Nofretete zu Gast in Freiburg

Nofretete zu Gast in Freiburg

Ein schönes Gesicht allein reicht nicht aus, um über Jahrtausende hinweg einen Mythos zu erschaffen. Eine Büste, welche die Schönheit einfängt, anscheinend schon. Das Uniseum zeigt bis zum 3.2.2013 in der Ausstellung „Nofretete – 100 Jahre Entdeckung und Faszination“ unter anderem historische Fotografien vom Fund der Büste Nofretetes.

Zu ihrem 100-jährigen Entdeckungsjubiläum ist sie gerade überall zu sehen“, sagt der Archäologe Lars Petersen, Initiator der Freiburger Ausstellung Nofretete – 100 Jahre Entdeckung und Faszination und öffnet die Tür zum Ausstellungsraum.

Die Ausstellung wirkt auf den ersten Blick sehr übersichtlich, inhaltlich wird hier aber eine 100-jährige Faszination für Nofretete mittels verschiedener Medien beleuchtet. Eine Gruppe von Studierenden erarbeitete das vergangene halbe Jahr zusammen mit Lars  Petersen die Konzeption. Mit der Ausstellung lernten sie einen Inhalt nicht nur theoretisch zu erfassen, sondern ihm praktisch Gestalt zu verleihen.

100 Jahre Nofretete

Anlass der Ausstellung ist die Entdeckung der Nofretete-Büste in Tell-el-Amarna, Ägypten, vor ziemlich genau 100 Jahren: Sie wurde am 6. Dezember 1912 von dem deutschen Archäologen Ludwig Borchardt gefunden und nach Deutschland gebracht.

Vor circa 3.400 Jahren herrschte Nofretete an der Seite ihres Ehemanns Echnaton über das Pharaonenreich Ägyptens. Der Mythos um ihre Person ist bis heute ungebrochen. Die Ausstellung zeigt, dass damals wie heute ihr Antlitz auf Alltagsgegenständen abgebildet wurde und wird. Eine ausgestellte Tabakdose erhält dadurch genauso wie ein Wahlplakat orientalische und damit exotische Züge.

Weiter zeigt die Ausstellung Karikaturen von Verhandlungen um den endgültigen Aufenthaltsort der Büste. 1933 erhoffte Ägyptens König Fuad diese durch einen Tauschhandel wieder in sein Land zu bringen. “Selbst die damalige Rechtsprechung stand auf Seiten des deutschen Entdeckers“, sagt Petersen.

Ideologisch eindeutig zuzuordnen sei die Büste jedoch weder dem Herkunftsland Ägypten noch der deutschen Ausgrabungsgesellschaft. Trotzdem verwende jede Seite die Büste als Aushängeschild, beispielsweise auf Briefmarken oder für Werbezwecke.

Lars Petersen hat die Ausstellung im Uniseum initiiert. Die Büste ist von 1924 und eine originalgetreue Abbildung des Originals.

Ganz anders steht es um die zehn Fotografien des Prinzen Johann Georg von Sachsen, die das Zentrum der Ausstellung bilden. „Johann Georg war Archäologie- und Fotografie begeistert und verwendete  bereits 1912 die neueste Technik auf seiner Reise nach Ägypten“, sagt Petersen.

Dadurch entstand eine Sammlung von 10.000 Fotografien, die der Adlige als Wahlfreiburger einem befreundeten Professor überließ. Zufällig wiederentdeckt, dokumentieren die Fotografien die Ausgrabung der Büste auf eine nicht wissenschaftliche, sondern sehr momenthafte Weise.

Wer hat bei der Ausgrabung mitgearbeitet? Antworten geben die Fotos.

Besonders spannend findet Petersen dabei, welche Erkenntnisse anhand der Fotografien zu gewinnen sind. So begibt er sich auf eine archäologische Spurensuche innerhalb einer Fotografie, um zum Beispiel einzelne Beteiligte zu identifizieren.

Detailgetreue Nachbildung in Freiburg

Die Ausstellung wird zusätzlich von einer Kopie der Büste, einer Leihgabe der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, abgerundet. Schnell war für Petersen und seine Mitarbeiter klar, dass das zweidimensionale Medium der Fotografie dieser Thematik nicht gerecht wird. Diese Büste entstand 1924 zeitgleich zur ersten Präsentation des Originals in Berlin und ist die älteste bekannte Kopie.

Eine wissenschaftliche Studie belegt die detailgetreue Nachbildung, die nur im zehntel Millimeterbereich vom Original abweicht. Die Abbildungen auf den Fotografien erscheinen durch die Büste verlebendigt.

Info

Was: Ausstellung “Nofretete – 100 Jahre Entdeckung und Faszination”

Wo: Uniseum der Albert-Ludwigs-Universität
Bertoldstraße 17
79085 Freiburg

Donnerstag bis Samstag 14 – 18 Uhr
Freitags 14 – 20 Uhr
Sonntags 14 – 16 Uhr

Bis 3. Februar 2013

Mehr Infos zum Uniseum

www.uniseum.uni-freiburg.de

Kopie der Nofretete-Büste,Reiff-Museum, RWTH Aachen,
Foto Büste: Bernhard Strauss
Fotos Artikel: Sylvia Schneider
Veröffentlicht am 15. Januar 2013

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