Draußen spielt das Leben

Draußen spielt das Leben

Durch das Internet raus ins reale Leben: Mit dieser Idee hat ein Freiburger Student eine Internetplattform namens BlindAd gegründet, durch die sich Menschen zu gemeinsamen Aktivitäten verabreden können. Das Spannende daran: Kennenlernen kann man die Anderen erst im wahren Leben, die Verabredung erfolgt anonym. Carolin hat BlindAd getestet.

Leute kennen lernen – aber wie? Setzt euch an den Computer, durchforstet eure Facebook-Freundesliste und seid ehrlich zu euch selbst: Mit wie vielen Freunden aus eurer Liste habt ihr in der letzten Zeit etwas unternommen? Und mit wie vielen habt ihr noch nie ein längeres Gespräch geführt? Die Liste mit Hunderten von Namen wird sich bei vielen auf einen Bruchteil reduzieren.

Das dachte sich auch Dominic Amann als er und seine Geschwister die Idee für das soziale Netzwerk „BlindAd“ hatten: „Wir wollten die Leute wieder weg vom PC nach draußen zu Aktivitäten mit anderen bewegen“, sagt der 27-jährige, der an der Uni Freiburg Medizin studiert und zur Zeit sein praktisches Jahr absolviert.

Kurzerhand erstellten Dominic und seine Geschwister eine neue Internetplattform. Die dafür erforderlichen Kenntnisse hat sich Dominic zusammen mit seinem Bruder, der Mathematik in Heidelberg studiert und seiner Schwester, die ihr Diplom in Kommunikationsdesign abgeschlossen hat, zum großen Teil selbst angeeignet. Ein dreiviertel Jahr haben sie gebraucht, dann war BlindAd fertig.

Was ist BlindAd?

Die Internetplattform bietet allen registrierten Nutzern die Möglichkeit, ihre Freizeitaktivitäten mit anderen zu teilen, indem sie auf BlindAd bekannt gegeben werden. Jeder Nutzer kann sich dann zum eingestellten Freizeittreff anmelden und mitmachen.

Der Gründer Dominic Amann beim Adventure “Wandern” in Aktion.

BlindAd, das steht für blind adventures.  Als „blindes Abenteuer“ wird auf der Plattform beinahe alles angeboten: Von Joggen über Nintendo zocken bis zum gemeinsamen Bowlen. Auch gemeinsame Konzert- oder Partybesuche sind zu finden. Seit der Gründung der Seite haben bisher schon über 300 Adventures in ganz Deutschland stattgefunden.

Über die anderen Teilnehmer verrät die Seite vor dem Adventure aber nicht mehr als den Vornamen, das Geschlecht und das Alter:  „Wir wollen, dass sich Leute auf BlindAd unabhängig von Aussehen und Oberflächlichkeiten verabreden sollen“, sagt Dominic. Für BlindAd zähle allein das gemeinsame Interesse.

Keine Konkurrenz zu Facebook, vielmehr ein Gegenstück

Natürlich kann BlindAd damit nicht helfen, wenn es darum geht, Kontakte zu lang vergessenen Bekannten zu halten oder einfach nur Nachrichten zu verbreiten.

Das sei auch nicht das Ziel der Seite. „Oft wird gesagt: ‚Wie wollt ihr denn zu zweit Facebook schlagen. Das ist doch eine viel zu große Konkurrenz!‘, sagt Dominic.

„Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu Facebook. Vielmehr sehen wir uns als Gegenstück dazu: Bei uns sollen sich nicht nur Freunde vernetzen.“ BlindAd solle auch bisher unbekannten Personen aus derselben Stadt und mit denselben Interessen helfen, sich kennenzulernen.

BlindAd im Test

Als mir eine Freundin zum ersten Mal von Blindad erzählt, bin ich mäßig begeistert: Ich bin schon auf drei sozialen Netzwerken angemeldet und auf mehr oder minder allen bin ich eine Karteileiche, die ab und zu mal Nachrichten versendet.

Auch auf BlindAd muss ich mir ein Nutzerkonto erstellen, danach habe ich Zugriff auf alle angebotenen Adventures in ganz Deutschland, die nach Städten und Freizeitkategorien sortiert sind. Sichtbar ist auch, wie viele Personen an einer Aktivität teilnehmen.

Das Profil der Teilnehmer ist nicht zu sehen, lediglich der Vorname, das Alter, das Geschlecht und – falls vom Nutzer hochgeladen – sein Profilbild in Miniaturausführung.

Mit einem Klick habe ich mich zum Adventure „Joggen“ angemeldet. Der Rest läuft ganz unkompliziert ab: Hinfahren, mitmachen, Leute kennenlernen. Beim Joggen treffe ich auch den BlindAd-Gründer Dominic, der die Plattform selbst nutzt.

Auch wenn ich die anderen erst jetzt kennenlerne, muss ich nicht krampfhaft nach einem Gesprächsthema suchen: Unser gemeinsamer Aufhänger ist das Adventure. Gespräche ergeben sich dabei viel einfacher als etwa bei Ersti- oder Uniwechsler-stammtischen, wie ich sie selbst am Anfang des Studiums kennen lernte.

Nach dem Treffen in der realen Welt muss ich in der digitalen Welt bestätigen, dass meine Mit-Jogger auch tatsächlich teilgenommen haben. Erst wenn diese meine Anwesenheit auch bestätigt haben, wird das komplette Profil  auf BlindAd freigeschaltet.

Meine Mit-Teilnehmer wandern nun in meine Freundesliste und ich kann ihnen Nachrichten senden. Ein großer Unterschied zu Facebook: Alle Freunde, die in der Blindad-Freundesliste aufgelistet sind, kenne ich persönlich.

Beim Bowlen mit BlindAd.

Infos zu BlindAd


www.blindad.de

Fotos:
Wanderung: blindAd
Bowling: Carolin Wichtermann
Veröffentlicht am 29. November 2011

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