“Es kann eine tolle Erfahrung sein”

“Es kann eine tolle Erfahrung sein”

Mandana Pazouki ist Lehramtsstudentin und Mutter. Zu ihrem Erasmus-Aufenthalt in Spanien im letzten Semester hat sie ihre damals acht Monate alte Tochter mitgenommen. Wie der Aufenthalt mit Kind verlaufen ist und auf welche Schwierigkeiten sie gestoßen ist, erzählt sie im Interview.

Du studierst Spanisch, Geschichte und Deutsch auf Lehramt und hast im letzten Semester zu deinem viermonatigen Erasmus-Aufenthalt in Sevilla dein Kind mitgenommen. Was hat dich dazu bewogen diesen mutigen Schritt zu wagen?

Für mich war ein Erasmus-Aufenthalt immer sehr wichtig, da ich unbedingt mein Spanisch verbessern wollte. Außerdem dachten mein Mann und ich, dass das eine tolle Erfahrung werden könnte. Denn wenn ich erst einmal arbeite, gibt es nicht mehr die Möglichkeit für vier Monate ins Ausland zu gehen und ein anderes Land kennenzulernen. Am Anfang war es trotzdem nur eine fixe Idee.

Ich habe mich zwei Wochen bevor unser Kind geboren wurde für das Erasmus-Programm beworben. Als ich dann einen Platz bekam, haben wir alle weiteren Schritte unternommen. Wir dachten, dass wir ja jederzeit entscheiden könnten, es doch zu lassen und das ganze Vorhaben abzusagen. Plötzlich war dann schon September und wir hatten eine Wohnung in Sevilla und sind abgereist.

Dein Mann ist mitgekommen?

Ja genau, wir sind zu dritt nach Spanien gegangen. Anders wäre es auch gar nicht möglich gewesen. Als wir nach Spanien gefahren sind, war unsere Tochter Maneli gerade mal acht Monate alt. In dem Alter sind Kinder meistens ja noch zu jung, um in die Kita oder sonstige Einrichtungen zu kommen. Ich weiß aber auch nicht, ob es in Spanien irgendwelche Angebote gegeben hätte, das heißt Tagesmütter und ähnliches.

Aber das wäre vermutlich auch ein viel zu großer Aufwand gewesen und generell wollte ich ja das Kind auch nicht zu lange vom Vater trennen. Genauso wollte auch ich nicht zu lange von meinem Mann getrennt sein. Deshalb hat das ziemlich gut gepasst. Mein Mann ist in Elternzeit seit unsere Tochter zwei Monate alt ist und daher war es für ihn auch ohne Probleme möglich mit nach Spanien zu kommen. Während ich tagsüber an der Uni war, hat er auf unsere Tochter aufgepasst.

Wenn man sein Kind zum Studium ins Ausland mitnimmt, stehen sicherlich ganz andere Vorbereitungen an, als wenn man alleine reist. Worin bestand der zusätzliche Organisationsaufwand?

Während andere Studierende in eine WG ziehen können, mussten wir uns nach einer anderen Möglichkeit umschauen. Denn mit einem Kind ist es schwierig in einer Studierenden-WG zu wohnen. Schließlich wollen Erasmus-Studierende oft feiern, was mit einem kleinen Kind nicht so gepasst hätte. Deswegen haben wir für uns eine Wohnung gesucht, was sehr schwierig war. Letztendlich haben wir über die Uni in Sevilla eine Wohnung bekommen, auch der Mietvertrag lief über die Uni, was uns dann etwas mehr Sicherheit gegeben hat.

Das Ganze hat sich sehr lange hingezogen, sodass wir erst kurz vor Semesterbeginn abreisen konnten. Das hing auch damit zusammen, dass ich erst kurz vorher die Bestätigung dafür bekommen hatte, dass ich für die Zeit Auslands- BAföG erhalte. Auch das Finanzielle muss schließlich geklärt sein, wenn man mit Kind ins Ausland geht.

Gab es zusätzliche Unterstützung vom Erasmus-Büro?

