Spendest du schon …

Spendest du schon …

Japaner glauben daran, dass die Blutgruppe den Charakter eines Menschen beeinflusst. Deshalb fragen sie bei der Partnerwahl nicht nach dem Sternzeichen, sondern nach der Blutgruppe. Dr. Markus Umhau, der Leiter der Blutspendezentrale der Uniklinik Freiburg, kann sich keinen Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und dem Wesen eines Menschen vorstellen. Wieso jeder von uns aber Blutspenden gehen sollte, verrät er im Interview.

Herr Umhau, im Wartezimmer ist ja ganz schön was los. Wer kommt denn zum Blutspenden?

Es kommen sehr viele Studenten. Man merkt, wenn Semesterferien sind oder die Studenten Prüfungen haben, dann haben wir ein geringeres Spendenaufkommen. Gefühlsmäßig sind 30 Prozent der Spender Studenten, der Rest ist bunt gemischt.

Gott sei Dank sind die meisten der Spender regelmäßige Spender. Ungefähr 20 Prozent der Spender kommen aber nur einmal. Das ist sehr schade, denn das erste Mal ist nicht nur für den Spender am aufwendigsten, sondern auch für uns. Für uns ist es das Wertvollste, wenn die Leute immer wieder kommen, das sind für uns die wirklich wichtigen Spender.

Wie viele Spender kommen täglich ungefähr?

Das ist unterschiedlich. Wir haben Tage, an denen 60 oder 70 kommen, an anderen Tagen kommen über 200. Eigentlich bräuchten wir täglich um die 150 – 200 Spender, um sie Uniklinik versorgen zu können. Dann wären wir im grünen Bereich.

Woher nehmen Sie das Blut, das zusätzlich zu Ihrem Spendenaufkommen gebraucht wird?

Das müssen wir zukaufen. Es gibt noch andere Blutspendedienste, vor allem das Rote Kreuz. Wenn man dort spendet, spendet man eben nicht direkt für die Kliniken, sondern wir müssen das Blut, das gebraucht wird, dann dort einkaufen.

Das Rote Kreuz hat den Versorgungsauftrag für die anderen Krankenhäuser, denn in der Regel haben nur die Universitätskliniken oder die großen Krankenhäuser einen eigenen Blutspendedienst. Das Rote Kreuz hat ein wesentlich größeres Spendenaufkommen als wir. Wenn sie dann aber mal nicht liefern können, wird es schon problematisch für uns.

Ohne Blutspenden keine moderne Medizin: Dr. Umhau leitet die Blutspendezentrale der Uniklinik in Freiburg.

 

Es wäre also wirklich wichtig, dass jeder spenden geht…

Ohne Blutspende können wir wieder Mittelalter-Medizin machen, es gäbe keine moderne Medizin. Vor allem für die Behandlung von Krebs ist die Spende sehr wichtig. Am dringendsten benötigen wir gespendetes Blut für die Stammzellentransplantation. In dieser Zeit leben die Menschen nur von fremdem Blut.

Ein anderes großes Thema sind die großen Operationen, da sind hundert Konserven für eine Operation keine Seltenheit! Für jeden Spender gibt es deshalb eine kleine Aufwandsentschädiung.

 

Blutgruppe O, AB, B, A … Gibt es Blutgruppen, die häufiger gebraucht werden als andere?

Die roten Blutzellen der Blutgruppe O werden besonders häufig gebraucht, da sie für alle Empfänger verträglich sind. Man braucht daher die Blutgruppe vor allem in Notfalloperationen, da man mit Transportzeit schon eine halbe Stunde braucht, bis die Blutgruppe bestimmt ist. Solange geht nur Blutgruppe O.

Nur etwa 40 Prozent der Bevölkerung haben diese Blutgruppe, trotzdem brauchen wir sie in etwa 60 Prozent der Fälle. Gott sei Dank ist es uns noch nie passiert, dass wir einen Notfall nicht versorgen konnten. Manchmal wird es aber wirklich spannend, wenn man die Bestände im Lager abnehmen sieht.

