„Eigene Ideen in Lebenszeit umsetzen“ oder einfach nur sein Fahrrad reparieren

„Eigene Ideen in Lebenszeit umsetzen“ oder einfach nur sein Fahrrad reparieren

Freiburg ist eine Fahrradstadt. Doch was, wenn die Bremsen defekt sind oder der Reifen ein Loch hat? In diesem Fall kann die Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt des u-asta Abhilfe schaffen. Dort unterstützen Studierende ihre Kommilitonen beim Reparieren und halten Werkzeuge und Ersatzteile bereit. Lukas studiert Soziologie und Islamwissenschaften und ist fester Bestandteil der Werkstatt. Er erzählt, was sie für ihn so einzigartig macht.

Lukas, was machst du in der Fahrradwerkstatt?

Ich würde das so nennen: Das hier ist ein Hinterhof, dessen zugehöriges Gebäude den Studierenden gehört. Es ist also ein Freiraum, den jeder mitgestalten kann, wie er möchte. Also bin ich ein Freiraumgestalter.

 

Wie kamst du zur Fahrradwerkstatt des u-asta?

Der u-asta wird durch die Fachschaften gebildet. Ich bin in der Fachschaft Soziologie, daher kannte ich schon einige Mitglieder. Als sie mir erzählten, dass sie jemanden zur Weiterführung der Fahrradwerkstatt suchen, habe ich mir das kurz durch den Kopf gehen lassen und mich dazu entschieden, diese Aufgabe zu übernehmen. Keine zwei Stunden später hatte ich den Schlüssel für den Ersatzteilschrank in der Hand.

Warum hast du dich dafür entschieden?

Ich hatte zuvor schon einige Fahrrad-Reparier-Kenntnisse, da ich in meiner Kindheit und Jugend mit meiner Familie viel Erfahrung gesammelt habe. Vor allem hatte ich Lust, Freiraum zu gestalten. Du kommst hier rein und kannst den Platz einfach so auf dich wirken lassen.

Du bist nicht eingeschränkt, das ist hier keine Straße, nichts Öffentliches, sondern ein Innenhof, in dem man seine Ideen einfach ausleben kann. Das hat mich besonders gereizt.

Was ist für dich das Prinzip der Fahrradwerkstatt?

 Man kann hier einfach herkommen, Werkzeuge, Ersatzteile und Beratung stehen jedem zur Verfügung. Die Leute, denen ich hier begegne, denken nicht innerhalb eines Geldsystems. Jedem ist klar, dass er für sich selbst verantwortlich ist.

Man weiß, dass man etwas und auch sich selbst verändern kann, weil man etwas dazulernt und an sich wächst. Ich glaube, wenn man mit diesem Anspruch an etwas herangeht, dann erreicht man auf jeden Fall etwas. Die Mittel sind da, man muss nur den Schritt machen, zu kommen. Deshalb klappt das so gut.

Außerdem finde ich es toll, dass der Raum frei genutzt werden kann. Wenn Leute Lust haben, selbst etwas auf die Beine zu stellen, nach dem Werkeln am Montagabend hier zum Beispiel einen Film zu schauen oder zu grillen, dann ist alles möglich.

Werkzeug und Ersatzteile stehen in der Werkstatt zur Verfügung.

Für wen ist die Werkstatt gedacht?

In erster Linie ist die Werkstatt eine studentische Angelegenheit, weil sie der Studierendenvertretung gehört und in einem Unigebäude zu finden ist.

Aber mein Anspruch ist es, allen Menschen etwas zu bieten und jedem helfen zu können, der kommen möchte. Zuerst mal hab ich viele Freunde eingeladen und angeboten, ihre Fahrradprobleme gemeinsam zu lösen. Die anderen Leute wissen vom Hörensagen von anderen Freunden und Bekannten von der Werkstatt.

Infos zur Fahrradwerkstatt

Wann? Geöffnet immer montags, im Sommer ab 19 Uhr. Prinzipiell ab zwei Stunden vor Sonnenuntergang

Wo?   Belfortstraße 24, im Hinterhof beim u-asta

Was?   „Hier kann man eigene Ideen in Lebenszeit umsetzen, gestalten, Verantwortung übernehmen, sich selbst helfen und anderen helfen, über sich selber hinauswachsen“, sagt Lukas.

Außerdem natürlich auch einfach sein Fahrrad zu reparieren oder Räder ausleihen, wenn das eigene kaputt ist, geklaut wurde oder Besuch kommt.  Sogar ein Tandem kann ausgeliehen werden!

Wer sich vorstellen kann, regelmäßig zu kommen, weil er sich für Fahrräder interessiert oder etwas lernen möchte, ist immer herzlich willkommen!

Web: www.u-asta.uni-freiburg.de/service/fahrradverleih

 Wie alles begann

Begonnen hat alles im Sommer 2008, inspiriert von einer bereits existierenden u-asta Fahrradwerkstatt in Konstanz. Die Gründer, ein u-asta Mitglied, einige ihrer Freunde und zufällig Dazugekommene, starteten zunächst einen Spendenaufruf: Alte Räder sollten her. Bald war ein großer Grundstock an verwertbaren Rädern vorhanden.

Zur Grundfinanzierung hat der u-asta beigetragen. Eine Menge Werkzeug wurde gekauft, dann zunächst ein paar Wochen Räder repariert, bis genug Leihräder beisammen waren, denen die Anfangsphase gewidmet werden sollte.

Die für alle offene Werkstatt wurde erst ein paar Monate später aufgemacht.

Fotos: Shirley Ogolla & Sophie Aschenbrenner

 

Veröffentlicht am 28. August 2012

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