Quadratisch, praktisch, mobil — addhome study

Quadratisch, praktisch, mobil — addhome study

Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Freiburg testen seit dem Wintersemester 2013 vier Studierende das Pilotprojekt addhome study. Die Wohnmodule in Form eines Containers bieten ein vollwertiges Zuhause. Aber kann das Leben in einer „Box” eine Alternative zur Wohngemeinschaft sein? Text, Video, Bildergalerie.

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Die Wohnungsnot der Studierenden ist bekannt, aber ein bisher ungelöstes Problem in vielen Städten Deutschlands. An bezahlbare Zimmer in Stadtnähe ist oft nicht zu denken.

Gerade die Universitätsstadt Freiburg ist für viele Studierende ein Ziel mit verlockenden Möglichkeiten. Für viele Interessenten scheitert der Umzug in das neue Freiburger Leben jedoch an den knappen Wohnungsangeboten. Eine Alternative bietet seit letztem Semester ein Umkircher Unternehmen: Wohnmodule in Form eines Containers auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs.

Die äußere Form der neuen Unterkünfte entspricht dem klassischen 20-Zoll Überseecontainerformat. Container also, in denen normalerweise weltweit Waren verschifft werden. Doch anstatt aus schwerem Metall, bestehen die Wohnmodule aus hochwertigen und energieeffizienten Materialien aus dem Bereich Kühlraumbau. In erster Linie erstellt die Firma Kramer betriebsbereite Gebäude und Einrichtungen, versucht aber nun durch ihre mobilen Unterkünfte die Freiburger Wohnsituation zu entspannen.

Seit Oktober 2013 testen vier Studierende in einem Pilotprojekt die Wohnmodule kostenlos für ein Semester.

Design in Form gebracht

Auf einer Fläche von 15 bis wahlweise 22 Quadratmetern, bieten diese Wohn-Container ein vollmöbliertes Appartement. Bett, Schrank, Schreibtisch, Küchen- und Badzeile sind raumsparend eingegliedert und lassen genügend Stauraum für Snowboard, Gitarre und Co.

Die Küchenzeile ist mit einem Backofen, einem Cerankochfeld, einem Kühlschrank und einer Dunstabzugshaube ausgestattet, so dass die Studierenden dort auch gerne kochen.

Küche

Klein aber fein. Die Küche bietet nicht nur genügend Raum zum
Kochen, sondern dient als Verbindungsglied zwischen zwei Containern.

„Wir haben vor kurzem sogar schon mal Spanferkel bei uns gemacht“, sagt Florian, der nach einem Auslandssemester in den USA sein Masterstudium in Mikrosystemtechnik begonnen hat.

Bei seiner Wohnungssuche Anfang des Wintersemesters tauchte folgendes Wohnungsangebot auf: Als Teil eines Pilotprojekts verloste das Freiburger Stadtmagazin “Chilli” vier Wohnplätze – das erste Semester mietfrei und das zweite Semester für 200 Euro im Monat. Er hatte Glück und teilt sich nun seinen WG-Container mit Michael, der im fünften Semester VWL studiert.

Mitbewohner

Michael (links) und Florian (rechts) wohnen zusammen in der Variante
des Schmetterlingscontainers.

Grünes wohnen: Hier und jetzt

Durch die gedämmte Außenhülle und die dreifach verglasten Fenster, bleibt es im Sommer angenehm kühl und im Winter „funktioniert unsere Heizung gut“, sagt Florian und zeigt dabei auf sein Thermometer. Für ein energieautarkes Wohnen, entwickelt das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg eine bivalente Wärmepumpe, welche die Wohnungen in Kombination mit anderen Heizquellen klimatisiert. Die Verbraucherwerte der kompakten Unterkünfte entsprechen einem Niedrigenergiehaus. Ein Wohnmodul wird sogar als Passivhausvariante bewohnt.

Die Wohncontainer haben aber noch einen weiteren Vorteil: Durch ihr geringes Gewicht können sie bequem mit einem PKW transportiert und dort aufgestellt werden, wo es Platz dafür gibt. Erforderlich sind lediglich Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss.

WG-Leben mal anders

Home, Sweet Home. Der Schmetterlingscontainer von Florian und Michael.

Home, Sweet Home. Der
Schmetterlingscontainer von Florian und Michael.

Die Hightech-Single-Container in Freiburg werden jeweils von einem Studierenden bewohnt. Allerdings können die Module auch zu einem WG- oder Schmetterlingscontainer zusammengeschlossen werden. „Wenn ich meinen netten Mitbewohner morgens und abends in der Küche treffe, ist es doch eine ganz heimelige Atmosphäre”, erklärt Florian, der so einen WG- Container bewohnt.

Die Wohnmodule sind in sich abgeschlossene Einheiten — alle vier zusammen bilden jedoch eine kleine gemeinsame Wohngemeinschaft.

Inmitten der vier Wohnmodule gibt es Platz, wo sich die Studierenden draußen nach einem anstrengenden Tag treffen und den Abend gemeinsam bei einem Bier ausklingen lassen können. Auch für eine Feuerstelle, an der man sich an Winterabenden aufwärmen und im Sommer grillen kann, ist vorhanden. Zu jedem Container gehört außerdem ein Autostellplatz und ein Briefkasten.

Innenhof und Container

Der ehemalige Güterbahnhof: Ideal für eine laute Open Air Party.

Ob sich das Konzept addhome study in Freiburg etablieren kann, wird die Zukunft zeigen. Werden Gemeinschaftseinrichtungen im Containerkonstrukt geboten und ist eine ausreichende Infrastruktur vorhanden, so ist sich Diplom Pädagogin Renate Heyberger, stellvertretende Geschäftsführerin des Studentenwerks Freiburg, sicher, dass „das eine Alternative sein kann“.

Allerdings fügt sie hinzu, „dass ein Container-Typ entwickelt werden müsste, der stapelbar ist“. Über diese platzsparende Variante ist das Studentenwerk Freiburg mit der Firma Kramer aktuell im Gespräch.

Infos

Wer mal in Kontakt mit den add home study-Jungs treten will, kann das auf der offiziellen Facebook-Seite machen facebook.com/addhomestudy/

Mehr zum Projekt gibt es hier: addhome.de/pilotprojekt/ sowie beim Studierendenwerk unter www.swfr.de

Video

Bildergalerie

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Text – Foto – Video

Gemeinschaftsproduktion von Luka Marie Fritsch, Kateryna Olyzko, Janett Waschk, im Seminar Journalismus crossmedial für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Horst Hildbrand.

Veröffentlicht am 10. April 2014

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