich förderlicher als das, was man an der Uni macht.

gerrit

Gerrit

Bildung ist für mich ein Grundrecht, das uns ermöglicht, selbstbestimmt zu leben. Das fängt in der Schule an und geht auf einer spezielleren Ebene im Studium weiter.

Am wichtigsten ist die Fähigkeit, selbst zu lernen. Eigene Lernprozesse müssen in einem lebenslangen Prozess angeregt werden. Das Ziel sollte ein Mensch sein, der autonom arbeiten und selbstständig denken kann, damit er die Position in der Gesellschaft einnehmen kann, die er möchte.

Das wird aber weder in der Schule noch an der Uni wirklich gefördert, weil man vor allem durch die modularisierte Form keine Wahlmöglichkeiten bezüglich Dozent und Thema mehr hat. Spezialisierung wäre hier wichtig, wird aber nicht gefördert; man kann nicht nach Interesse entscheiden, was genau man eigentlich studieren möchte.

Die einzig verbliebene Motivation ist eine gute Note.

sarah

Sarah

Bildung ist etwas Ganzheitliches, Umfassendes, den ganzen Menschen Betreffendes. Es soll ein Individuum ausgebildet werden, das sich in unserer schnelllebigen Gesellschaft positionieren kann.

Dazu gehört auch, ein mündiger Bürger zu werden und in unserer Demokratie mitreden zu können. Dafür reicht es nicht aus, sich vorgefertigte Formen ins Hirn prügeln zu lassen. Statt dessen muss man befähigt werden, selbst Stellung nehmen und eigenständig Probleme lösen.

Der Bachelor wird diesem Anspruch aber nicht gerecht, besonders weil das Feedback zu den erbrachten Leistungen meist nicht über eine anonyme Note hinausgeht.

lorenz

Lorenz

Wenn es nicht um Bildung ginge, würde ich nicht studieren. Der Bachelor ist dafür gut geeignet, vor allem weil man durch die verteilten Prüfungen ständig zum Lernen angeregt wird.

Jemand, der gebildet ist, hat nicht nur ein großes Wissen, sondern weiß auch, wie man damit umgeht. Fachidiotie hat damit nichts zu tun.

sales

Sales

An der Uni gehört zu Bildung besonders die Stilbildung, also dass man einen kritischen Umgang mit der Welt pflegt.

Man sollte lernen, sich selbst Ziele zu setzen und zu entscheiden, was für einen wichtig ist. Dazu muss man sich zunächst in das kritische, wissenschaftliche Denken einarbeiten und versuchen, Phänomenen auf den Grund zu schauen und sie dann angemessen zu bewerten.

Man braucht sich kein riesiges Faktenwissen anhäufen, sondern sollte einen Stil ausbilden, den man im Lauf des Lebens weiter verfeinert. Dann kann man auch kompetent mit der Wissensflut unserer Informations- und Mediengesellschaft umgehen.

Ella&Laura

Ella & Laura

Bildung ist heute immer noch relevant. Deswegen ist man an der Uni. Allgemeinbildung und breite Interessen, die über die Beschäftigung mit dem eigenen Fach hinausgehen sind dafür ganz wichtig.

Noch entscheidender als Wissen ist aber Neugier und Reflexion. Die Zweiteilung in Bachelor und Master, die konstanten Leistungsabfragen und die verpflichtenden Einführungsveranstaltungen sind dabei hilfreich. Wir sind jedenfalls gebildeter als zu Beginn des Studiums.

zhen

Zhen

Bildung ist etwas, was man braucht, um einen guten Beruf zu finden. Dafür ist sie auf jeden Fall eine Voraussetzung. Die Entwicklung der Persönlichkeit hat mit der Universität aber wenig zu tun. Um das zu erreichen, muss man eher den eigenen Interessen folgen.

Alle Fotos: Ying Jiang
Autoren:
Veröffentlicht am 26. Juli 2011

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