Gemeinsamkeiten um die Ecke gedacht

Gemeinsamkeiten um die Ecke gedacht

Was genau darf man sich unter einer Gesprächs-Installation vorstellen und wie funktioniert so etwas in der Uni? Der Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools und Künstler der “Mobilen Akademie” aus Berlin veranstalten am 23.11.2013 gemeinsam in Freiburg das Kunst-Wissenschafts-Projekt „Cerebromatik“. Studierende sind herzlich eingeladen.

BrainLinks-BrainTools ist der neue Exzellenzcluster, mit anderen Worten das neue durch die Exzellenzinitiative geförderte Verbundforschungsprojekt der Uni Freiburg. Der Cluster arbeitet an Schnittstellen zwischen dem Gehirn und technischen Geräten. Es dreht sich hier um Neurotechnologie – ein Gebiet, das nicht jedem ganz einfach zugänglich ist. Dabei betreibt der Exzellenzcluster eine Form von Forschung, die gesellschaftliche Wirkung hat und somit relevant für die Bevölkerung ist: Beispielsweise Tiefenhirnstimulation bei Parkinson-Patienten.

„Über unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse wollen wir mit der Bevölkerung reden“, sagt Gunnar Grah. Nun ist es häufig schwer, wissenschaftliche Erkenntnisse der Gesellschaft mitzuteilen. Viele denken, sie würden es nicht verstehen. Zudem findet die Informationsweitergabe häufig im universitären Rahmen statt. „Damit ist ganz klar, wer hier der Laie und wer der Experte ist, wer zuhört und wer spricht“, erklärt Grah. Der Exzellenzcluster will nun in einen Dialog mit der Gesellschaft treten und dabei Foren finden, die es den Leuten einfacher machen, das komplexe Themengebiet zu verstehen. Dazu entwickelten Hannah Hurtzig und Philipp Hochleichter von der Mobilen Akademie aus Berlin gemeinsam mit Grah und dem Ethiker Oliver Müller das Projekt „Cerebromatik“, das am 23.11.2013 stattfinden wird.

Aus dem universitärem Rahmen ausbrechen

Die Idee ist, dass sich ein Wissenschaftler des Exzellenzclusters mit einem fachfremden Wissenschaftler zusammensetzt und ein Gespräch führt, bei dem die Öffentlichkeit zuhören kann. „Wir sind zwar noch in universitären Räumen, brechen aber aus dem universitären Rahmen aus“, sagt Gunnar Grah. Das Gesprächspaar hat gemeinsame Interessen, aber eher über die Ecke gedacht.

So beschäftigt sich beispielsweise der Neurowissenschaftler Arvind Kumar mit Nervenzellen im Gehirn, die er als Netzwerk darstellt. Er setzt sich für ein Gespräch mit der Theatermacherin Sibylle Peters zusammen, die Expertin für menschliche Versammlungen, also soziale Netzwerke, ist. Die Projektleiter geben keinen roten Faden vor, an den sich die Gesprächspartner halten müssen. Ihre gemeinsame Schnittstelle sollen sie selber finden. „Im Voraus bekommen sie natürlich eine Kurzbiografie, alles weitere wird sich im Gespräch ergeben“, erklärt Gunnar Grah.

Die eingeladenen Wissenschaftler kommen aus ganz Deutschland und Österreich und haben bereits mit der Mobilen Akademie zusammengearbeitet. Das grundlegende Motto der Veranstaltung lautet: „Erst als ich hörte, was ich dir sagte, verstand ich, was ich meinte“. So reflektieren die Wissenschaftler selber genauer über ihre Forschung und verstehen ihre eigene Arbeit besser.

Zu diesem Projekt kommt es auf der Grundlage des Antrages, den die Wissenschaftler für den Exzellenzcluster schrieben. Darin gaben sie an, nicht nur klassische Öffentlichkeitsarbeit betreiben zu wollen. „Wir fanden es wichtig, zu versuchen, den ganzen ethischen Aspekt in einer neuen Form unter das Volk zu bringen“, erklärt Gunnar Grah. Dementsprechend gebe es auch ein Budget für solche Projekte. Nicht alle finden in so einem großen Umfang statt. Neben dem Kunst-Wissenschafts-Projekt „Cerebromatik“ findet in regelmäßigen Abständen ein „Café Scientifique“ statt, in dem aktuelle Themen diskutiert werden. Daneben gibt es noch den „Science Jam“, der am 2. Dezember 2013 zum dritten Mal stattfinden wird.

Gespräche auch als Videos

Neben den inszenierten Gesprächen wird es in Nebenräumen noch Videos von Mitgliedern des Clusters geben. Diese Interviews wurden bereits im Vorfeld aufgenommen. „Am Ende haben wir ein Archiv von Gesprächen, das zwischen den Wissenschaftlern stattgefunden hat“, sagt Gunnar Grah.

Wer es nicht zu der Veranstaltung schafft, kann die ganzen Gespräche in Form von Videos auf der Homepage des Exzellenzclusters sehen. „Da wir das Ganze interaktiv gestalten wollen, wird es jedoch noch eine Weile dauern“, sagt Gunnar Grah.

Die Veranstaltung findet in einem offenen Rahmen statt, so dass der Zuhörer kommen und gehen kann wann er möchte.

Info

Was: Kunst-Wissenschafts-Projekt „Cerebromatik: Über Schnittstellen, Gerätschaften, Hirnbilder“

Wann: 23. November 2013, 18-23 Uhr

Wo: Aula im KG I

Infos: www.brainlinks-braintools.uni-freiburg.de

Foto: Flyer Veranstalter
Autoren:
Veröffentlicht am 12. November 2013

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