Intellektueller Wettstreit auf höchstem Niveau

Intellektueller Wettstreit auf höchstem Niveau

In Berlin haben sie sich zum Vizeweltmeister debattiert: uniCross traf die Freiburger Studenten Johannes Samlenski und Jannis Limperg und sprach mit ihnen über die Weltmeisterschaft im Debattieren, den Medienrummel und die Frage, wer die Diskussion um den Kinofilm gewinnt.

Johannes und Jannis, ihr studiert VWL und Informatik in Freiburg und seid in Berlin Vizeweltmeister im Debattieren geworden.

Was habt ihr von der Weltmeisterschaft erwartet und wie habt ihr euch vorbereitet? Ihr musstet zum Beispiel auf Englisch diskutieren.

Johannes: Meine Erwartung war, dass wir sang- und klanglos in den Vorrunden untergehen werden und uns dann passiv interessante Finalrunden anschauen können. Inhaltlich haben wir uns dabei eigentlich nicht vorbereitet. Ich denke bei uns trägt eine gewisse Debattiererfahrung dazu bei, dass wir bestimmte Standardargumente vorbringen können.

Jannis: Technisch haben wir uns aber ein wenig vorbereitet, indem wir einen Termin für englischsprachige Debatten im Club eingeführt haben. Wann immer möglich haben wir dann zusammen debattiert.

Worin besteht für euch der Reiz beim Debattieren?

Jannis: Für mich ist es der intellektuelle Wettstreit mit festen, fairen Regeln. Es ist keine Diskussion, sondern eben eine Debatte mit bestimmten Regeln und Rollen. Das führt zu einem sehr fokussierten und direkten Wettstreit um Argumente.

Johannes: Zum einem besteht der Reiz für mich in der intellektuellen Herausforderung und zum anderen in der Möglichkeit, sich zu steigern. Mit der Zeit verbessert sich die eigene Rhetorik, was unglaublich wichtig und hilfreich sein kann.

Zum Beispiel an der Uni..

Johannes: …ja, da hat es mir auf jeden Fall schon geholfen. Man erlernt eine gewisse Spontanität, die einem bei Diskussionen oder Vorträgen in der Uni unheimlich helfen kann.

Haben da Freunde überhaupt noch Chancen in einer Diskussion, wenn es darum geht  welchen Kinofilm man anschaut?

Jannis: Ich denke eine Diskussion ist etwas ganz anderes als eine Debatte. Eben weil es nicht die strikten Regeln gibt, weil es sehr viel schneller hin und her geht zwischen den Sprechern. Nur weil man debattiert ist man nicht unbedingt wahnsinnig gut im Diskutieren.

Johannes: Ja, bei solchen Alltagsentscheidungen spielt das Debattieren weniger eine Rolle. Wenn es dagegen um politische Themen geht nehme ich gerne den provokanteren Standpunkt des Advocatus Diaboli  ein, um zu sehen, wie Leute darauf reagieren. Zum Teil führt das zu gemischten Reaktionen.

Für welche Position ihr bei der Weltmeisterschaft argumentieren musstet, wurde gelost. Wie vertritt man denn glaubhaft eine Meinung, die nicht unbedingt der eigenen entspricht?

Jannis: Zu jedem gut gestellten Thema gibt es sinnvolle Argumente und Gegenargumente. Ob die dann mit der eigenen Meinung übereinstimmen oder nicht, ist irrelevant. Manchmal kann es sogar sinnvoll sein, etwas zu vertreten, was der eigenen Meinung nicht entspricht. Man kennt dann schon die Gegenargumente und kann besser reagieren. Und es ist manchmal auch sehr lehrreich, wenn man eine feste Meinung zu etwas hat und dann die andere Seite vertreten muss und sieht – hoppla das sind ja doch ganz gute Argumente.

Spiegel Online, Deutschlandfunk und alle möglichen Zeitungen berichten über euch. Wie geht es euch mit dem Medienrummel?

Johannes: Es ist ungewohnt. Ich wurde innerhalb eines Tages von zwei wildfremden Personen auf der Straße angesprochen, die mir gratulierten. Das ist schon eine eigenartige Situation. Manchmal ist es auch etwas schwierig, die ganzen Anfragen von Journalisten halbwegs vernünftig in den Alltag einzubauen.

Jannis: Und es ist natürlich immer eine schwierige Situation, die eigenen Aussagen gedruckt zu sehen. Insbesondere wenn diese noch redigiert wurden und die Aussagen anders rüberkommen, als man sie eigentlich gemeint hat. Ich bekomme einen Haufen Respekt für Leute, die öfter Dinge sagen müssen, die gedruckt werden.

Ihr debattiert beide regelmäßig im Debattierclub Freiburg. Kann dort jeder mitmachen?

Johannes: Der Debattierclub steht jedem offen! Wir treffen uns jeden Dienstag um 20 Uhr in der Landeszentrale für politische Bildung in der Bertoldstraße 55.

Jannis: Und jeden Donnerstag um 19.30 zur Englischen Debatte am Haupteingang des KG I.

Johannes: Als Neuling wird man etwas an der Hand genommen und es wird einem erklärt, wie eine Debatte abläuft. Man muss auch nicht gleich am ersten Termin debattieren.

Info

Aufzeichnung des Finales in Berlin. Johannes und Jannis sind ab der 40. Minute dran.

http://youtu.be/g310yBu_PBw?t=40s

Debattierclub Freiburg

Infos zum Debattierclub Freiburg auf uniCross Die Sprache als Waffe

Foto: Felix Klingel
Autoren:
Veröffentlicht am 6. Februar 2013

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