Internationale Beziehungen verstehen

Internationale Beziehungen verstehen

Einmal in den heiligen Hallen der Vereinten Nationen in New York in die Rolle eines Abgeordneten schlüpfen zu können: Für die meisten politik-begeisterten Studierenden ein Traum. Diese Möglichkeit bietet das Projekt National Model United Nations, kurz NMUN. Allerdings kann eine Teilnahme für Studierende recht teuer werden. AKTUELL: Die Delegation ist gerade in NYC und will täglich ein Update posten.

Gegründet wurde das Projekt National Model United Nations (NMUN) vor über 40 Jahren von der National Collegiate Conference Association (NCCA) einer NGO, welche die größte und wichtigste internationale Simulation der Vereinten Nationen bis heute veranstaltet.

Durch das Projekt bekommen Studierende die Möglichkeit, die Arbeitsweise der UN kennenzulernen. Bevor es losgeht, wird den teilnehmenden Universitäten ein Land zugewiesen, daraufhin bilden die Studierende sogenannte Komitees, in denen verschiedene Themen, wie Sicherheit, Versorgung oder Umweltschutz behandelt werden.

„Innerhalb der Simulation gilt es dann, das Land in seinen Grundhaltungen zu vertreten und Resolutionen zu erarbeiten“, sagt Larena Eibl, Studentin der Medien- und Kulturwissenschaften sowie Pressesprecherin des NMUN-Teams Freiburg.

Bei den Resolutionen handelt es sich um Beschlüsse der Vereinten Nationen, die das Resultat einer Aussprache bestimmter Hauptorgane wie etwa des UN-Sicherheitsrats schriftlich festlegen. Sie enthalten Bewertungen und Forderungen, die den Grundsatz für alle völkerrechtlichen Entscheidungen, wie zum Beispiel auf dem Gebiet der Terrorismusbekämpfung, bilden.

Gutes Englisch ist Voraussetzung

Wer bei NMUN mitmachen möchte, sollte sehr gut englisch sprechen. „Wir müssen in der Simulation mit den Muttersprachlern mithalten können“, sagt Jan-Simon Dörflinger, der die NMUN Gruppe leitet. Das solle aber niemanden abschrecken, denn man wolle Studierende möglichst aller Fachrichtungen ansprechen. Seit 2011 können Studierende übrigens auch ECTS Punkte durch die Teilnahme erwerben.

Das Auswahlprozedere beginnt mit einem Bewerbungsschreiben, bei dem sich die Studierenden ein Land aussuchen, das sie auf Englisch in einem einseitigen Aufsatz vertreten. Im späteren Bewerbungsgespräch wird dann die Reaktionsschnelligkeit auf englische Fragen geprüft. Im Anschluss daran beginnt dann auch schon die Vorbereitung.

„Die Vorbereitung ist in Freiburg besonders intensiv und erstreckt sich über mehrere Monate“, sagt Jan-Simon Dörflinger. Die Teilnehmenden lernen in den Seminaren das 1×1 der UN sowie das zu vertretende Land genau kennen. In Freiburg bereiten sich die Studierenden seit September 2013 darauf vor, Indien in New York adäquat zu vertreten.

„Im Falle Indiens sind die Themen sehr vielfältig, sie reichen von Schuldennachhaltigkeit, über Versorgung sowie Militärisches“, erklärt Larena. Aber auch etwas abseitig erscheinende Themen wie „the peaceful use of outer space“ würden behandelt, ergänzt Jan-Simon Dörflinger. Indien sei daran interessiert, sich als Großmacht neben China, Russland und Europa auch im Weltall zu engagieren. Ein solches Engagement dürfte allerdings nur im friedlichen Rahmen stattfinden, um Konflikte zu vermeiden.

Fünf Tage Planspiel in NYC

Teil der universitären Vorbereitung sind mehrere Seminarkurse an der Uni, Blockseminare im Schwarzwald, sowie der Besuche des HamMUN, einer Simulation in Hamburg bei der die Teilnehmenden ihre Fähigkeiten ein erstes Mal erproben.

In diesem Jahr findet vom 30. März bis 4. April dann das 5-tägige Planspiel in New York statt, bei dem sich über 5.000 Studierende aus der ganzen Welt treffen, um aktuelle Themen der Weltpolitik zu erörtern und diplomatische Verhandlungen zu führen.

So spannend wie die Teilnahme an diesem Projekt ist: Es gilt auch die Finanzierung zu stemmen, denn die Kosten pro Teilnehmenden belaufen sich auf 2.000 Euro.

Kosten sind hoch

Trotz regelmäßiger Unterstützung seitens der Fakultäten der Universität, dem International Office sowie von Alumni Verbänden, erweist es sich stets als eine große Aufgabe die Kosten zu decken. Dabei sollen Sponsoren helfen.

„Die Studierenden müssen lernen, wie man Unternehmen anschreibt und am Telefon nicht gleich in die Warteschleife verlegt oder abgewimmelt wird“, sagt Jan-Simon Dörflinger.

Die hohen Kosten rufen auch immer wieder Kritiker auf den Plan, die sagen, dass nur Studierende wohlhabender Eltern bei NMUN mitmachen können.

„Das bekommt man leider gar nicht so selten zu hören“, sagt Jan-Simon Dörflinger „Dabei ist das Programm in seinen Grundzügen sehr sozialverträglich, denn alle Teilnehmenden engagieren sich, die Kosten des gesamten Teams zu decken. Sei es durch Telefonate mit Unternehmen oder dem klassischen Waffelverkauf.“

Jan-Simon Dörflinger räumt allerdings ein, dass es bei NMUN 2012 im vorletzten Jahr aufgrund der Unterbrechung der Teilnahme Freiburgs einen höheren Anteil bei der Selbstfinanzierung gegeben hätte. Das mache deutlich, dass es jedes Jahr ein neuer Kampf um die Finanzierung sei. Für 2014 ist die Lage entspannter: „Dieses Jahr ist trotz der enormen Größe der Delegation von 28 Leuten, davon auszugehen, dass alle Kosten mit Ausnahme der Flüge gedeckt sind.“

Auch wenn die Teilnahme teuer ist, für Larena ist klar: „An NMUN teilzunehmen ist wirklich lohnenswert, da man auf so vielen Gebieten Erfahrungen sammelt und sich persönlich weiter entwickelt.“

AKTUELL

Wer verfolgen möchte, was die Gruppe beim Planspiel in New York erlebt, findet täglich ein Update unter www.facebook.com/NmunUniFreiburg

Kontakt & Infos

NMUN
Seminar für Wissenschaftliche Politik
Rempartstr. 15

Ansprechpartner: Jan-Simon Dörflinger
Tel. 0761/203-97882
E-Mail: jan-simon.doerflinger@politik.uni-freiburg.de

www.nmun.uni-freiburg.de

Details über das Bewerbungsverfahren werden im Verlauf des Sommersemesters bekanntgeben.

Die Bewerbung läuft über den Lehrstuhl für internationale Politik des Seminars für Wissenschaftliche Politik.

Foto: Delegation 2014 / NMUN
Autoren:
Veröffentlicht am 25. März 2014

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