Entwicklung unterstützen

Immer schneller, immer effizienter, immer gradliniger: Die Auswirkungen der Bologna-Reform setzen viele Studierende unter Druck. Unterstützung im Uni-Alltag bietet das sogenannte Mentoring. Doch was hat es damit auf sich?

Die klassische one-to-one Mentoring Beziehung spielt sich zwischen Mentees und ihren Mentorinnen und Mentoren ab. Mentees befinden sich dabei zumeist in den ersten oder letzten Semestern ihres Studiums, der Mentor, die Mentorin kann Studierende, Studierender eines höheren Semesters, aber auch Absolvent oder Absolventin mit Berufserfahrung sein.

Die Vermittlung der eigenen Erfahrungen seitens der Mentorinnen und Mentoren unterstützt  Mentees bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei ist zu beachten, dass Mentoren keine Lehrfunktion ausüben und nicht als Nachhilfelehrer anzusehen sind. Die Mentees müssen wiederum in der Lage sein, offen über ihre Ideen, Befürchtungen und Schwächen sprechen und angebrachte Kritik konstruktiv entgegenzunehmen.

„Im Kern ist Mentoring eine Beziehung, in der Erfahrungslernen möglich wird“, sagt Heike Kapp, Koordinatorin des „Kompetenznetzwerks Studierendenmentoring“ an der Uni Freiburg. Das Kompetenznetzwerk unterstützt die Studierenden durch vorbereitete und begleitete Projekte sowie den Aufbau von Netzwerken. Die einzelnen Unterstützungsmaßnahmen sind an den Fakultäten und Fachbereichen direkt angesiedelt und auf deren Bedürfnisse zugeschnitten. Die Fakultäten werden bei der Konzeption und Implementierung aktiv gefördert, wie etwa bei der Mittelvergabe, Konzeptentwicklung, Schulungen und Netzwerktreffen, Supervision.

Herzstück des one-to-one Mentorings sind die Treffen: Der oder die Mentee erhält hierbei die Gelegenheit, Fragen bezüglich des Studiums und allem was dazugehört zu stellen und den Rat des Mentors einzuholen.

Von der Erfahrung profitieren

Die Beziehung zwischen Mentee und Mentor kann sowohl eine informationsfachliche als auch soziale Komponente aufweisen, welche es erleichtert, eine Vertrauensbasis auszubauen. In den meisten Fällen spielt sich die Kommunikation auf einer persönlichen, ungezwungenen Ebene ab.

„Allerdings darf sich das Ganze nicht zu einem Kaffeekränzchen entwickeln“, verdeutlicht Heike Kapp. „Um dies zu gewährleisten ist es sinnvoll, das Programm gut zu strukturieren und die Beteiligten intensiv zu begleiten.  Zum Beispiel sind in der Regel Mentoring staffeln zeitlich begrenzt, z. B. auf ein Semester oder ein Jahr und beginnen mit einer Kick-Off Veranstaltung, in welcher die Jahresplanung aufgestellt wird.“

Mentoring in der Gruppe

Einen anderen Ansatz verfolgt das Gruppen-Mentoring. Wie die Bezeichnung bereits suggeriert, handelt es sich hierbei nicht um eine Beziehung zwischen dem Mentor und lediglich einem Mentee, sondern mehreren Mentees. „Aufgabe des Mentors ist es, die ersten Treffen der Gruppe zu koordinieren sowie den roten Faden der Veranstaltung aufrechtzuerhalten“, erklärt Heike Kapp. Der weitere Ablauf werde stark von der Gruppendynamik mitbestimmt: Besonders hilfreich ist der Austausch zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern, der Mentor nimmt hierbei eine begleitende, unterstützende Rolle ein.

Beide Konzepte verfolgen das Ziel, den Studierenden bei ihren Entscheidungen, aber auch Problemen und in Stresssituation während des Studiums zu helfen. Es sollen Handlungs- und Lösungskompetenzen entwickelt werden, die es erleichtern sich im universitären Umfeld zurecht zu finden.

Darüber hinaus unterstützen Mentoring Programme die Vernetzung und ermöglichen den Erfahrungsaustausch, sei es durch fachrelevante Vorträge von Ehemaligen oder ungezwungene Treffen aller Teilnehmenden.

Netzwerke wachsen immer weiter

 

An der Uni Freiburg bieten mittlerweile alle Fakultäten Mentoring-Programme an. Unterstützt werden zahlreiche Programme für Studierende – mit steigender Tendenz –  finanziell durch Mittel aus dem Qualitätspakt Lehre und organisatorisch durch das Kompetenznetzwerk Studierendenmentoring. „Es macht mir große Freude zu sehen, wie das Netzwerk wächst und gedeiht“, lobt Heike Kapp die intensive Arbeit der Mentoring Programme.

„Das Kompetenznetzwerk Studierendenmentoring steht in einem regen Austausch mit ganz unterschiedlichen Menschen, von der Fachschaft bis zum Studiendekan, um bestehende Konzepte zu fördern oder neue zu entwickeln.“

Mentoring-Programme für Frauen

Eines der ältesten und bekanntesten Mentoring-Programme an der Uni Freiburg ist Justitia Mentoring. Justitia ist ein Frauenmentoringprogramm der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und es hat sich zur Aufgabe gemacht, Ausgangschancen von jungen Juristinnen für ein gleichberechtigtes Berufsleben zu verbessern und weibliche Vorbilder zu stärken.

