Die Bibliothek als Lernort

Die Bibliothek als Lernort

Vom Lautlosbereich bis zur Lernlounge: Auch in der neuen UB in Freiburg soll für jeden Lerntypen etwas dabei sein. Denn schon längst ist die Bibliothek mehr als nur ein Bücherverleih. Durch Raumkonzept und Kursangebote entwickelt sie sich immer mehr zum Ort des intensiven Lernens.

Nach dem Seminar noch schnell in die Bibliothek etwas für die Hausarbeit recherchieren, dann mit der Lerngruppe in der Cafeteria treffen und nach einer Stärkung mit Kaffee und Müsli-Riegel in den Einführungskurs zu Citavi: Nie wieder Zettelwirtschaft, dieses Mal wird die Hausarbeit strukturiert angegangen!

So oder so ähnlich könnte ein typischer Studententag aussehen. Es ist auffällig, dass die Bibliothek dabei ein zentraler Ort des Studiums ist. Ob nun in der großen UB 1 oder in einer der vielen Fachbibliotheken: Überall brüten Studierende über ihren Büchern, diskutieren in Lerngruppen oder trinken Kaffee mit Freunden.

War das schon immer so? „Früher konnte man in Bibliotheken vor allem Bücher ausleihen oder vor Ort lesen“, sagt Wilfried Sühl-Strohmenger, Fachreferent und Leiter des Bibliotheksystems in Freiburg. Doch diese Zeiten sind längst vorbei, inzwischen bietet die Bibliothek viel mehr: Arbeitsplätze, PC-Pools, Beratungszentren, Kursangebote oder Plätze zum Entspannen – für jeden ist etwas dabei. Die Bibliothek ist zu einem Lernort geworden.

Und so versucht man in Freiburg auf die veränderten Bedingungen einzugehen. Zum Beispiel bei der Literaturrecherche: Durchforstete man früher noch einen riesigen Zettelkatalog so reichte heute ein Mausklick um eine endlose Zahl an Literatur zu erhalten. Das kann schnell zum Problem werden: „Teilweise fehlt den Studierenden dann die Orientierung – wie finde ich das Passende heraus und wie schaue ich, dass mir nichts entgeht?“, sagt Wilfried Sühl-Strohmenger.

Kostenlose Kurse zur Literaturrecherche

Hier setzt die Bibliothek Freiburg an, um die Informationskompetenz der Studierenden zu stärken. „Wir bieten Einführungskurse an, in denen es um die Orientierung im UB-Katalog oder um die Recherche geht. Für Fortgeschrittene gibt es dann Kurse zur fachbezogenen Recherche in Literaturdatenbanken oder Volltextsammlungen“, erklärt Wilfried Sühl-Strohmenger. Das alles ist kostenlos und frei buchbar. Viele  haben einen solchen Kurs schon besucht, 7.000 bis 8.000 Studierende, darunter auch einige Schülerinnen und Schüler, erreicht die Bibliothek mit ihren Angeboten pro Jahr.

„Da wir versuchen unsere Kurse in das Studium einzubauen, kommen die meisten Studierenden in den ersten Semestern zu uns“, sagt Wilfried Sühl-Strohmenger. Dabei ist es ihm ein Anliegen auch Studierende im fortgeschrittenen Studium zu erreichen. Denn meist ist es sehr hilfreich seine Kenntnisse nochmals aufzufrischen oder zu vertiefen. Schließlich soll im Studium das wissenschaftliche Arbeiten erlernt werden: Dazu gehört die selbstständige und sorgfältige Recherche. Für diese Dinge sei in Proseminaren oft keine Zeit mehr.

Vielfältige Raumgestaltung der Bibliothek

Doch nicht nur durch Kurse sollen die Studierenden in der Bibliothek unterstützt werden, sondern auch durch eine bewusste Raumgestaltung. Wo früher Bücher standen, sind heute vielfältige Arbeitsplätze.

„In der momentanen Zwischenlösung der UB1 in der Stadthalle sind wir durch die räumlichen Bedingungen etwas eingeschränkt, haben aber das Beste daraus gemacht“, sagt Ralf Ohlhoff, ebenfalls Fachreferent und Leiter des Dezernats Benutzung und Informationsdienste an der Bibliothek Freiburg. So gibt es dort nur die Cafeteria als Gruppenarbeitsraum. Dafür kann im restlichen Teil der Bibliothek konzentriert gelernt werden.

Ganz anders soll es da in der neuen Universitätsbibliothek aussehen: „Das Gebäude wird quasi zweigeteilt, es gibt einen kommunikativen Bereich und einen Bereich in dem leise gearbeitet werden kann“, erklärt Ralf Ohlhoff.

Im kommunikativen Bereich soll es eine Cafeteria, eine Art Lounge-Bereich und verschiedene Varianten von Gruppenarbeitsplätzen geben. An großen Monitoren können die Studierenden dann zum Beispiel gemeinsam ein Projekt planen.

Dagegen soll es in der anderen Gebäudehälfte leise zugehen. Dort stehen die Bücher und es wird  Plätze geben an denen konzentriert gearbeitet werden kann. Wer es etwas gemütlicher mag, kann hier sein Buch auch in einem Sessel lesen.

Konfliktherd Lautstärke

Die beiden Bereiche sind dabei strikt abgetrennt: „Das Problem der Lautstärke führt immer wieder zu Konflikten in der Bibliothek, darum wird der Übergang nur über das Erdgeschoss möglich sein“, sagt Ralf Ohlhoff. Durch das Raumkonzept versucht die Bibliothek auch das informelle Lernen zu unterstützen: Oft nimmt man von einer Diskussion mit Freunden mehr mit als von 20 Seiten trockener Lektüre.

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Gestalten das Lernen in der UB mit: Ralf Ohlhoff (links) und Wilfried Sühl-Strohmenger.

Eine Bibliothek ist also längst mehr als nur Tisch, Stuhl und Buch. Sie ist ein wichtiger Ort des universitären Lebens und Lernens. „In Sachen Bibliothek sind wir in Freiburg sehr fortschrittlich“, betont Wilfried Sühl-Strohmenger.

Das neueste Projekt: E-Learning Angebote, mit denen die Kursangebote unabhängig von Zeit und Ort genutzt werden können.

uni.tv Bibliotheksvideo:

24 Stunden in der Uni-Bibliothek [ 4:22 Min, Bericht ] Die Freiburger Uni-Bibliothek hat rund um die Uhr geöffnet. Gut für Amelie Herberg – die Politikstudentin muss sich dringend den Stoff für drei Klausuren in den Kopf prügeln, weil sie mit dem Lernen zu spät angefangen hat. 24 Stunden Dauerlernen – ist das sinnvoll? Ein Erziehungswissenschaftler der Pädagogischen Hochschule gibt Auskunft über Lernstrategien. uni.tv hat Amelie einen Tag und eine Nacht lang begleitet.    autoren: Sabrina Kurth, Amelie Herberg, Marc Röhlig

> weitere uni.tv videos

Mehr Info zur UB

Weitere Informationen zu den Angeboten der Universitätsbibliothek Freiburg gibt es auf deren Homepage:

www.ub.uni-freiburg.de

Foto UB: Peter Mesenholl
Fotos R. Ohlhoff / W. Sühl-Strohmenger: Felix Klingel
Autoren:
Veröffentlicht am 13. Juni 2013

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