Das Aus der kleinen Konzertlaube

Das Aus der kleinen Konzertlaube

Junge Künstler haben in einer alten Gartenlaube in der Oberwiehre eine neue Konzertkultur geschaffen. Die Gartenlaube wird nun einer Wohnanlage für Studierende weichen. Geht somit eine außergewöhnliche Konzertatmosphäre verloren?

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Wer kennt sie nicht? Die überfüllten Konzerthallen mit Tausenden von Menschen. Das Publikum grölt lauthals die bekannten Hits mit. Es ist heiß und laut. Am Ende des Abends klingeln nicht nur die Kassen der Veranstalter, sondern auch die Ohren der Konzertbesucher. Doch wer auf der Suche nach der Nähe zum Künstler ist, sucht hier vergebens.

Das Gefühl für einen Abend lang Teil der Musik zu werden fanden Interessierte dagegen in der Schwarzwaldstraße in Freiburg. Sogenannte Wohnzimmerkonzerte, also Konzerte in privatem Kreis, fanden vergangenen Sommer hier in der Gartenlaube des ehemaligen „Gasthaus zum Schiff“ statt. In traumhafter Kulisse kamen Künstler zusammen, die kostenlos ihre eigene Musik vorstellten. Eine Trennung in Publikum und Star gab es in diesem Fall nicht. Der Zuschauer konnte mitspielen, mitsingen oder nur die Atmosphäre auf sich wirken lassen.

Wohnzimmerkonzerte sind mehr als Musik

Robin Lambrecht, Medienkulturwissenschaftsstudent und Kathrin Slawik, Masterstudentin der Medien und Kommunikation organisierten bisher Wohnzimmerkonzerte in kleinem Rahmen in Freiburger WGs. Über gute Freunde entdeckten die beiden Studierenden dann die Gartenlaube: Eine kleine, geöffnete Holzhütte nahe der UB. Teppiche lagen auf dem Dielenboden, ein paar Stühle, Sofas und eine alte Vespa boten Sitzmöglichkeiten für die Gäste. Ein guter Platz, um Wohnzimmerkonzert in größerem Rahmen zu veranstalten.

Die Mieter öffneten den Raum für die //IMACHINERIE. So nennt sich die Gruppe junger Kunst- und Musikliebhaber um Robin und Kathrin. //IMACHINERIE bedeutet: Du gestaltest mit. Die Intention der //IMACHINERIE ist, „dass die Menschen zusammen kommen, ihre Sachen teilen und die Künstler in einem Umfeld leben können, das sie sehr fördert und inspiriert“, sagt Robin.

Bis jetzt sind vor allem Studierende dabei, aber das Netzwerk der //IMACHINERIE will auch das Publikum darüber hinaus ansprechen. Am Anfang spielten in der Gartenlaube lokale Musiker wie John J. Rimbaud nur für Freunde, später gab es auch Auftritte internationaler Künstler. Zu Gast waren unter anderem Fredrik Kinbom aus Schweden, Eddie Parr aus England und die belgische Band Plaster Wolf. Mit der Zeit sprach sich durch Mundpropaganda der Treff als Geheimtipp herum.

Für einige Musiker waren die Konzerte der //IMACHINERIE eine Chance. Nach dem guten Feedback bei den Wohnzimmerkonzerten, hatte der Sänger Eddie Parr mehr Mut auch bei öffentlichen Events zu singen. Er sagt: „Die Bühne der //IMACHINERIE ist ein Sprungbrett für die Künstler.“

Im „Gasthaus zum Schiff“ wohnen bald Studierende

Das denkmalgeschützte Haus „Zum Schiff“ stammt aus dem Jahr 1777. Bis es vor einigen Jahren zu einem Wohnhaus umfunktioniert wurde, wurde es als Gasthaus genutzt. Die zunehmende Baufälligkeit des Gebäudes fordert einen neuen Plan. In Zukunft sollen im Schiff Studierende wohnen.

Es ist geplant, dass das Hauptgebäude in den neuen Wohnkomplex integriert wird und die nicht denkmalgeschützte Gartenlaube abgerissen wird. An dessen Stelle wird ein Neubau errichtet, der voraussichtlich keinen Raum für Wohnzimmerkonzerte bietet.

 

Wohnzimmerkonzerte soll es auch künftig geben

Trotzdem ist Robin optimistisch: „Das Projekt geht auf jeden Fall weiter. Im Jahr 2013 wird es erst einmal wieder kleinere Konzerte in WGs geben.“ Die Organisatoren der //IMACHINERIE sind auf der Suche nach einem neuen Ort, an dem sie einen Traum wahr werden lassen können: Ein ganzes Haus, gefüllt mit Kunst und Kultur.

Mehr Infos

Konzerte der //IMACHINERIE: http://www.youtube.com/playlist?list=PLmJdaOc7Z7Cw0Y4MoMOFLTAU6fUCcjBwY

IMASCHINERIE auf Facebook: www.facebook.com/groups/346123302127405/

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Text – Fotos – Video – Audio

Gemeinschaftsproduktion von Ksenia Disterhof, Dhana Ghafoor-Zadeh, Petya Krasteva, Ines Tondar im Seminar Journalismus crossmedial für Studierende der Medienkulturwissenschaft..

Seminarleitung: Silvia Cavallucci, Manuel Devant, Horst Hildbrand.


Veröffentlicht am 6. März 2013

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