Rote Nasen für ein Lächeln

Rote Nasen für ein Lächeln

Einmal pro Woche besuchen die Clowns Macke, Luise, Huhn und Schraube kleine Patienten in der Universitätskinderklinik Freiburg und sorgen für Abwechslung im Krankenzimmer. Neben einer guten Portion Humor erfordert das vor allem Fingerspitzengefühl. uniCross hat die Klinikclowns bei der Arbeit begleitet und mit ihnen über Herausforderungen des Lustigseins gesprochen.

Seifenblasen fliegen durch das Zimmer und die Augen des zweijährigen Tobias* strahlen, als er versucht ein paar davon zu erwischen. Macke kitzelt ihn dabei ein bisschen mit dem mitgebrachten Kuscheltier – da ist es um Tobias geschehen und er kann nicht mehr aufhören zu kichern.

Es ist Donnerstag und wie jede Woche sind die Klinikclowns unterwegs, um den Patientinnen und Patienten im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Freiburg eine Freude zu machen. Macke, Luise, Huhn und Schraube, die mit bürgerlichem Namen eigentlich Olaf, Inga, Christine und Dirk heißen, arbeiten schon eine ganze Weile zusammen und sind für das seelische Wohl ihrer kranken Schützlinge zuständig. Meist als Paar übernehmen sie eine Station und unterhalten für drei Stunden kranke Kinder zwischen 2 und 18 Jahren. Der heutige Nachmittag ist ein besonderer, denn nur einmal im Monat sind alle Klinikclowns gleichzeitig im Einsatz, sonst wechseln sie sich in Zweiergruppen ab.

Zurück zu Macke und Huhn: Die haben sich jetzt dem 12-jährigen Anton* zugewandt, dessen Mutter gerade eine Mütze für ihn strickt. Huhn, die von Haus aus etwas ungeschickt ist, verheddert sich prompt in der Wolle.

Da hätte sie besser aufpassen sollen, denn wie sich herausstellt, mögen Mutter und Sohn sehr gerne gebackenes Hühnchen. Auweia. Keine gute Nachricht für das aufgeschreckte Federvieh, das nun um sein Leben fürchtet. Und das, wo der Kleine doch Huhns Gitarre hat. Da hilft nur noch Bestechung: Anton bekommt mehrere Clownsnasen aus Schaumstoff geschenkt und verspricht daraufhin, Huhn noch einmal davon kommen zu lassen.

Wichtig sind Improvisationstalent und Einfühlungsvermögen

Gitarre und Clownsnasen sind Requisiten, die den Klinikclowns bei ihrem improvisierten Programm helfen. Die Unterhaltungsmöglichkeiten sind facettenreich, obgleich jeder Clown besondere Talente mitbringt. Macke und Huhn machen gerne Musik, Luise tanzt am liebsten. Schraube und Macke greifen ab und zu in die Zauberkiste und Schraube begeistert auch mal mit akrobatischem Können.

Die Vorstellung der Clowns richtet sich nach ihren Fähigkeiten, aber auch nach dem Kind. Gerade Jugendliche seien schwieriger zu unterhalten als Kleinkinder, erzählt Schraube: „Aber die sind auch froh, wenn sie die Langeweile vertrieben kriegen. Zaubertricks funktionieren da recht gut“. Grundsätzlich gilt jedoch: Wer seine Ruhe möchte, bekommt diese auch.

Nach einer kurzen Übergabe durch das Pflegepersonal sind die Clowns auf sich gestellt und müssen Improvisationstalent beweisen. Am wichtigsten sei deshalb Einfühlungsvermögen, sagt Clownin Luise. Sie sieht es als große Herausforderung, die Atmosphäre im Zimmer zu deuten und darauf entsprechend zu reagieren.