Das Mentoring-Konzept von Justitia orientiert sich am klassischen eins-zu-eins Modell: Studentinnen aus den ersten Semestern wird eine Studentin aus höheren Semestern oder eine Doktorandin auf Basis eines Fragebogens zugeteilt. Die Treffen finden in ungezwungener Atmosphäre statt und richten sich nach den Wünschen von Mentee und Mentorin, auch der Turnus der Treffen ist den Teilnehmerinnen überlassen. Darüber hinaus bietet Justitia Vorträge und Workshops sowie Wissenswertes zum juristischen Studium und der beruflichen Laufbahnplanung an.

Den gleichen Ansatz verfolgt auch das Mentoring Programm MeMPhys. Hierbei handelt es sich um ein Förderprogramm von Frauen für Frauen in den Fächern Mathematik und Physik mit Fokus auf den Treffen sowie ergänzenden Seminaren und Workshops.

Ebenso bietet die medizinische Fakultät ein eins-zu-eins Mentoring mit ergänzenden Seminaren im Zuge des Frauenföderprogramms EIRA an, benannt nach der Göttin der Heilkunde, welches 2011 mit dem Bertha-Ottenstein-Preis der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ausgezeichnet wurde. Dieses Programm richtet sich an Frauen, die eine Habilitation anstreben, folglich muss man bereits einige Publikationen vorweisen, um teilnehmen zu können. Herzstück des Programms ist eine Workshop-Reihe, die beispielsweise ein Arroganztraining für Frauen sowie Kurse im Scientific Writing umfasst.

Nachgefragt

„Eine Mentorin soll eine Hilfestellerin sein“

Denise Frintz, Jura-Studentin im siebten Semester, berichtet von ihren Erfahrungen als Mentee sowie als Mentorin bei Justitia Mentoring.

 

Denise, wie bist du zum ersten Mal auf Justitia Mentoring aufmerksam geworden?

Schon sehr früh im Studium. Im ersten Semester wurde das Programm in einer Vorlesung vorgestellt und ich habe mich ziemlich direkt danach bei Justita Mentoring als Mentee beworben.

Was hat dich dazu bewegt, nach deiner Zeit als Mentee auch Mentorin dort zu werden?

Das Mentoring hat mir in den ersten Semestern sehr dabei geholfen, einen Überblick über das Studium zu bekommen und es war sehr hilfreich, einen Ansprechpartner bei Fragen und Problemen zu haben. Außerdem hat meine eigene Mentorin sich immer sehr bemüht, mir ein realistisches Bild von dem zu vermitteln, was einen im Jurastudium erwartet und mir persönlich dadurch einiges vom Stress genommen. Diese positiven Erfahrungen aus dem Mentoring sowie meine eigenen aus dem Studium wollte ich weitergeben.

Wie würdest du die Beziehung zwischen Mentee und Mentorin beschreiben?

Eine Mentorin sollte vor allem Hilfestellerin sein und ihrer Mentee Tipps und Hilfe bei Fragen und Problem im Studium geben. Das Mentoring soll allerdings keine Jura-Nachhilfe sein, sondern sich mit dem Inhalt und Ablauf des Jurastudiums befassen und wie man es am besten gestaltet.

Außerdem sollte es nicht nur um Fragen gehen, wie “was sind gute Bücher” oder “wann sollte ich am besten welche Klausur schreiben”, wobei dies natürlich auch immer aktuelle Themen sind. Es sollte auch darum gehen, was man später nach dem Jurastudium machen möchte. Was sind die Ziele der Mentee und wie kann sie diese erreichen? Wenn man ein Studium beginnt ist man sich vieler Möglichkeiten sowohl im als auch nach dem Studium oftmals nicht bewusst. Umso hilfreicher ist es, jemanden zu haben, der einen solchen alternativen Weg aufzeigen kann.

Was zeichnet deiner Ansicht nach ein erfolgreiches Mentoring aus?

Die Mentee sollte sich mit ihren Schwierigkeiten und Problemen im Studium an ihre Mentorin wenden können. Deshalb finde ich es wichtig, dass man eine gemeinsame Basis findet und sich versteht. Außerdem geht es bei Justitia nicht nur um anfängliche Hilfe für Studienbeginner, sondern hinter allem steckt auch die Idee, ein Netzwerk aufzubauen und Kontakte fürs spätere Berufsleben zu knüpfen, denn Frauen haben mit dem Netzwerken oftmals größere Schwierigkeiten als Männer. Deshalb sollte man als Mentoring-Tandem auch gemeinsam an der Erreichung dieses Ziels arbeiten.

Info und Kontakt

Kompetenznetzwerk Studierendendementoring an der Uni Freiburg

Web: www.mentoring.uni-freiburg.de
Ansprechpartnerin: Heike Kapp

Offene Sprechstunde: Di und Do 9 – 12:00 Uhr

Sedanstr. 6
Tel.: 0761 / 203-67383
E-Mail: kapp@service.uni-freiburg.de

Justitia Mentoring

Web: www.jura.uni-freiburg.de/justitia

Offene Sprechstunde: Dienstags zwischen 14-15 Uhr

Tel. 0761 / 203 – 97580

E-Mail: justitia@jura.uni-freiburg.de

MeMPhys (Mentoring in Mathematik und Physik)

Web: www.memphys.uni-freiburg.de

E-Mail: mentorin@gmx.net

EIRA

Web: www.med.uni-freiburg.de/Gleichstellungsbeauftragte/EIRA-Mentoring

E-Mail: heike.pahl@klinikum.uni-freiburg.de

 
Autoren:
Veröffentlicht am 13. Februar 2014

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