Liquid-Feedback in der Mensa

Liquid-Feedback in der Mensa

Sicher ist nicht, über was lieber gemeckert wird: Das Wetter oder das Essen in der Mensa. Nun gibt es seit April in den Freiburger Mensen die Möglichkeit, das Essen direkt an Terminals zu bewerten. Doch welchen Einfluss haben die Bewertungen eigentlich auf das Mensa-Essen?

Freitagmittag in der Mensa. An der Essensausgabe bildet sich langsam eine Schlange hungriger Studierender, die Teller klirren und das Besteck scheppert. Weiter hinten steht Gabriel an einem roten Terminal und bewertet sein Essen. Bunte Tortellini mit Käsesauce – Drei Sterne. „Ich denke der Einfluss der Bewertungen auf das Essen ist eher gering“, sagt der Politikstudent. „Vielleicht werden besonders gut bewertete Essen öfters gekocht.“

400 Bewertungen am Tag

Das Studentenwerk Freiburg hat die Bewertungsterminals im April dieses Jahres aufgestellt. Die Studierenden können so ihr Essen schnell und unkompliziert bewerten. Mit einem Fingertipp auf das Touchpad können die verschiedenen Gerichte mit bis zu fünf Sternen bewertet werden. „So erhalten wir an die 400 Bewertungen pro Tag“, sagt Ulrich Stelter vom Studentenwerk Freiburg. Anfangs seien es etwas mehr gewesen, doch inzwischen sei diese Zahl relativ konstant.

Stelter ist verantwortlich für die Hochschulgastronomie und erster Ansprechpartner in Sachen Bewertungsterminals. „Sie sind eine gute Ergänzung zu den aufwendigen Umfragen und Bewertungen per E-Mail“, sagt er. Darum hat das Studentenwerk die Terminals in allen drei Freiburger Mensen aufgestellt.

Zurück in der Mensa gibt Julia dem gebackenen Seehechtfilet die volle Punktzahl. „Ich finde die Automaten super und denke die Bewertungen werden ganz ernst genommen“, sagt die Studentin der Psychologie. Doch wie läuft die Auswertung eigentlich ab und welchen Einfluss hat sie auf das Essen?

Was nicht schmeckt wird überdacht

Die Bewertungen werden jeden Tag ausgewertet. So können besonders beliebte Gerichte ausgemacht werden und bei auffällig schlechten Bewertungen kann ein Gericht nochmal überdacht werden. „Vor allem wenn wir neue Rezepte ausprobieren achten wir auf die Bewertungen“, erklärt Stelter. Im Notfall kann sogar direkt eingegriffen werden. Der Küchenchef sieht noch während des Betriebes die aktuellen Bewertungen. Da in Intervallen gekocht wird, kann dann noch etwas verändert werden. Die Bewertungen haben also einen direkten Einfluss auf das Essen: Eine Art Liquid Feedback in der Mensa!

Ein Gericht kann dabei unzählige Male bewertet werden. Die Gefahr einer Manipulation der Bewertungen durch mehrfaches Drücken sieht Stelter aber nicht: „Ideologische Drücker, also Studenten die zum Beispiel vegane Gerichte mehrfach gut bewerten, können wir durch einen Abgleich mit den Verkaufszahlen erkennen“. Bis jetzt habe er allerdings noch keinen gesehen, der seine ganze Mittagspause mit dem Bewerten von Essen verbracht hat.

Übrigens: Durchschnittlich wird das Essen mit drei bis vier Sternen bewertet. So schlecht wie das Wetter scheint es also nicht zu sein.

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Fotos: Felix Klingel
Autoren:
Veröffentlicht am 27. November 2012

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