Die etwas andere WG

Staubsaugen, Unkraut jäten, Getränkekisten tragen: Was früher bei den Eltern Taschengeld gebracht hat, bringt jetzt ein Zimmer. Über das Projekt „Wohnen für Hilfe“ des Studentenwerks Freiburg können Studierende ein günstiges Zimmer bei einer Familie, einem Senior oder einer Seniorin mieten. Im Gegenzug helfen sie freiwillig im Haushalt mit.

Wer in Freiburg schon mal auf Wohnungssuche gegangen ist, kennt es: Man trifft auf WG-Castings mit 40 Mitbewerbern oder auf größere Besenkammern die für 400 Euro vermietet werden sollen. Wohnraum in Freiburg ist knapp, günstiger Wohnraum sowieso. Deswegen gibt es seit mittlerweile zehn Jahren das Wohnprojekt „Wohnen für Hilfe“ des Studentenwerks Freiburg.

Die Wohnsituation war bereits 2002 angespannt und das Studentenwerk sah „Wohnen für Hilfe“ als eine Möglichkeit einen neuen Vermietermarkt zu erschließen. „Viele Senioren haben Bedenken freien Wohnraum zu vermieten. Sie wissen nicht wie sie einen Mieter finden können oder wie sie bei Problemen den Mietvertrag auflösen können“, sagt Renate Heyberger, stellvertretende Geschäftsführerin des Studentenwerks Freiburg. Deswegen trete das Studentenwerk als Vermittler auf. Am Ende wird der Vertrag dann aber zwischen dem Mieter und dem Vermieter geschlossen.

Staubsaugen für ein Zimmer

Beim Projekt „Wohnen für Hilfe“ wohnt ein Student oder eine Studentin zu verminderter Miete bei einer Privatperson, meist einem Senior, einer Seniorin oder manchmal auch bei einer Familie. Dafür hilft der oder die Studierende freiwillig im Haushalt mit. Das kann Staubsaugen sein, einkaufen gehen oder die Kinder des Vermieters betreuen. Die Hilfeleistungen werden zwischen Mieter und Vermieter freiwillig vereinbart.

Sollte es einmal Probleme im Zusammenleben geben, hilft das Studentenwerk. „Dabei stellt das Studentenwerk keine Rechtsberatung zur Verfügung, wir versuchen zwischenmenschliche Probleme zu lösen, indem wir einfach den beiden Partnern zuhören“, sagt Renate Heyberger.

Jährlich bis zu 40 Vermittlungen

Eine Vermittlung beginnt mit einem ersten Kontakt zum Studentenwerk: Der oder die Studierende füllt zunächst einen Bewerbungsbogen aus und danach werden die Interessenten in eine Datei aufgenommen. Der Bewerbungsbogen ist für die Vermieter, um feststellen zu können, ob sie sich ein Zusammenleben vorstellen können. Der Studierende kann dann Kontakt zu potenziellen Vermietern aufnehmen und einem ersten Kennenlernen steht nun nichts im Wege.

Zwischen 2002 und 2013 sind so 650 Vermittlungen zustande gekommen, pro Jahr sind dies zwischen 30 und 40. Der Schwerpunkt der Vermittlung liegt dabei im Herbst, kurz vor Beginn des Wintersemesters. „Das Projekt wird sehr gut aufgenommen. Es gibt sowohl Mieter als auch Vermieter die immer wieder an „Wohnen für Hilfe“ teilnehmen“, bestätigt Nicole Krauße, die beim Studentenwerk für die Vermittlung zuständig ist.

Das erste „Wohnen für Hilfe“-Projekt wurde 1992 in Darmstadt initiiert. Mittlerweile nehmen daran 19 Städte in ganz Deutschland teil. Ebenso im Ausland ist das Projekt realisert worden. In Neuseeland, Belgien, den USA und acht weiteren Ländern weltweit sind diese ungewöhnlichen Wohngemeinschaften mittlerweile möglich.

Info

Weitere Information zu „Wohnen für Hilfe“ gibt es beim Studentenwerk Freiburg unter www.swfr.de/wohnen/wohnen-fuer-hilfe/

Veröffentlicht am 5. April 2013

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