Ein Verein der Brücken baut

Ein Verein der Brücken baut

Brücken bauen ist das Motto des ehrenamtlichen Vereins ROCK YOUR LIFE! Bildungsgerechtigkeit sein Ziel. Je ein Studierender unterstützt einen Hauptschüler während der letzten zwei Schuljahre und stärkt seine Potentiale und Visionen. Wie das funktioniert, erzählen drei Studierende, die im Verein aktiv sind.

Christiane und Lukas, ihr seid im Vorstand von “ROCK YOUR LIFE! Freiburg e.V.”, kurz RYL!, aktiv. Hans, du engagierst dich in der Presseabteilung, alle drei studiert ihr in Freiburg. Was motiviert euch bei RYL! mitzumachen?

Lukas: Mein Hauptbeweggrund ist derselbe, wie der für mein Haupt- und Realschullehramt-Studium: Gerade bei jungen Menschen kann man noch viel positiven Einfluss nehmen.

Christiane: Heute Morgen zum Beispiel haben wir das Projekt RYL! einer Klasse von 30 Schülern vorgestellt. Zu sehen wie interessiert die Schüler waren, Fragen stellten und immer mehr von dem Projekt gepackt wurden, solche Erlebnisse motivieren mich total!

Euer Slogan ist „Brücken bauen“, welche ist die schwerste zu bauende Brücke?

Christiane: Die schwerste Brücke ist die zwischen uns, den Organisationsmitgliedern, den Studierenden, die coachen, also den Coaches, und den Hauptschülern zu bauen.

In unserem Verein sollen die Schüler im Mittelpunkt stehen und nicht am Ende eines linearen Prozesses. Momentan besteht der Kontakt zu ihnen eher über die Studierenden, weniger über den Verein direkt, das wollen wir ändern! Wir wollen Schüler einbinden, so dass sie mehrere Ansprechpartner haben und direkt von uns über unsere Aktivitäten erfahren.

Hans: Die Brücke zwischen Coaches und Schülern ist anfangs immer kompliziert und schwer zu bauen. Rein statistisch gehen die meisten Beziehungen in den ersten zwei Monaten zu Bruch. Um das zu verhindern, muss der Schüler das Gefühl haben, dass es ihm etwas nützt und der Student, dass er etwas beitragen kann.

Lukas: Die größte Herausforderung ist eben, einen guten Start zu schaffen. Deswegen organisieren wir erlebnispädagogische Spiele, wie Stadtrallyes, bei denen Schüler und Studierende gemeinsam Aufgaben bewältigen müssen.

Bei RYL! engagiert: Lukas studiert Haupt- und Realschullehramt, Hauptfach Mathematik, Christiane Mathematik und Hans Jura (von links nach rechts).

Warum wurden Hauptschüler dafür ausgewählt?

Christiane: Hauptschüler deshalb, weil unserer Meinung nach die Bildungsungerechtigkeit hier am größten ist.

Hans: Wichtig ist, einen Blick in einen anderen Bereich zu werfen. Wenn ich zum Beispiel mit Gymnasiasten arbeiten würde, verließe ich mein persönliches Umfeld nicht, das zu 70 bis 80 Prozent aus diesen besteht.

Lukas: Und damit einen Perspektivenwechsel einnehmen zu können.

Hans: Einblicke in eine andere Gesellschaftsschicht heißt aber nicht, dass es eine schlechtere Schicht ist oder dass Studierende das angestrebte Ziel einer Gesellschaft darstellen sollen!

Warum ist gerade ein Studierender in der Position einen Schüler an die Hand zu nehmen?

Christiane: Studierende und Hauptschüler passen zusammen, weil sie sich in ähnlichen Lebenssituationen befinden. Beide sind mit den Fragen konfrontiert: Wo geht es hin? Wofür mache ich das? Was sind meine Träume?

Ein Student ist zwar nicht zwangsläufig zielorientierter, aber er wurde mit solchen Situationen einfach schon öfters konfrontiert. Studierende sind durch ihre Erfahrungen Ansprechpartner auf Augenhöhe.