Für den Aufenthalt habe ich eine zusätzliche Förderung vom DAAD bekommen. So habe ich letztendlich mehr als das normale Erasmus-Stipendium bekommen. Die erste Hälfte habe ich vor Antritt ausgezahlt bekommen und die zweite Hälfte danach. In diesem Fall mussten wir auch Nachweise erbringen, dass das Kind die ganze Zeit mit uns dort war, das heißt über Flugtickets zum Beispiel und dann gibt man ja auch den Erfahrungsbericht und die ganzen anderen Erasmus-Unterlagen ab.

Gab es vom Erasmus-Büro auch organisatorische Unterstützung?

Vieles lief über das deutsche Seminar, da ich darüber den Platz bekommen habe. Das deutsche Seminar hat dann auch eine Infoveranstaltung angeboten, bei der alles Schritt für Schritt erklärt wurde. Trotzdem ist leider bei der Anmeldung etwas schief gelaufen, sodass ich bei der Ankunft in Sevilla nicht an der Uni gemeldet war.

Aber glücklicherweise hatte ich die entsprechenden Unterlagen dabei, sodass ich mich auch nachträglich noch einschreiben konnte. Dennoch habe ich die ganzen Info-Mails, die im Vorfeld vom spanischen Erasmus-Büro verschickt wurden, nicht rechtzeitig bekommen, so dass ich vor Ort alles selbst herausfinden musste. Aber es hat dann alles noch funktioniert.

Wie war der Aufenthalt für dich insgesamt?

Was die Sprache angeht hat es mir auf jeden Fall viel gebracht und ich habe viele Erfahrungen dort gemacht. Zudem hat mir die Uni sehr gut gefallen und auch die Stadt Sevilla mit den ganzen historischen Bauten. Die Zeit dort hat meinen Mann und mich auch im Umgang mit dem Kind stärker gemacht, da wir dort vollständig auf uns gestellt waren, während in Freiburg unsere Familie ist, die auch mal auf das Kind aufpassen kann.

Trotzdem musste ich auf vieles verzichten und habe wenig Leute kennengelernt. Durch unsere späte Ankunft in Spanien habe ich die ganzen Erasmus-Programme und Ausflüge verpasst, die vor Semesterbeginn stattfinden. Dadurch wurde es für mich dann auch schwieriger Kontakte zu knüpfen. Wir konnten insgesamt nicht so leicht Anschluss finden und haben daher am Ende des Aufenthalts umso mehr unsere Freunde und Familie in Freiburg vermisst.

Was rätst du anderen, die auch überlegen Erasmus mit Kind zu machen?

Bevor eine Entscheidung getroffen wird, sollte man sich informieren und in Ruhe überlegen, ob es machbar ist. Ich habe ja nicht sofort gewusst, dass ich entsprechende Förderungen erhalte. Das erfährt man meistens erst, wenn man sich näher mit dem Thema auseinandersetzt und konkret plant, wie sich ein solcher Aufenthalt realisieren lässt.

Außerdem kann ich empfehlen verschiedene Erfahrungsberichte über Erasmus-Aufenthalte zu lesen. Da bekommt man einen guten Eindruck davon, wie es ablaufen kann. Denn bevor man vorschnell entscheidet: Geht nicht, denn wir haben ja ein Kind, würde ich mich erst einmal umhören.

Dennoch sollte man sich dessen bewusst sein, dass es kein üblicher Erasmus-Aufenthalt werden wird, sondern auch auf einiges verzichtet werden muss. Die üblichen Erasmus-Aktivitäten außerhalb der Uni fallen dann einfach weitestgehend weg. Eine tolle Erfahrung kann es aber trotzdem sein!

Mehr Info zu Erasmus

www.auslandsstudium-mit-kind.de

www.studium.uni-freiburg.de/studienbewerbung/austausch/erasmus/erasmus

www.erasmus-berichte.de/erasmus

Studieren mit Kind

Tipps zum Studium mit Kind von Studierenden für Studierende gibt es auf der Plattform www.studieren-mit-kind.org

Foto: Birte Förster
Veröffentlicht am 18. Juni 2013

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