Goodbye Harvard

Goodbye Harvard

Das Austauschprogramm der Freiburger Universität mit der Harvard University geht zu Ende. 20 Studierende der Harvard University hatten zum ersten Mal die Möglichkeit, Europa und insbesondere Freiburg kennenzulernen und am Uni-Leben teilzunehmen. Zwei von ihnen, Sam und Anna, erzählen von ihren Erfahrungen, Erlebnissen und verraten ihr deutsches Lieblingswort.

 

Anna, Sam, Euer Harvard College European Programme, kurz HCEP Programm, geht gerade zu Ende. Freut ihr euch wieder nach Hause zu kommen?

Anna: Ja ich freue mich, aber gleichzeitig bin ich auch traurig. Ich war von meiner Familie nie länger als zwei Monate getrennt. Sechs Monate sind also eine viel längere Zeit. Ich bin aber auch traurig, Freiburg und alle meine deutschen Freunde verlassen zu müssen

Sam: Ich bin ziemlich aufgeregt. Es wird schön sein, Familie und Freunde wiederzusehen, die ich so lange nicht gesehen habe. Und es ist ein bisschen traurig alle in Freiburg zu verlassen. Es ist auch spannend, dass alle, die wir kennen nun an einem bestimmten Punkt angekommen sind: In unserem Leben und unserem Studium verändert sich gerade unheimlich viel. Ich freue mich darauf, wie die Dinge sich zukünftig weiterentwickeln.

Was waren eure Erwartungen bevor ihr nach Freiburg gekommen seid?

Anna: Ich hatte viele Erwartungen. Ich hatte erwartet, dass das Programm unglaublich wird und dass ich mich durch die Erfahrungen in Deutschland verändern würde. Aber ich denke, dass es viel aufregender war, als ich es mir vorgestellt habe. Ich war so überrascht, wie herzlich die Leute in Freiburg uns empfangen haben und wie einfach es war, sich als Teil der Gesellschaft hier zu fühlen.

Sam: Ich habe erwartet, viel zu lernen und viel Spaß zu haben – die typischen Dinge, die man von einem Auslandsstudium hört. Ich hätte nie gedacht, mich so heimisch in Freiburg zu fühlen, weil ich dachte, wir würden viel Zeit mit den anderen Studierenden des Programms verbringen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht ist, mit allen zu reden und andere Deutsche außerhalb des Programms kennenzulernen.

Hattet ihr ein bestimmtes typisches Bild von Deutschland?

Anna: Also Klischeevorstellungen? Ich glaube, die Leute denken von Deutschen, sie seien durchstrukturiert und alles sei durchgeplant. Ich habe die Erfahrung mit deutschen Studierenden gemacht, dass sie Unisachen viel besser planen als ich. Die meisten fangen mit Hausarbeiten bereits Wochen vorher an, wohingegen ich einen Tag vor Abgabetermin damit anfange. In dieser Hinsicht bewahrheitet sich das Klischee. Daneben sagt man auch, die Leute hier seien nicht so gelassen, aber ich denke, das stimmt nicht. Ich finde, die Menschen hier sind ziemlich locker und haben viel Spaß. Das widerspricht der Klischeevorstellung.

Sam: Es gibt die Vorstellung, dass die deutsche Sprache nicht schöner oder besser klingt als andere. Ich habe sie aber gerne gelernt und ich mag die Melodie. Ich erinnere mich noch daran, wie ich im Zug vom Flughafen nach Freiburg gefahren bin. Ich mochte diesen bestimmten Rhythmus, mit dem die Leute sprachen. Außerdem mache ich gerne die deutsche Aussprache und Betonung. Zumindest versuche ich es.

Ihr habt auch Deutsch gelernt während des Programms. Wollt ihr es weiterhin lernen?

Anna: Ja, auf jeden Fall. Ich habe zwar nur noch ein Jahr zu studieren und viele Anforderungen zu erfüllen, möchte aber weiterhin Deutsch lernen. Ich versuche es und hoffe, dass es nicht zu viel wird.

Sam: Das ist bei mir ähnlich. Ich hätte nie gedacht, dass ich es überhaupt schaffe, ein bisschen Deutsch zu lernen. Mir hat es wirklich Spaß gemacht und hat mir sogar geholfen, gewisse Strukturen im Englischen besser zu verstehen. Es wäre schade, alles Gelernte zu verlieren. Ich möchte weiterlernen damit ich mich mit jemandem unterhalten kann, wenn ich wiederkomme.

Ihr möchtet also wiederkommen?

Sam: Auf jeden Fall!

Anna: Ich auch!

Das HCEP Programm war ja ein Pilotprojekt. Würde ihr es wieder  mitmachen?