Dabei gehe es um mehr als platte Komik, betont auch Schraube: „Je nach Stimmung oder Situation, ist das eine sehr feinfühlige Sache.“ Gerade bei schwerkranken Kindern wird dem Klinikclown adäquates Handeln abverlangt: „Wenn ich ein 13-jähriges Mädchen vor mir habe, das schwer krebskrank ist und das sich überlegt, was es für Berufe machen will, nehme ich Luise etwas zur Seite und rede eher als Inga. Aber kann dann jederzeit wieder in den Clown zurück.“

Während der dreistündigen Einheit bleiben die Clowns jedoch meist in ihrer Rolle und sorgen mit ihren bunten Kostümen schon in den Krankenhausfluren für Erheiterung.

Finanzierung über Spenden

„Leooo, mach mir ein Bananenbrot…“. Huhn und Macke sind mittlerweile in Zimmer 4 angelangt und trällern ein improvisiertes Lied für den zweijährigen Leo*, der dem Spiel angetan lauscht. Dazu gibt es einen gelben Luftballon – ein vorübergehender Ersatz für die besungene Speise. Mist! Kein Wasser zum Händewaschen in der Nähe. Dann müssen eben Seifenblasen herhalten. Macke packt die Mundharmonika aus und begleitet das Zeremoniell mit einer „Wassermusik von Händel“.

Spaß wie dieser gehört zum Beruf der Klinikclowns, die Organisation drum herum zum Aufgabengebiet von Barbara Schönfeld. Die „Clownmama“, wie sie von den vieren liebevoll genannt wird, ist nicht nur Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um die Clowns, sie hat das Ganze auch vor zehn Jahren selbst ins Leben gerufen.

Initiierte die Klinikclowns: Barbara Schönfeld.

Grund für ihr Engagement war der bereits bekannte Erfolg von Klinikclowns in anderen Teilen Deutschlands und Amerika, wo die Idee ursprünglich herkommt. Ihre Bemühungen führten sie schließlich zu Herzenswünsche e.V., einem Verein mit Hauptsitz in Münster, der kranken Kindern in ganz Deutschland Wünsche erfüllt und damals auch einen Zweig für das Sponsoring von Klinikclowns unterhielt.

Der Verein unterstützte sie bei ihrem Anliegen, suchte die ersten Klinikclowns in Freiburg aus und übernahm außerdem eine dreimonatige Anschubfinanzierung. Seitdem wird das Projekt ausschließlich über Spenden finanziert – davon hängt auch ab, wie oft die vier auftreten können. Für neuen Input holen sich die Klinikclowns Anregungen in speziellen Workshops, die sie eigenständig finanzieren. Damit es bis dahin nicht langweilig wird, üben die Clowns einmal im Monat in Eigenregie.

Lachen ist die beste Medizin

Der Weg zum Klinikclown führt nicht immer über die Clownausbildung. Wichtig seien vor allem Einfühlungsvermögen und ein gewisses Gespür für die Regeln in einem Krankenhaus, erklärt Barbara Schönfeld. Ansonsten gelte „learning by doing“.

Sie sieht in der Arbeit der Klinikclowns einen wichtigen Beitrag zur Gesundung der Kinder: “Alles, was den Menschen erheitert, was der Seele gut tut, tut auch dem Körper gut.” Dabei ist die Rolle des Clowns vielfältig, er kann Seelentröster sein oder auch bei der Überwindung von Ängsten helfen. Möchte ein Kind vielleicht nicht essen oder traut sich nach einer Operation nicht aufzustehen, dann kann ein Clown Beistand leisten.

Und was gefällt den Klinikclowns besonders an ihrer Arbeit im Krankenhaus? „Den Kindern eine Freude machen ist schon schön“, erklärt Schraube und Huhn fügt hinzu: „Wenn sie vergessen, dass sie Schmerzen haben oder etwas nicht können und einfach nur mit uns spielen.“

Info

Mehr zu den Klinikclowns gibt es unter www.uniklinik-freiburg.de/kulturbonbon/live/klinikclowns.html

Kontakt: barbara.schoenfeld@uniklinik-freiburg.de

Hinweis: *Die Namen wurden von der Redaktion geändert. 

Fotos: 
Klinikclowns: Universitätsklinikum Freiburg
Barbara Schönfeld: privat
Autoren:
Veröffentlicht am 26. März 2013

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