Immer dieselbe Frage! Oft folgt ein auswendig gelernter Standardsatz als Antwort auf die Frage nach dem Studium. Wir wollen mehr wissen: Was verbirgt sich hinter ausgefallenen und ungewöhnlichen Studienfächern? Was ist gut daran und was nicht so? Und was macht man damit eigentlich?

Heute mit Julia, Judaistik im 5. Semester.

Was studierst du?

Ich studiere Judaistik, also alles was mit dem Judentum in Verbindung steht. Man lernt modernes Hebräisch und Biblisches, um die Thora, die hebräische Bibel, zu lesen.Dann gibt es verschiedene Sprachvertiefungen, zum Beispiel Jiddisch, eine Mischung aus Hebräisch und Deutsch, oder Akkadisch, eine alte Keilschrift.

Natürlich beschäftigen wir uns auch viel mit Religion. Wie feiert man Chanukkah, das Lichterfest im Dezember? Welche Zeremonien gilt es bei Heirat, Geburt oder Todesfällen einzuhalten?

Dabei ist es interessant wie die unterschiedlichen Ausprägungen des Judentums, von liberal bis ultraorthodox, diese umsetzten. Außerdem beschäftigen wir uns mit der Beeinflussung des Privatlebens durch die Religion.

Im kulturellen Bereich versuchen wir ungefähr 3000 Jahre Geschichte sowohl literarisch, als auch in der Kunst, abzudecken. Dafür lesen wir die Thora, sowie Mischna und Talmud, die rabbinischen Kommentare und Auslegungen zur Bibel, bis hin zu neuzeitlicher Literatur, Prosa, Romane und Lyrik. Dabei beschäftigt man sich auch mit der Geschichte Israels, oft ein sehr schwieriges Thema.

Im Sommer machen wir Exkursionen zu verschiedenen jüdischen Stätten in Deutschland, Frankreich oder der Schweiz. Dieses Jahr waren wir in Basel, im Museum und der Synagoge. Letztes Jahr besuchten wir die Friedhöfe und Synagogen von Endingen und Legnau in der Schweiz.

Und was willst du damit machen?

Seit einiger Zeit arbeite ich schon als freie Journalistin und Fotografin, neben dem Studium. In der Zukunft möchte ich diese Ziele weiter verfolgen und irgendwann als Auslandskorrespondentin für eine Zeitung schreiben. Meinen Schwerpunkt möchte ich auf die Themen Religion und Ethik legen. Mich interessiert, wie Religion das Leben beeinflusst, vor allem als Ursache von Konflikten oder gar Kriegen. Ein reiner Bürojob käme allerdings nicht für mich in Frage, dafür ist mein Fernweh zu groß.

Längere Zeit an einem Ort  und schon verspüre ich wieder Kribbeln in den Füßen. Die Lust auf Reisen zu gehen, Abenteuer zu erleben, Kulturen entdecken und Menschen ihre Geschichte erzählen zu lassen. Mich zieht es momentan vorrangig in den Orient, dort gibt es immer etwas zu entdecken. Er ist so reich an Kultur und Geschichte. Die Menschen dort haben eine viel leichtere Art der Lebensführung.

Ab März steht meine Bachelor-Arbeit auf dem Programm. Das Thema ist „Der Eichmann – Prozess in den deutschen Medien, am Beispiel der Berichterstattung der Zeitschriften „Die Zeit“ und „Spiegel“.

Nach meinem Abschluss möchte ich den Master „Religion und Kultur“ in Berlin in Angriff nehmen. Dieser behandelt die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Der Master ist besonders reizvoll für mich, da er einen Auslandsaufenthalt ermöglicht ohne das Studium in die Länge zu ziehen. Ich würde gerne nach Südafrika oder Amerika gehen, um mir neue Denkanstöße von dort zu holen.

Zudem betrachtet er genauer die Rezeption der Religion in den Medien, deren Selbstverständnis oder Ethikvorstellungen. Einfach perfekt, oder?

Aus der Serie “… und was machst du so?” sind bisher erschienen:

Vorderasiatischer Altertumskunde: Jana, 3. Semester. Zum Artikel

IberoCultura: Sarah, 4. Semester & Dr. Claus Pusch: Romanisches Seminar. Zum Artikel

Umwelt-Naturwissenschaften: Christine, 4. Semester. Zum Artikel

Foto: Hanna Teepe

Veröffentlicht am 27. Dezember 2011