„Bisher hat alles super geklappt“

„Bisher hat alles super geklappt“

Viele Studierende sind schon alleine durchs Studium zeitlich sehr beansprucht. Unvorstellbar, dass sie daneben noch professionell Sport machen. Oder? uniCross hat mit Sabine Stoller gesprochen, die Medizin studiert und beim Fußballverein TSG 1899 Hoffenheim in der Zweiten Bundesliga spielt.

Sabin, du hast gerade dein erstes Semester in Medizin beendet und spielst gleichzeitig in der Zweiten Fußball-Bundesliga bei TSG 1899 Hoffenheim. Die meisten Studierenden fragen sich da schon: Wie macht sie das bloß?

Erstens war das erste Semester noch ziemlich gemütlich, da ich nicht so viel lernen musste. Zweitens war ich bisher nie der Mensch, der viel lernen musste. Ich bin sehr aufnahmefähig und kann gut auswendig lernen, was im Medizinstudium ja wichtig ist.

Das ist alles eine Frage der Organisation. Da ich früher jeden Tag zum Training musste, bin ich sehr diszipliniert geworden. Ich wusste in der Schule: Du musst jetzt nach dem Training eine Stunde lernen, sonst bekommst du das mit dem Stoff nicht hin.

Wie lange spielst du denn schon Fußball und seit wann professionell?

Ich spiele Fußball, seit ich sieben bin. Also seit 14 Jahren. Dies ist mein drittes Jahr, in dem ich einen Vertrag habe, also professionell spiele.

Und wie sieht bei dir eine normale Uniwoche aus?

Im vergangenen Semester habe ich vier Mal die Woche trainiert. Mein Verein und ich haben mit dem SC Freiburg vereinbart, dass ich unter der Woche dort trainieren kann. Freitags bin ich dann nach Hause nach Mannheim gefahren, habe dort mit meiner Mannschaft trainiert und am Wochenende gespielt.

Uni hatte ich jeden Tag bis circa 17 Uhr. Durch die vielen Praktika, die wir hatten, musste ich oft direkt danach zum Training. Im zweiten Semester werde ich montags nur am Vormittag Uni haben.

Daher will mein Verein, dass ich auch montags ins Training nach Hoffenheim komme. Das heißt, ich werde am Wochenende daheim sein zum Fußball spielen, Montagmorgen in der Uni und danach wieder in Mannheim zum Training. Dienstag bin ich dann wieder an der Uni.

Das klingt sehr anstrengend. Wie gehst du damit um, gerade wenn Prüfungen anstehen?

Bisher hat alles super geklappt. Ich nutze die Zeit und lerne oder schlafe auf der Fahrt. Die Klausuren habe ich alle gut bestanden, daher mache ich mir keine Sorgen.

Fußballkarriere und Studium: Sabine Stoller.

Sabine schafft es, Fußballkarriere und Studium zu verbinden.

Und wie sieht es mit Freizeit aus?

Das klappt auch. Ich plane mir alles so, dass ich hauptsächlich unter der Woche lerne und am Wochenende Zeit für Freunde und Familie habe. In Freiburg habe ich meine Freunde vor allem an der Uni, die ich ja den ganzen Tag schon sehe. Aber es stimmt schon: In Freiburg habe ich nicht so viel Freizeit.

Würdest du gerne öfters weggehen oder mal häufiger ins Kino?

Nein, es passt perfekt, da ich Fußball mit großer Leidenschaft spiele und am Wochenende meine alte Mannschaft sehe. Die kenne ich seit Jahren und wir unternehmen immer etwas zusammen: Das ist meine Freizeit.

Machst Du Dir Sorgen, ob Du in Zukunft bei fortschreitendem Studium Fußball und Uni weiterhin gut vereinbaren kannst?

Ein paar Bedenken habe ich schon, vor allem wenn man von den älteren Semestern hört, dass etwa das dritte Semester sehr anstrengend sein soll. Aber ich denke mir: Ich habe das bisher immer super hinbekommen und wenn ich daran glaube, dann schaffe ich das auch.

Was möchtest du im Fußball noch erreichen?

Ich möchte auf jeden Fall noch Erste Bundesliga spielen, also dieses Jahr mit der Mannschaft aufsteigen. Wo ich dann spielen werde, ob das in Hoffenheim sein wird oder ob ich dann nach Freiburg wechsle, weiß ich noch nicht. In der Ersten Bundesliga möchte ich  einen Stammplatz haben und auf jeden Fall bis Mitte, Ende 20 spielen. Das hängt natürlich auch vom Studium und der Familienplanung ab. Aber auf dem hohen Niveau würde ich gerne noch lange spielen.

Was möchtest du denn nach dem Studium machen? Ärztin werden oder Profifußballerin?

Ich würde sagen: Wenn ich mit dem Studium fertig bin, dann bin ich das auch mit dem Fußball. Ich möchte nicht noch mit Anfang 30 spielen, die Leistungskurve sinkt bei Frauen ab Mitte 20 und viele hören dann auf. Die sechs Jahre Studium, die ich jetzt noch habe, werde ich auf jeden Fall spielen und danach das Niveau ein bisschen herunterfahren und zum Freizeitvergnügen spielen mit ein- bis zweimal die Woche Training oder so.

Ich möchte aber gerne im Sport- und Fußballbereich bleiben. Mein Wunsch ist momentan, in die Sportmedizin zu gehen. Mein Traum ist es, neben einer eigenen Praxis noch eine Mannschaft als Ärztin zu betreuen.

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Fotos: Fußball: TSG 1899 Hoffenheim
Sabine Stoller: Okan Bellikli
Autoren:
Veröffentlicht am 24. April 2013

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