Wie lange dauert es, an der Uniklinik Blut zu spenden?

Als routinierter Dauerspender braucht man eine halbe Stunde. Zusätzlich sollte man sich und seinem Kreislauf aber nach der Spende noch circa 30 Minuten gönnen. Wenn ich selbst spenden gehe, brauche ich zehn Minuten.

Erstspender brauchen etwas länger, da sie noch verschiedene Tests machen und Informationen bekommen. Sie brauchen etwa eine Stunde. Bei ihnen ist es uns lieb, wenn sie sich ein bisschen Zeit nehmen, damit wir wissen, dass sie dann auch mit einem stabilen Kreislauf wieder rausgehen.

Beim Spenden wird ein halber Liter Blut entnommen, was sind die Risiken?

Das Blutvolumen verringert sich beim Spenden relativ schnell um einen halben Liter. Dementsprechend muss das Gefäßsystem reagieren, das geht bei 90 Prozent der Leute ganz unproblematisch. Beim Rest dauert es ein bisschen länger.

Wenn jemandem schwarz vor Augen oder übel wird, reagieren wir schnell. Sobald sich die Person hinlegt und die Beine hochlegt, stabilisiert sich der Kreislauf normalerweise wieder. Man muss wissen, dass das passieren kann, deswegen werden die Erstspender bei uns sehr gut betreut.

Wer darf denn Blut spenden?

Wer gesund ist, darf spenden, wenn er mindestens 50 Kilo wiegt und zwischen 18 und 68 Jahren alt ist. Wenn man wegen bestimmter Krankheiten Medikamente nehmen muss, muss man das im Einzelfall überprüfen. Bluthochdruck ist zum Beispiel kein Problem.

Nicht spenden darf jemand, der zum Beispiel Krebs hatte oder Medikamente einnimmt, die eine sehr starke Wirkung haben, wie Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken. Wenn man bestimmte Auslandsreisen in ein Risikogebiet gemacht hat, muss man sechs Monate warten, wenn man zurück ist.

Auch wenn jemand Drogen konsumiert oder ein riskantes Sexualverhalten hat, darf er oder sie keinesfalls spenden. Man muss vier Monate „sicher“ sein, um Blut spenden zu dürfen. Wir testen zwar alles, aber in der Initialphase wird eine Infektion oft noch nicht erkannt.

Wenn jemand sehr dünne und feine Venen hat, ist er auch nicht geeignet, denn das Gefäß muss vom Kaliber her so sein, dass es innerhalb von 10 Minuten einen halben Liter Blut abgeben kann.

Was passiert nach der Spende mit dem Blut?

Die Blutspende wird in die einzelnen Komponenten aufgeteilt, in die Blutzellen und das Blutplasma. Die wichtigsten Blutzellen sind die roten Zellen, die Erythrozyten, für den Sauerstofftransport. Die Blutplättchen braucht man für die Blutstillung an einer Verletzungsstelle.

Die Gerinnung hängt wiederum mit dem Plasma zusammen. Das Plasma wird innerhalb von sechs Stunden nach der Spende eingefroren und bei minus 30 Grad gelagert. Dieses kann man als Einzelplasma verwenden, aber nur, wenn der Spender nach mindestens vier Monaten wiederkommt. Oder man gibt es in die Industrie, wo es zum Beispiel zu Gerinnungsfaktoren weiter fraktioniert wird.

 Info

Wann? Spenden kann man täglich:

Montag und Dienstag von 8 Uhr bis 15 Uhr

Mittwoch und Donnerstag von 12 Uhr bis 19 Uhr

Freitag und jeden ersten und dritten Samstag im Monat von 8 Uhr bis 13 Uhr

An den Frühspendetagen gibt es Kaffee und Croissants!

Wo? Im Haus Langerhans der Uniklinik Freiburg

Hinkommen: Eine Wegbeschreibung gibt es unter http://www.uniklinik-freiburg.de/blutspende/live/leisteoben/sofindensieuns.html.

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Fotos: Sophie Aschenbrenner
Veröffentlicht am 17. Dezember 2012

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