Filme statt Fußball

aka-filmclubKeine Lust auf Public-Viewing? Der aka-Filmclub zeigt während der Deutschlandspiele die Filmreihe “Alternative gegen Deutschland”. Auf dem Programm steht die Deutschland-Triologie von Christoph Schlingensief. Der Reihenpate Max Becker verrät, was es damit auf sich hat.

Max, wie bist du auf die Idee gekommen, ein Alternativprogramm zur WM zu zeigen?

Ich schaue eigentlich gerne Fußball, aber mich stört das ganze One-World-Getue während der WM, weil das einfach eine Riesenheuchelei ist. Die FIFA betreibt ja enormen Aufwand, um dieses Image zu verbreiten.

Und in Deutschland verhält es sich ähnlich. Da gibt es besonders im Umfeld von großen Sportveranstaltungen auch Imagekampagnen, wo dann Deutschland das gastfreundliche und in jeder Hinsicht vorbildliche Land ist, in dem jeder frei leben kann.

Die Filmreihe besteht aus der Deutschland-Trilogie von Schlingensief. Wieso gerade diese Filme?

Die Idee zur Reihe kam mir, soweit ich mich erinnere, als ich mich mit dem NSU beschäftigt habe. Da stand erstmal der Gedanke, dass eine Gegenposition zum eitlen Fähnchengewedel während der WM von Nöten wäre. Zuerst dachte ich, wir könnten Dokus und ernsthafte Filme, zum Beispiel über Rechtsextremismus zeigen. Das fand ich dann aber zu pädagogisch.

Durch Zufall bin ich in dieser Zeit noch mal auf die Schlingensief-Trilogie gestoßen, aus der ich schon zwei Filme gesehen hatte. Die Filme beziehen sich auf drei bedeutende Ereignisse der deutschen Geschichte: Hitlers Untergang, die Wiedervereinigung und die Asyldebatte der 80er und 90er Jahre. Von diesen Ereignissen hat man vielleicht eher ein heroisches und glorioses Bild – oder sie werden einfach ausgeblendet.

Die Filme dagegen sind extrem schmutzig, hysterisch und hässlich und halten voll drauf. Schlingensief ging es darum, die düstere Seite nicht zu unterdrücken, sondern sie auszuleben. Es ist ja häufig so: Je mehr jemand sich um ein gutes Image bemüht, desto dunklere Wahrheiten stecken dahinter.

Der aka-Filmclub ist im Grunde unpolitisch. Mit einer Reihe gegen den durch den Fußball ausgelösten Patriotismus kann man allerdings kaum unpolitisch bleiben. Wie ist die Reihe mit den politisch neutralen Grundsätzen des Filmclubs zu vereinbaren?

Der aka kann gar nicht unpolitisch sein, er vertritt nur satzungsgemäß keine bestimmte Partei oder Ideologie und das ist bei meiner Reihe auch nicht der Fall. Anders als ein Großteil des aka-Programms ist sie aber auch explizit politisch, da es um ein gesellschaftliches Phänomen geht und sie dazu eine Position bezieht. Letztlich beziehe aber sowieso ich diese Position als Verantwortlicher für die Reihe und nicht der Filmclub.

Termine

Montag, 16.6. 2014: 100 Jahre Adolf Hitler
Donnerstag, 26.6. 2014: Das deutsche Kettensägenmassaker
Montag, 30. 6.2014: Terror 2000

Alle Filme laufen um 20 Uhr im Hörsaal 2006.

Mehr Infos zur Filmreihe: www.aka-filmclub.de

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Foto: aka-Filmclub
Autoren:
Veröffentlicht am 12. Juni 2014

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