Kommt es vor, dass sich Studierende schnell in der Rolle eines Nachhilfelehrers fühlen?

Lukas: Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass es sich um keinen Nachhilfeunterricht handeln soll. Es besteht die Möglichkeit, dass man das mal zusammen macht, aber die Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit.

Christiane: Absolut wichtig ist, dass der Studierende das Potential in den Schülern sieht. In vielen Fällen relativiert sich das Verhältnis schnell, weil auch der Studierende etwas vom Schüler lernt. Wiederum sehen die Schüler, dass Studierende auch nur mit Wasser kochen.

Was denken denn Hauptschüler über Studierende?

Christiane: Mein Lieblingszitat stammt von einer Schülerin aus München:

Am schönsten fand ich den Besuch bei meiner Studentin zu Hause. Sie hat eine Wohnung wie ganz normale Menschen, und ich dachte immer Studierende haben nur Bücher.“

Beide Seiten haben anfangs bestimmte Stereotype, die sich jedoch meist schon beim ersten Gespräch auflösen.


Inwieweit seid ihr von finanzieller Unterstützung abhängig?

Lukas: Als gemeinnütziger Verein sind wir abhängig von Spendern, Firmen oder Menschen, die uns unterstützen, das heißt finanzielle aber auch materielle Hilfe.

Also nicht unbedingt Geld?

Lukas: Nein, im Moment sind wir zum Beispiel auf der Suche nach einem Büroraum.

Info

ROCK YOUR LIFE! wurde 2008 in Friedrichshafen von mehreren Studierenden ins Leben gerufen. Seitdem ist der Verein stetig gewachsen und immer mehr Standorte kamen hinzu. 2010 wurde die RYL! gemeinnützige GmbH gegründet, die als Dachverband über den einzelnen Standorten steht, eine Weiterentwicklung des gesamten Projekts und eine einheitliche Struktur gewährleisten soll. Der Standort Freiburg kam im Mai 2010 hinzu.

Jedes Standortteam besteht aus zwei Vorsitzenden und einem Vorstand. Diese gliedern sich in verschiedene Organisationsteams, welche sich um das Netzwerk, die Pressearbeit oder das Coaching kümmern. Dieses Team bereitet Studierende auf ihre Beziehung mit einem Schüler vor und betreut diese.

Studierende und Schüler finden während eines Kennlerntreffens zueinander, das ähnlich wie ein Speeddating aufgebaut ist. Während der nächsten zwei Jahre treffen sie sich alle ein bis zwei Wochen um gemeinsam Perspektiven des Schülers zu erweitern und seine Zukunftspläne zu stärken. Konkret kann das die Mithilfe bei einer Praktikumssuche oder die Bewerbung für eine weiterführende Schule sein.

Mitmachen!

Jeder der Lust hat zu Schuljahresbeginn als Coach anzufangen oder im Organisationsteam mitzumachen, ist herzlich willkommen.

Für die Presseabteilung werden Autoren, Grafikdesigner, Webdesigner und Filmbegeisterte gesucht.

Kontakt

E-Mail: freiburg@rockyourlife.de

www.rockyourlife.de

Uni-Radio-Beitrag zu RYL!

Anhören

Mehr Studierendengruppen bei uniCross

AIESEC Auf und Davon

Freiburger Studenten-Orchester Mitspieler gesucht!

campusnah Simulation Studium

Freiburger Nepalesische Gemeinschaft Ein Hauch von Nepal

Studentischer Podcastdienst & Film Mit dem Osteuropakanal in die Ukraine

Amnesty Hochschulgruppe Asyl: Ein dringendes Thema (nicht nur) in Freiburg

Tri Rhena Consulting Beratung mal anders

quaestia Komm mit mir ins Uni-Abenteuerland

Debattierclub Freiburg Die Sprache als Waffe

weitblick Freiburg e.V. “Weitblicken” in Freiburg

Fotos: Logo RYL!
Gruppe: Sylvia Schneider
Veröffentlicht am 6. Dezember 2012

Empfohlene Artikel