…und was machst du so?

…und was machst du so?

 Immer dieselbe Frage! Oft folgt ein auswendig gelernter Standardsatz als Antwort auf die Frage nach dem Studium. Wir wollen mehr wissen: Was verbirgt sich hinter den Studienfächern? Was ist gut und was nicht so? Und was macht man damit eigentlich?

Heute mit Tammy, 5. Semester English and American Studies/ Anglistik und Amerikanistik.

Was studierst du?

Ich studiere Anglistik im fünften Fachsemester. Die Universität Freiburg führt mit seinem Englischen Seminar die Ranking-Liste des CHE an, und das seit Jahren. Viele Studienortwechsler haben mir von den Qualitäten der akademischen Lehre, wie sie in Freiburg praktiziert wird, berichtet. Aber nicht nur deshalb habe ich mich für den Standort Freiburg entschieden: Ich wollte mal raus!

Obwohl ich aus dem Raum Tübingen komme und ein bequemes Pendeln von daheim zur hiesigen Uni die einfachere Lösung gewesen wäre, hatte ich das Bedürfnis den Horizont durch einen Tapetenwechsel zu erweitern. Auf eigenen Beinen zu stehen ist eine der bedeutendsten Erfahrungen, die man nach dem Abitur machen kann.

In meinem Studium vereinen sich die drei Sachgebiete der Anglistik: Die Literatur und Kultur der anglophonen Welt, sowie die Linguistik der englischen Sprache. Die English Studies bieten ein weites Feld an akademischer Wissensvermittlung und –vertiefung. Meist überschneiden sich die verschiedenen Fachgebiete sogar und ergeben jenen facettenreichen ‘Melting Pot’, den die Anglistik in ihrer Mannigfaltigkeit beschreibt.

In Freiburg kann sich ein Anglistikstudent auf zwei verschiedenen Wegen spezialisieren. Solche, die besonderes Interesse an den Eigentümlichkeiten und Diversitäten der verbreitetsten Weltsprache der Erde zeigen, wählen die Linguistik, auch Sprachwissenschaft genannt. Unverbesserliche Bücherwürmer wie ich fallen der Literaturwissenschaft anheim.

Beide Fachgebiete sind durch die Verbreitung der englischen Sprache in ihrer schieren Anzahl wohl kaum mit den entsprechenden Äquivalenten anderer Philologien vergleichbar. So nuanciert und differenziert ist nun mal keine andere Sprache aufgestellt. Von einer kleinen Insel kommend hat Englisch eine nicht vergleichbare Erfolgsgeschichte geschrieben. Auch diese Verbreitung wird in unserem Studium thematisiert, hier beispielsweise verknüpfen sich mehrere Themenbereiche zu einem viellagigem Geflecht aus ‘colonial studies und history of English’.

Für mich war immer gewiss, dass ich mich in der Literaturwissenschaft vertiefen möchte. Meiner Meinung nach kann man durch Bücher in andere Welten eintauchen und im Kopf Möglichkeiten durchspielen, die einem in der Realität nie passieren würden. Vor allem Dystopien, Fiktionen die von einer sich zum Negativ entwickelnden, futuristischen Gesellschaft erzählen, erreichen für mich diesen Effekt. Außerdem erzählen Geschichten generell die Sehnsüchte und Konflikte der Menschheit.

Erzählungen simulieren Möglichkeiten der Gesellschaftsentwicklung und wie sie sich auf das Individuum niederschlägt. Wir schreiben sie, weil uns ihre Thematik interessiert. Was mich jedes Mal aufs Neue bewegt ist die Tatsache, dass die Literatur der Vergangenheit, ob Viktorianische Novellen oder Poesie der Moderne, menschliche Gefühle widerspiegelt, wie wir sie auch heute noch haben. Eine andere Epoche stellen wir uns heute oft als andere Welt vor.

Es elektrisiert mich wenn ein Autor den Leser mit seinem Versuch berührt, die Beschaffenheit der Menschlichkeit zu erklären, besonders auf eine auf das simpelste heruntergebrochene Weise. Der Mensch in seiner Einfachheit sucht stets nach dem gleichen, ungeachtet der epochalen Kulisse. Durch Literatur Schmerzen zu Teilen und Schönheit reflektiert zu sehen – das ist es, was mich zu einem literaturwissenschaftlichen Studium gebracht hat.

Und was willst du damit machen?

Nach Abschluss meines Studiums würde ich gern einem Beruf nachgehen, der meinen Umgang mit Sprachen von einem akademischen in eine wirtschaftliche Realität anwendet. Als Welthandelskorrespondentin möchte ich Englisch, Chinesisch, Französisch und Spanisch sowie Deutsch im täglichen Berufsalltag verwenden. Diese Ausbildung umfasst zwei Studienjahre und ermöglicht es den Absolventen jedwede handelsorientierte Kommunikation in den genannten Sprachen zu führen.

Mein Studium ist keine Voraussetzung für diese gehobene Ausbildung, jedoch bereue ich es nicht mich für dieses entschieden zu haben. Die Beschäftigung mit Literatur wird mich immer begeistern und findet in meiner Liebe zu den Sprachen Resonanz. Ich möchte diese Begeisterung in meinem Berufsalltag tragen, weil es mir wichtig ist Job und Muse zu einem gewissen Grad zu vereinen.

Info

Mehr Infos zum Studiengang unter: anglistik.uni-freiburg.de

Aus der Serie sind bisher erschienen:

Sabrina, 3. Semester Sport Bachelor mit dem Nebenfach Sporttherapie

Flora, 4. Semester Masterstudiengang Kognitionswissenschaften

Matthew, 3. Semester Environmental Governance

Flore, 5. Semester Regio Chimica

Laura, 2. Semester Medizin

Miguel, Philosophie, 6. Semester

Jonas, Jura, 4. Semester

Judith, Germanistik und Geschichte auf Lehramt, 8. Semester

Benno, Bachelorstudiengang „Waldwirtschaft und Umwelt“, 3. Semester

Corinna, Master Neuere deutsche Literatur, Kultur, Medien, 1. Semester

Charlotte, 2. Semester, Masterstudiengang Mittelalter- und Renaissancestudien

Martin, 3. Semester Politikwissenschaft

Jonas, 2. Semester Angewandte Politikwissenschaft

Fenja, 4. Semester Frankomedia

Julia, 5. Semester Judaistik

Jana, 3. Semester Vorderasiatischer Altertumskunde

Sarah, 4. Semester IberoCultura

Christine, 4. Semester Umwelt-Naturwissenschaften

Foto: Tanja Kapp
Autoren:
Veröffentlicht am 22. Dezember 2014

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