Kompass für nachhaltigen Konsum

Kompass für nachhaltigen Konsum

Freiburg ist seinem Ruf als grünste Stadt Deutschlands mal wieder ein Stück gerechter geworden. Im Zuge des eineinhalbjährigen Projekts „Cost of food“ haben die Studierenden des Masterstudienganges Environmental Governance eine Smartphone-App für fairen Konsum in Freiburg entwickelt.

„(M)Appetizing Freiburg – die (m)appetitliche Suche nach biologischen, fairen und regionalen Leckerbissen in Freiburg.“ Mit diesem Slogan lockt die neuentwickelte App der 28 Masterstudierenden der forstwissenschaftlichen Fakultät in Freiburg, die man sich seit dem 22. Februar kostenlos im Google Playstore beziehungsweise iOS-Store herunterladen kann. Mittels eines Adresssuchfeldes und der vier Kategorien Essen, Einkaufen, Pflücken und Geheimtipps lässt sich schnell und einfach herausfinden, wo man in Freiburg auf nachhaltigen Pfaden wandeln kann. „Die App funktioniert nach dem Prinzip Google maps“, erklärt Mark Owe Heuer, einer der Hauptentwickler. „Man gibt eine Adresse oder seinen aktuellen Standort an. Jede Kategorie wird dann mit dem ihr eigenen Symbol auf einer Karte angezeigt.“

Geheimtipps und Leckerbissen

Das Softwareprogramm soll vor allem auch von seinen Konsumenten leben. So darf jeder seinen ganz persönlichen Geheimtipp abgeben, der wird dann nach kurzem Öko-Check durch die Studierenden in die Karte eingetragen. Mittlerweile sind über 100 „Leckerbissen“ auf der Karte verzeichnet: Gemüsestände und Naturkostläden, Märkte und Restaurants, Cafés und Standorte zum sogenannten Urban Gardening. Klickt man auf das Symbol, werden außerdem noch eine Kurzbeschreibung und die Öffnungszeiten angezeigt.

Kurios sind vor allem die Hinweise unter der Kategorie „Pflücken“. Hier findet man öffentlich zugängliche Obstbäume und –sträucher, die kostenlos geerntet werden dürfen. Mirabellen und Walnüsse in Herdern, Kirschen in der Wiehre und Bärlauch in der Oberau – biologischer und regionaler geht’s wohl nicht mehr. Wer sich mit den Erntezeiten und den genauen botanischen Besonderheiten der jeweiligen Pflanzen nicht auskennt, kann diese auf einer der Webseiten nachlesen, die sich in einer Leiste hinter dem Feld „Kalender“ verbergen. Hier haben die User außerdem noch die Möglichkeit, den CO2- und Wasserverbrauch einzelner Lebensmittel zu berechnen, sowie Rezepte und allgemeine Tipps zu Foodsharing, Vegetarierdasein und Nahrungsmittelverschwendung finden.

Doch wie sinnvoll ist so eine App in einer derart grünen Stadt wie Freiburg – stolpert man nicht wie von selbst vom Super-Natur-Markt zum Fairtrade-Café? „Wir wollen uns vor allem an junge, neu zugezogene Leute, wie zum Beispiel Erstsemester, richten. Oftmals verfällt man beim Einkaufen in eine bequeme Routine – man nimmt den nahegelegensten und nicht unbedingt den nachhaltigsten Supermarkt, obwohl man im Grunde bewusst konsumieren möchte“, sagt Mark Owe. Wie bei jeder Routine sei es auch beim Alltagseinkauf schwer, davon wegzukommen – dabei solle die App helfen. Dabei ging es dem Lüneburger vor allem auch darum, die Wissenschaft aus ihrem Elfenbeinturm heraus und ins tägliche Leben herein zu holen: „Wir wollten nicht immer nur diskutieren und kritisieren, sondern auch einen praktischen Beitrag zur Konsumverbesserung leisten.“

App kommt an

Dies ist offensichtlich gelungen: Seit dem Launch der App am 22. Februar im Paulus-Saal haben immerhin durchschnittlich 30 Personen pro Tag die App heruntergeladen. Werbung funktioniere im Moment hauptsächlich über Facebook, die Website und natürlich Mundpropaganda – für größere Aktionen seien im Moment keine finanziellen Mittel da.

Aber wie entwickelt man überhaupt eine App? In einem Zeitalter, in dem Blogs und Homepages wie Unkraut aus dem Internetboden schießen, scheint man auch dafür keine spezielle IT-Vorbildung mehr zu brauchen. „Mit dem Programm ‚PhoneGap‘ kann im Prinzip jeder eine App erstellen“, sagt Mark. „Wir mussten einmalig 25 Dollar an Google bezahlen. Bei Apple ist es dann ein bisschen mehr geworden, die haben 100 Dollar verlangt, aber das wurde glücklicherweise von der Uni Freiburg und dem DAAD finanziert.“ Darüber hinaus müssen noch einige Kriterien beachtet werden – und Apple äußert sich da sehr konkret: In dem typischen persönlichen Du-Jargon ruft der Konzernriese Tüftler dazu auf, die App natürlich vor allem „unique“, also einzigartig, und doch bitte weder eine „Rülps-, Furz-, noch Kamasutra-App“ zu gestalten.

„Unique“ ist (M)Appetizing Freiburg mit Sicherheit geworden. An gewissen Punkten wollen die Studierenden aber dennoch ein wenig feilen: So könne man die eigenen Vorschläge bisher nur im Android-System eintragen, und die Möglichkeit, die Konsumtipps bei Facebook und Twitter zu teilen, fehle auch noch.

Nun ja, die Kirschen in der Wiehre sind ja schließlich auch noch nicht erntereif – bis dahin wird es wohl noch ein Weilchen dauern. Doch solange kann man sich gut die Zeit vertreiben, indem man schon mal nach Kuchen- und Kompottrezepten sucht, sich eine lange Leiter besorgt und nochmal alles über Foodsharing nachliest. Denn wenn’s was umsonst gibt, verhalten sich manchmal auch die größten Nachhaltigkeitsfans nicht mehr ganz fair.

In diesem Sinne – guten (m)Appetit!

Info

Alle Infos und den Link zum Download unter www.mappetizing.de

Foto: Louise Füeßl
Autoren:
Veröffentlicht am 18. März 2014

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