Uni Freiburg bekennt Farbe gegen Homophobie und Sexismus

Uni Freiburg bekennt Farbe gegen Homophobie und Sexismus

Ein farbiger Klecks am Rektorat: Die Regenbogenflagge wehte am Balkon des Rektoratsgebäudes am Fahnenbergplatz. Mit dem Hissen der Flagge hatten Vizerektor Prof. Dr. Heiner Schanz und der AstA-Vorstand die Aktionstage „gesellschaft macht geschlecht“ eröffnet. Die Uni setzte damit ein buntes Zeichen gegen Diskriminierung und für Diversität.

„Die Uni Freiburg outet sich“, fasste Vizerektor Heiner Schanz seine Grußworte am Montag zur Eröffnung der Aktionstage „gesellschaft macht geschlecht“ zusammen. Schließlich sei eine gelebte Gleichstellung und Vielfalt aller Menschen eine unentbehrliche Grundlage für die Universität. Die Regenbogenflagge symbolisiere spätestens seit den 70er Jahren Akzeptanz, Toleranz und Freiheit. Sie soll verdeutlichen, dass an einer Universität Diskriminierungen jeglicher Art nicht geduldet werden.

Menschen, die sich jenseits der Heteronorm orientieren, sollten sich nicht verstecken müssen aus Angst vor den – möglicherweise negativen – Reaktionen ihrer Mitmenschen. Deshalb, so Vizerektor Heiner Schanz, wurde die Flagge nicht irgendwo, sondern am zentralen Gebäude der Uni Freiburg aufgehängt. Auch wies er auf den „Tag der Vielfalt“ hin, der nächstes Jahr das Thema unterschiedlicher sexueller Identitäten und Orientierungen behandeln und sichtbar machen soll.

Allerdings sollte eine Universität doch ein so aufgeklärter, offener und toleranter Ort sein, dass Diskriminierungen hier  nicht vorkommen – oder? „Ich glaube, dass es Homophobie und Sexismus in der Gesellschaft generell gibt“, erklärt Sylvia Gassner vom AstA-Referat für sexuelle Orientierung. „Das schließt die Uni nicht aus. Oft gibt es auch versteckte Homophobie, dass zum Beispiel ‘Schwuchtel ‘oder ‘Transe’ als Schimpfwort benutzt wird.“

Sie freut sich darüber, dass die Uni die Aktionstage unterstützt: „Das ist ein sehr, sehr guter Anfang. Aber es gehört viel mehr Aufklärungsarbeit dazu, da muss eine bessere Zusammenarbeit stattfinden. Außerdem muss sich die Uni noch einmal offiziell gegen jegliche Art von Diskriminierung egal gegen welche Menschen aussprechen. Diskriminierung muss auch in irgendeiner Form geahndet werden.“

Der freie Zusammenschluss von Studierendenschaften (fzs) rief die Aktionstage Anfang September aus und legte ihr Motto fest. Die Umsetzung jedoch lag in den Händen der jeweiligen Hochschulgruppen.

In Freiburg wurde dieses Jahr im Rahmen der Aktionstage in der Mensa Rempartstraße eine Ausstellung der Zeichnerin Schradi gezeigt. In ihren biografischen Comicreportagen beleuchtet sie unter dem Motto „Ach, so ist das?“ wahre Erfahrungen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transidenten, Transgender und Intersexuellen. Eine Kostprobe gibt es auf ihrer Webseite.

In Audimax wurde „Çürük – The Pink Report“ gezeigt. Der Dokumentarfilm schildert die Lage von vier türkischen Männern, die versuchen, vom Wehrdienst ausgemustert zu werden. Als Grund geben sie ihre Homosexualität an – in der Türkei gilt die als „psychosexuelle  Krankheit“, die in einem Beweisverfahren ‘diagnostiziert’ wird.

Abschließend lud Dr. Josch Hoenes von der Universität Oldenburg zu seinem Workshop “Trans*-Queer-Männlichkeit. Praktiken queeren Sehens” ein.

Sylvia Gassner fasst die Ziele der Aktionswoche „gesellschaft macht geschlecht“ zusammen: „In erster Linie natürlich Aufklärung, Sichtbarmachen, dass wir noch präsenter sind diese Woche. Wir hoffen, ganz viele Leute mit unserer Aktion zu erreichen.“ Dafür waren die Aktionstage bestimmt ein wirksames Mittel – auch wenn die Regenbogenflagge gerne etwas größer hätte sein können.

Fotos

Die Flagge blieb bis zum Ende der Aktionstage hängen.

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Mehr Infos

AstA-Referat für sexuelle Orientierung: www.u-asta.uni-freiburg.de/engagement/referate/schwulesbi

Freier Zusammenschluss von Studierendenschaften (fzs): www.kein-sexismus.de

„Çürük – The Pink Report“: www.curuk-film.de

Comicausstellung: www.achsoistdas.com

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Autoren:
Veröffentlicht am 6. November 2013

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