Darwins Weggefährte

Darwins Weggefährte

Einen Kurztrip in die Vergangenheit bietet die aktuelle Ausstellung im Botanischen Garten der Universität Freiburg. „Darwins Weggefährte: Fritz Müllers Berichte aus Brasiliens Tropenwald“ entführt den Besucher nicht nur in eine andere Zeit sondern auch in eine andere Klimazone. Wer aber war eigentlich Fritz Müller?

Jedes Kind kennt Darwin und dessen revolutionäre Theorien, doch wer kennt Fritz Müller? Selbst gestandene Biologen und Biologinnen können bei dieser Frage oft nur mit den Schultern zucken. Kein Wunder also, dass 2009, anlässlich des 200. Geburtstags des Evolutionstheoretikers Charles Darwin, das Martius-Staden-Institute die Möglichkeit wahrnahm, einen weiteren bedeutenden Naturforscher in Erinnerung zu rufen.

Das Martius-Staden-Institut in São Paulo widmet sich seit über 50 Jahren den deutsch-brasilianischen Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen und bietet mit der Ausstellung „Fritz Müllers Berichte aus dem Brasiliens Tropenwald“ ein informatives und illustres Panorama für den vergessenen Auswanderer.

Nun endlich, nach zahlreichen Zwischenstationen wie dem Alexander König Museum in Bonn und der Universitätsbibliothek Tübingen sowie zahlreichen Orten in Brasilien, fand die Ausstellung ihren Weg nach Freiburg in den Botanischen Garten.

„Thematisch und räumlich ist die Ausstellung auf das Farn- und Tropenhaus aufgeteilt“, erklärt Dr. Friederike Gallenmüller, akademische Rätin und Kustodin des Botanischen Gartens.

Der erste Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit Fritz Müllers Biografie, dessen historischem Umfeld und der Frage: Wie kam es dazu, dass er gemeinsam mit Frau und Kind nach Brasilien emigrierte?

Der zweite Teil gewährt Einblicke in seine Forschung und den Theorien Darwins mit dem er einen regen Briefwechsel pflegte.

Ein Held seiner Zeit

„Fürst der Beobachter“ wurde Johan Friedrich Theoder Müller, der sich selbst Fritz Müller nannte, von Darwin genannt. Ein Titel, welcher der 1822 in Erfurt geborene Sohn eines Pfarrers nicht umsonst trug: Folgt der Besucher den liebevoll gestalteten Roll-Ups durch die schwüle Luft des Gewächshauses wird verständlich, unter welch schweren Bedingungen Fritz Müller zur damaligen Zeit lebte, forschte und trotz widriger Umstände Bedeutendes für die moderne Wissenschaft leistete.

1851 war er, enttäuscht von der Märzrevolution und dem “christlichen Wunderglauben” jener Zeit, mit seiner Familie nach Brasilian emigriert. In der Kolonie Blumenau führten sie als unabhängige Kolonisten ohne Siedlervertrag ein entbehrungsreiches Leben. So musste die benötigte Infrastruktur, wie etwa Waldwege, selbst angelegt werden.

Fritz Müller zog es immer wieder hinaus in die unberührte Natur des brasilianischen Regenwaldes. 1876 trat er in die Dienste des brasilianischen Nationalmuseums und begann seine Arbeit als “Reisender Naturforscher”. Bis zu seinem Tod 1891 sollte er für seine unermüdliche Arbeit und zahllosen Entdeckungen geehrt werden.

Ein Begriff der Biologiestudierenden bekannt sein dürfte, ist die Müllersche Mimikry. Dieser Begriff  geht zurück auf Fritz Müller. Ihm verdanken wir unter anderem die Entdeckung, dass Schmetterlinge unterschiedlicher Arten eine einheitliche Warntracht ausbilden, um Fressfeinden ihre Ungenießbarkeit zu signalisieren. Vorteil für die Schmetterlinge ist, dass die Verluste durch „irrtümlichen“ Fraß verringert werden. Gleichzeitig erhöht sich der Lernprozess bei den Fressfeinden.

250 Werke, darunter ein Buch, welches er Darwin widmete, gehen auf den unermüdlichen Naturforscher zurück. Seine Arbeit diente Darwin später als Grundlage für sein Meisterwerk „Von der Entstehung der Arten“.

Eine Ausstellung für Jedermann?!

Bei so viel Wissenschaft stellt sich natürlich die Frage: Sollte man vor dem Besuch ein Biologiediplom abgeschlossen haben? „Natürlich ist das Thema für Biologen und Biologinnen sehr interessant, doch wurde die Ausstellung so konzipiert, dass sie für jedermann verständlich ist“, sagt Dr. Friederike Gallenmüller.

Kleinen wie großen Besuchern bietet sich die Möglichkeit, einen informativen Kurztrip in die deutsch-brasilianische Vergangenheit zu erleben und sich im „Tropenhaus Freiburgs“ auf die Spuren des Naturforschers Fritz Müller zu begeben. Ganz kostenlos versteht sich.

Info

Was: Ausstellung Darwins Weggefährte: Fritz Müllers Berichte aus Brasiliens Tropenwald.

Wann: 14. April – 11. Mai 2013

Wo: Im Schauhaus des Botanischen Gartens der Uni Freiburg, Schänzlestraße 1, 79104 Freiburg

Öffnungszeiten: Mo – Do 12 – 16 Uhr, Sonn-und Feiertage 14 – 16 Uhr .

Gruppenführungen sind nach Absprache mit Dr. Friederike Gallenmüller möglich und können unter der 0761 – 203 – 2872 vereinbart werden.

 Mehr Infos

Wer sich für das Thema „Darwinismus“ interessiert, kann im Botanischen Garten eine Broschüre kaufen, die anlässlich der Darwin-Ausstellung 2009 vom Verband der Botanischen Gärten Deutschlands herausgegeben wurde.

Weitere Infos finden sich auf der Internetseite des Botanischen Gartens unter

Aktuelles: www.botanischer-garten.uni-freiburg.de

Foto: Botanischer Garten Uni Freiburg
Autoren:
Veröffentlicht am 7. Mai 2013

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