Anna: Das ist eine interessante Frage, weil ich nicht weiß, ob man diese Erfahrungen wiederholen kann. Das war das erste Mal, dass unsere Universität so ein Programm gestartet hat. Es war eine Art Experiment. Es war toll und ich bin so dankbar für dieses Programm. S: Ein immer wiederkehrendes Thema war, dass vieles noch nicht ganz durchgeplant war und es manches gab, dass wir noch nicht wussten.

Das machte manchmal aber auch den Spaß aus, Dinge gemeinsam und zum ersten Mal herauszufinden, wie man hier lebt und studiert. Ich würde das Programm wieder machen. Jetzt würde ich das Orientierungsprogramm mehr genießen, bei dem wir viel herumgekommen sind und einen Haufen Einrichtungen, historische Gebäude und Wahrzeichen im Rheintal besucht haben.

Ich würde mich mehr daran gewöhnen zu reisen. Außerdem hätte ich schon ein besseres Sachverständnis der Dinge und könnte sie so eher wertschätzen.

Während des gesamten Programms seid ihr viel gereist, weil es ein europäisches Programm war. Wie war es für euch, so viele Orte in Europa zu besuchen?

Anna: Es war so unglaublich. Ich hätte niemals erwartet, so viel von Europa in meinem Leben zu sehen. Das ist echt verrückt. Ich weiß nicht, ob du das gesehen hast. Es gibt eine Karte auf facebook, die alle Orte markiert, an denen man war. Vor einem Monat habe ich auf meine Karte gesehen und ich war wirklich erstaunt, an wie vielen Orten ich schon war, ich kann es selbst kaum fassen. Das hätte ich nicht erwartet. Es war sehr aufschlussreich, alle diese Plätze zu besuchen, mit anderen Menschen dort zu reden. Das tolle war, dass wir überall – in Warschau, Berlin – mit den anderen Studierenden gesprochen haben. So haben wir einen Eindruck von den Einstellungen der Studierenden aus anderen Ländern und anderen Städten bekommen.

Sam: Ich habe das Gefühl, das Reispensum in diesen sechs Monaten voll ausgeschöpft zu haben. Obwohl ich wusste, dass wir diese Exkursionen machen würden, als ich mich für das Programm beworben habe, ist es etwas ganz anderes, wenn man es schließlich erlebt. Wir haben überall so viele interessante Menschen getroffen, wie eben die Studierenden. Aber auch Leute, die in Organisationen arbeiten, um die Situationen in den Städten zu verbessern oder die Kultur fördern.

Es ist anders, die Menschen einer Stadt kennenzulernen anstatt nur umherzulaufen und Dinge anzusehen. Dadurch bekommt man keinen Eindruck, wie es ist, in dieser Stadt zu leben. Es war toll, verschiedene Eindrücke quer durch Europa zu bekommen und das ist sehr viel besser, als sich nur Gebäude und dergleichen anzusehen.

Anna: Früher bin ich herumgereist und habe die Schönheit der Ort, die Kultur und das Essen genossen. Jetzt möchte ich aber mehr über die Geschichte wissen und das war vorher nie so. Ich denke mir jetzt, das ist schön, aber was bedeutet das alles? Was war vorher?

Habt ihr einen Lieblingsort in Europa, den ihr besucht habt?

Anna: Das ist ein Verhältnis zwischen Paris und Freiburg. Ich liebe Freiburg und ich will auf jeden Fall wiederkommen. Natürlich kenne ich Freiburg auch am besten und ich mag die Menschen hier sehr gerne. Ich war verrückt nach Paris und es hat meine Erwartungen absolut erfüllt. Paris ist so schön, ich liebe diese Stadt.

Sam: Mein Lieblingsplatz ist eine Mischung aus Freiburg, Basel und Barcelona. Manchmal träume ich davon in Freiburg und Basel zu leben und nach Barcelona zu reisen.   Freiburg ist in vielerlei Hinsicht ein fantastischer Ort zu leben. Man braucht kein Auto, um irgendwo hinzukommen und man ist trotzdem so nah am schönen Wald. Außerdem ist es so einfach nach Frankreich oder in die Schweiz zu reisen.

Nun eher aus Spaß: Habt ihr ein deutsches Lieblingswort?

Anna: Mh… ‚Knie‘ ! (Lacht)

Sam: Ja, meines ist auch ‚Knie‘. [Anm.: Die Kombination der Konsonanten „k“ und „n“ werden im Englischen ganz anders ausgesprochen, wie beispielsweise bei  dem Verb „know“]

Schön, dass ihr hier gewesen seid. Wir werden uns alle freuen, wenn ihr wiederkommt.

Anna: Ja ich auch. („Me too“)

Sam: Ich auch. („Me three“)

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Foto: Hanna Teepe
Autoren:
Veröffentlicht am 7. August 2012

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