Der grüne Entschleuniger

Der grüne Entschleuniger

Von der Minze bis zum Mammutbaum: Im Botanischen Garten der Uni Freiburg gibt es 6.000 verschiedene Pflanzenarten zu sehen, von ganz klein bis ganz groß. Der Garten in Herdern feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen und bietet eine einzigartige Mischung aus Forschung, Lehre und Entspannung.

Wie ein kleiner Park ist der Botanische Garten angelegt. Überall ist es grün, Bänke laden zum Verweilen ein und in der Mitte des Geländes liegt eine Picknickwiese mit zwei kleinen Teichen. Nur die kleinen Schildchen an jeder Pflanze weisen darauf hin, dass man hier auch etwas lernen kann.

Denn auf den Schildchen steht allerlei Wissenswertes: „Rutaceae – Citrus maxima – Pampelmuse – Thailand“, zum Beispiel. Rutaceae ist die Familienangabe, ein Rautengewächs. Dann der lateinische Namen Citrus maxima, die größte Zitrone. Und schließlich der deutsche Name sowie der Herkunftsort.

Alle Pflanzen sind korrekt nach diesem Prinzip beschriftet. Denn der Botanische Garten ist nicht nur ein Ort zum Entspannen, sondern auch ein wichtiger Ort für Forschung und Lehre.

Angegliedert an den Garten ist der Lehrstuhl „Botanik: funktionelle Morphologie und Bionik“. Dessen Hauptforschungspunkt ist die Bionik, also die Übertragung biologischer Prinzipien und Funktionsweisen in die Technik. Spezialisiert hat sich der Lehrstuhl unter anderem auf Oberflächen und Bewegungen.

Verbindung von Alltag und Forschung

„Bewegung wird üblicherweise eher als Merkmal der Tiere gesehen. Dabei bewegen sich Pflanzen auch“, erklärt Thomas Speck, der Direktor des botanischen Gartens. Bestes Beispiel sind fleischfressende Pflanzen: „Jeder kennt die Schnappbewegung einer Venusfliegenfalle, da steckt eine Menge Mechanik dahinter“, sagt Speck. Dennoch sei noch jede Menge Grundlagenforschung über diese allseits bekannte Pflanze nötig.

Die Verbindung von Alltäglichem und Forschung ist ein Grundkonzept des Botanischen Gartens: Schlendert man durch den Garten, so begegnen einem immer wieder Dinge des alltäglichen Lebens. Zum Beispiel kennt jeder Schokolade, aber wie sieht eigentlich ein Kakaobaum aus?

„Einfach durch den Garten laufen und etwas Spannendes entdecken, das ist doch toll“, sagt Speck. Etwa 6.000 verschiedene Pflanzenarten befinden sich im Garten. Dieser ist nach dem geographischen Prinzip aufgebaut. In verschiedenen Bereichen des Parks gibt es also jeweils Pflanzen aus einer Region der Welt zu sehen.

Dieser Aufbau ist eng mit der 100-jährigen Geschichte des Gartens verbunden. Denn erst vor 100 Jahren konnte sich einige Bürger allmählich das Reisen in ferne Länder leisten: „Von diesen Reisen brachte man allerlei mit, es entwickelte sich ein Interesse an fremden Ländern und deren Pflanzen“, erklärt Speck.

Der Besuch ist kostenlos

Neben dem Garten gibt es noch die vier Schaugewächshäuser. Auch diese können Besucher während der Öffnungszeiten kostenlos besichtigen. Ein Haus beheimatet Farne, deren enge Verwandte schon mit den Dinosauriern auf der Welt lebten.

Im Sukkulentenhaus leben Pflanzen die sich an besondere Klimaverhältnisse angepasst haben und Wasser speichern. Bekannteste Vertreter sind die Kakteen, auch wenn diese nur einen kleinen Teil der Sukkulenten ausmachen. „Diese Pflanzen sehen oft sehr ähnlich aus, sind manchmal aber überhaupt nicht näher miteinander verwandt. Die typischen Anpassungen der Sukkulenten sind im Laufe der Evolution mehrmals neu entstanden“, erklärt Friederike Gallenmüller, Kustodin des Botanischen Garten.

Dschungelfeeling im Tropenhaus

Im Subtropenhaus befinden sich dann vor allem Pflanzen aus Australien und Neuseeland. Zudem gibt es dort eine Sammlung fleischfressender Pflanzen zu bestaunen. Im Tropenhaus kommt Dschungelfeeling auf: Exotische Pflanzen, hohe Luftfeuchtigkeit und konstante Temperatur prägen den Raum.

Viele Menschen besuchen den Botanischen Garten einfach zum Entspannen: „Der Garten ist für mich selbst ein Entschleuniger“, sagt Speck. So ist in einigen Bereichen des Gartens das Picknicken erlaubt und es tummeln sich Familien mit Kindern auf dem Rasen, während Studierende auf einer Bank daneben versuchen, zu lernen. Ein Sinnbild für den Botanischen Garten: Freizeit und Forschung an einem Ort.

Info

Öffnungszeiten des Botanischen Gartens

Garten: Täglich von 8 bis 18 Uhr

Gewächshäuser: Mo – Do 12 – 16 Uhr,  Sonn- und Feiertage 14 – 16 Uhr

Der Eintritt ist kostenlos.

Mehr Informationen gibt es auf der Homepage des Botanischen Gartens: www.botanischer-garten.uni-freiburg.de

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Fotos: Felix Klingel
Autoren:
Veröffentlicht am 9. Juli 2014

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